Tod in Tanger (Thriller) (German Edition)
Narbige ihr wieder die Pistole an den Kopf. Der Druck war unangenehm. Sie schluckte und faßte sich dann. Es hatte alles keinen Sinn, sie mußte diesen Männern irgend etwas vorsetzen, irgendeinen Brocken, den diese Wölfe verschlingen konnten... Und vielleicht, wenn sie sehr viel Glück hatte, würden sie sich damit zufrieden geben... Vielleicht...
„Ja, er hat einmal angerufen.“
„Von wo aus?“
Sie überlegte kurz. „Italien. Ich glaube, es war Mailand.“
Ohne Vorwarnung verpaßte der Narbige ihr einen furchtbaren Schlag.
„Sie lügen!“ kommentierte der Schwarzbart. Die beiden Männer schien fast so etwas wie Gedankenübertragung zu verbinden. Sie verstanden sich blind und ohne ein Wort. Aber vielleicht lag es auch nur daran, daß Elsa nichts von dem wirklich verstand, was hier vor sich ging.
„Warum sollte ich lügen?“
„Steiner weiß genau, daß er ein toter Mann wäre, sobald er sich in Italien blicken ließe... Nein, das würde er nicht wagen! Also, von wo aus hat er sich gemeldet?“
„Brüssel.“
Es war ihr gerade so eingefallen, und sie dachte, daß es Robert vielleicht half. Dann kam ihr in den Sinn, daß sie im Grunde genommen gar nicht wußte, bei was für einer Sache sie dem Mann half, den sie liebte.
Ich liebe ihn, und das sollte genügen! dachte sie. Aber genügte es wirklich?
„Wann kommt er zurück?“
„Ich weiß es nicht.“
„Natürlich wissen Sie es!“
„Nein, er sagte, daß er das nicht so genau voraussagen könnte. Vielleicht eine Woche, meinte er...“
Der Schwarzbart nickte nachdenklich.
Der Narbige sagte ein paar Sätze auf italienisch, gestikulierte mit der Pistole in der Hand herum und deutete dann auf Elsa.
Der Schwarzbart runzelte erst die Stirn, dann schüttelte er den Kopf und erwiderte etwas. Der Narbige schien mit der Antwort nicht ganz einverstanden zu sein, aber er spielte hier eindeutig die zweite Geige und hatte zu tun, was befohlen wurde.
Er warf Elsa einen grimmigen Blick zu, stieß einen italienischen Fluch in ihre Richtung aus und ging dann durch die Terrassentür hinaus ins Freie.
Elsa blickte ihm nach und sah, wie er sich an Aziz' reglosem Körper zu schaffen machte, der nach wie vor draußen auf dem Rasen lag.
Der Rasenmäher knatterte noch. Der Narbige stellte ihn ab. Dann packte er den Marokkaner unter den Armen und begann, ihn in Richtung Haus zu schleifen.
„Was haben Sie vor?“ fragte Elsa den Schwarzbart unterdessen. „Wollen Sie mich auch umbringen? So wie Aziz?“
Der Schwarzbart deutete hinaus zu seinem Komplizen. „Mein Freund meinte, daß es an der Zeit wäre, Sie über den Jordan zu schicken...“
Elsa stockte der Atem. Aber ihre Gedanken blieben trotz allem klar, was sie überraschte. Sie hatte große Furcht, aber sie hatte auch nichts mehr zu verlieren.
„Und was haben Sie vor?“
„Wir werden Sie erst einmal am Leben lassen. Vielleicht haben wir noch Verwendung für Sie.“
„Was soll das heißen?“
„Daß Sie eine Chance haben, aus dieser Sache lebend herauszukommen - falls Sie mit uns kooperieren.“
„Warum suchen Sie...“, sie zögerte einen Moment, ehe sie den fremden Namen aussprach, „...Steiner.“ Es klang in ihren Ohren, als spräche sie von einen Fremden. Aber es war Robert, um den es hier ging.
Der Schwarzbart wandte sich ab. Er antwortete nicht. Erst als der Narbige mit dem toten Aziz durch die Terrassen- tür kam, sagte er endlich etwas.
„Wir werden hier auf Steiner warten“, meinte er - aber das war nicht die Antwort auf Elsas Frage.
„Und wenn er hier auftaucht?“
Der Schwarzbart zuckte mit den Schultern.
„Sie werden ihn umbringen, nicht wahr?“ Es war im Grunde kaum noch eine Frage, Elsa war sich ziemlich sicher, daß es so war. Es erschien ihr logisch.
Der Schwarzbart schwieg.
Elsa blickte in das starre, tote Gesicht von Aziz, der ausgestreckt auf dem Steinfußboden lag. Seine Augen waren weit aufgerissen, und sie sah das Loch mitten auf der Stirn, aus dem bereits ziemlich viel Blut gesickert war.
Der Narbige untersuchte die Leiche. Er schien nach Waffen zu suchen und tastete Aziz dementsprechend ab. Schließlich schüttelte er den Kopf und sagte etwas zu dem Schwarzbart.
„Was ist das für einer?“ fragte er schließlich, an Elsa gewandt.
„Er hat sich um den Garten gekümmert!“ Elsas Stimme zitterte vor Zorn, als sie das sagte. Sie konnte ihn nicht unterdrücken, er schwang einfach in jedem Ton mit, der über ihre
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