Tod in Wacken (German Edition)
mir wollte. Da … da kommen eben einige Sachen wieder hoch. Aber es wird schon wieder. Und jetzt …«, er griff nach einem schwarzen Sweatshirt, das über dem Schreibtischstuhl hing, »geh ich aufs Festivalgelände. Ein paar Leute treffen, die nicht so rumnerven.«
»Timo …« Birthe Grümpert stand auf und stellte sich vor die Tür. »Du kannst es mir sagen. Wirklich. Hat … hat Judith dir damals wirklich nichts von einer Vergewaltigung erzählt?«
Als sein ohnehin blasses Gesicht noch eine Spur weißer wurde, stellten sich ihr die Nackenhärchen auf. »Sie hat es dir erzählt! Du … wusstest von diesen Männern! Darum hat die Polizistin dir doch diese Fotos gezeigt!«
Timo starrte seine Mutter einen Moment lang an. Seine dunkelblauen Augen schienen von innen her zu glühen. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort durch die Tür.
* * *
Lyn traf zeitgleich mit Wilfried Knebel und Volker Aschbach im Besprechungszimmer ein. Hendrik und Jochen Berthold saßen bereits dort.
»Das Ergebnis des Abgleichs mit den Fingerabdruckspuren am Klingelknopf der Wohnung von Henning Wahlsen liegt vor. Die Kollegen aus Hannover haben es mir durchgegeben«, eröffnete Wilfried mit Zufriedenheit in der Stimme die Zusammenkunft.
»Und?« Hendrik sah ihn ungeduldig an.
»Das Ergebnis ist eindeutig. Werner Schwedtke.«
Lyn nickte. Diese Eröffnung überraschte sie nicht.
»Er hat tatsächlich keine Handschuhe getragen«, fügte Volker Aschbach hinzu. »Wir warten jetzt auf den Abgleich an den Klingelknöpfen in Weimar und Elmshorn.«
»Ihr hättet ihn sehen sollen«, sagte Lyn in der Erinnerung an die Begegnung mit Werner Schwedtke, »der ist völlig irre. Es wundert mich nicht, dass er darauf verzichtet hat, den Verdacht nicht auf sich zu lenken. Fingerabdrücke sind dem wurscht. Der handelt nur noch instinktiv. Und das könnte ein echtes Problem werden, wenn wir ihn nicht bald schnappen.«
»Auf jeden Fall bin ich froh, dass wir jetzt einen Schritt weiter sind, und uns auf ihn konzentrieren können«, sagte Wilfried. Tatendrang stand ihm in die Stirn gemeißelt.
»Ich verstehe aber immer noch nicht, warum er Stefan Kummwehl abgeknallt hat«, sinnierte Hendrik. »Was hat der mit der ganzen Sache zu tun?«
Volker Aschbach sah ihn an. »Nichts. Ich glaube immer noch, dass er einer Verwechslung zum Opfer fiel. Aber vielleicht hat Schwedtke das gar nicht registriert in seinem Wahn. Stefan Kummwehl hat die Tür geöffnet, und Schwedtke hat geschossen. Bumm. Vielleicht hat er nicht einmal gemerkt, dass er den Falschen erwischt hat.«
»Wenigstens hat er die Pistole nicht mehr«, sagte Lyn.
»Wir wissen noch nicht, ob die bei Schwedtke gefundene Waffe die Tatwaffe ist«, warf Aschbach ein.
»Stimmt, aber davon gehe ich jetzt einfach mal aus«, antwortete Lyn. »Andererseits kann er auch mit einem Messer oder Ähnlichem noch viel Unglück anrichten. Ich wünschte, ich hätte nicht so lange gezögert bei Beutler. Ich –«
»Er hat dich gewürgt«, unterbrach Hendrik sie. »Da darf man schon mal einen Moment neben sich stehen.«
»Wenn es wirklich die Tatwaffe ist«, kam der Hannoveraner Kommissar noch einmal auf die Pistole zurück, »frage ich mich natürlich: Woher hatte Schwedtke sie? Hatte er etwas mit dem Überfall auf den Juwelier damals zu tun?«
»Darüber habe ich auch nachgedacht«, sagte Wilfried Knebel. »Und ich denke, der Zeitpunkt ist da, mit unserem Wissen bezüglich der Mordwaffe und des Zusammenhangs mit dem Überfall in Hamburg an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich werde mich gleich mal mit unseren netten Pressesprechern unterhalten.«
Sein Blick wanderte zu Lyn. »Hat die Befragung von Joost Beutler noch etwas Neues ergeben?«
Lyn verneinte. »Nicht wirklich. Werner Schwedtke hat sich vor Jahren bei ihm heilpraktische Hilfe geholt, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Beutler hat ihm helfen können. Akupunktur, was weiß ich. Und nach Judiths Selbstmord hat Schwedtke sich wieder an Beutler gewandt. Er sagt, dass Werner Schwedtke nichts von einer Vergewaltigung erwähnt hat, allerdings zunehmend verwirrt auf ihn wirkte. Darum hat er bereits seit Tagen versucht, Schwedtke zu erreichen. Er hat sich Sorgen gemacht.«
»Nicht umsonst«, nickte Wilfried.
»Ich habe natürlich trotzdem noch eine Alibi-Abfrage bei Beutler gemacht.« Lyn nahm das Zeugenvernehmungsprotokoll von Joost Beutler zur Hand. »Scheint dicht. Als Thomas Lug getötet wurde, war er bei einer Patientin. Am nächsten Tag, als
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