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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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einmal über die Leute wandern. »Krass. Echt krass. Das muss ich ihr erzählen, dass sie ’nen Zwilling hat.«
    »Vielleicht war sie es ja«, meinte Jule.
    »Nee!« Jetzt lachte Andreas. »Eher heiratet der Papst. Wenn hier eine hundertprozentig nicht auftaucht, dann ist das Conny. Mein Schwesterchen steht auf die Klassiker. Und auf Popelmusik. David Ghetto und so ’n Kram.
    »Der heißt David Guetta.«
    »Das macht sein Gejaule auch nicht besser. Lass uns weitergehen, meine oberen Extremitäten werden immer länger.« Er rückte die schweren Paletten in seinen Armen zurecht und marschierte los.
    Was blieb, war ein merkwürdiges Gefühl.
    * * *
    »Lyn, kommst du mal kurz.«
    Hendrik stand in der Tür des Vernehmungszimmers. Joost Beutler bedachte er mit einem »Guten Tag«.
    »Ich denke, du bist in Wacken«, sagte sie auf dem Flur, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Was gibt’s denn?«
    »Ich komme gerade vom Wackener Friedhof. Die Schupos haben sich bei Judith Schwedtkes Grab umgesehen und eine Jacke darauf gefunden. Eine schwarze Sweatshirt-Jacke. Die KTU wird klären, ob sie Werner Schwedtke gehört.« Er verzog die Lippen. »Das Grab sieht jedenfalls aus, als ob jemand darauf geschlafen hätte.«
    »Meine Güte!« Lyn sah ihn entsetzt an. »Vorstellen kann ich es mir. Er hat jedenfalls so ausgesehen. Und gerochen. Der hatte seit Tagen kein Wasser gesehen … Und noch keine Spur von ihm?«
    Hendrik schüttelte den Kopf. »Es ist Mittwoch. Hauptanreisetag. Wacken ist jetzt proppenvoll. Aber aufgrund deiner Beschreibung werden die Kollegen ihn hoffentlich bald aufgreifen. Wenn er noch in Wacken ist. Sein Wohnmobil wurde bisher nicht gefunden. Aber deswegen habe ich dich nicht aus der Vernehmung geholt.«
    »Warum dann?«
    »Darum.« Blitzschnell legte er seine Hand an ihren Hinterkopf, zog sie zu sich heran und küsste sie.
    »Ich hoffe für dich, dass das nicht dein Ernst war«, sagte Lyn, als er sie wieder losließ.
    »Der Hauptgrund«, beteuerte er. »Allerdings gibt es noch andere Neuigkeiten. Wilfried möchte, dass wir uns in einer halben Stunde im Besprechungsraum treffen. Er ist auf der Rückfahrt von Wacken. Schaffst du das?« Er nickte zur Tür, hinter der Joost Beutler wartete.
    Lyn fasste nach dem Türgriff. »Wenn du mich jetzt endlich weitermachen lässt, ja. Ich bin fast durch.«
    Joost Beutler saß nicht mehr auf dem Stuhl, als Lyn zurückkam. Er stand am Fenster und deutete zu dem großen Gebäude auf der rechten Seite. »Das ist das Gefängnis, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Schweigend blieb er am Fenster stehen.
    »Können wir weitermachen, Herr Beutler?«
    Er drehte sich zu ihr um. »Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der das Böse nicht mehr existiert? In der solche Gebäude«, er deutete nach draußen, »nicht mehr nötig sein werden?«
    Lyn setzte sich. »Eine wunderbare Vorstellung. Aber solange es Menschen gibt, wird so eine Welt nicht existieren. Menschen, die nur gut und fehlerlos sind, Herr Beutler, wird es niemals geben. Und es ist eine Frage der Relation. Wo hört denn das Gute auf, und wo beginnt das Böse? Bin ich in Ihren Augen böse, wenn ich eine Mücke erschlage? Eine Kreatur Gottes?«
    » Ich töte keine Mücken.« Er lächelte. »Alles steht in Verbindung miteinander. Und ich werde kaum gestochen. Das liegt daran, dass ich die Mücken als Geschöpfe Gottes respektiere. Sie stechen mich nicht, um mir Schaden zuzufügen, und darum gebe ich das wenige Blut gern, wenn sie es denn von mir wollen.«
    Lyn musterte ihn schweigend. »Sie würden also von sich behaupten, dass Sie ein guter Mensch sind? Jemand, der nie etwas Böses tut?«
    Er erwiderte ihr Lächeln nicht. »Ich bin dazu angehalten, das Gute zu tun. Und es ist mein größtes Bestreben, dem gerecht zu werden.«
    Da er keine Anstalten machte, sich wieder an den Tisch zu setzen, und sie ihn schlecht dazu zwingen konnte, erhob Lyn sich ebenfalls und trat zu ihm ans Fenster.
    »Hat der Engel Sie dazu angehalten, das Gute zu tun?«
    Unerwarteterweise machte er keine ärgerliche Miene, als sie den Engel erwähnte, von dem Judiths Mutter gesprochen hatte. Er schien auch nicht überrascht, dass sie davon wusste. Im Gegenteil. Jetzt lächelte er. Seine klaren blauen Augen schienen noch intensiver zu strahlen.
    »Ja. Das hat er. Oh, Frau Harms, jetzt habe ich Sie überrascht, weil ich die Engelbegegnung nicht abstreite! Ich sehe es in Ihren Augen. Sehr schöne Augen übrigens. Ich schätze die Offenheit

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