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Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Oder die Kontrolle. Das gehört zum
Erwachsenwerden dazu.«
    »So wie der heimliche Besuch in einer angesagten Disco?«
    Milbert zog die Schultern hoch. »Ja, vielleicht. Es ist denkbar,
oder? Auch wenn ich ihr das nie und nimmer zugetraut hätte. Vielleicht habe ich
nicht richtig hingeguckt. In dem Punkt mag meine Mutter recht haben, auch wenn
sie andere Schlussfolgerungen zieht. Abenteuerliche, wie ich finde – und nicht
nur ich, aber … Haben Sie schon mit ihr gesprochen?«
    Johanna schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollte zunächst mit Ihnen
reden.«
    »Meine Mutter hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu Karen«,
erläuterte Milbert, nachdem er seine Zigarette weggeschnippt hatte. »Die beiden
waren ein Herz und eine Seele – auch als wir in Emden und Kassel gelebt haben.«
Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich arbeite als Informatiker bei VW , bin zuständig für Datensicherheit,
Netzwerke und so weiter und war einige Jahre auch in anderen Werken
beschäftigt. Nach Wolfsburg sind wir vor gut einem Jahr zurückgekehrt. Und
trotzdem: Karen hat wahrscheinlich immer mehr mit ihr geredet als mit uns, auch
das wird mir erst jetzt so richtig klar.«
    »Trotzdem halten Sie die Einschätzung Ihrer Mutter für
abenteuerlich. Warum?«
    Milbert stopfte beide Hände in die Hosentaschen. In seinem Gesicht
arbeitete es. »Nicht trotzdem – gerade deshalb. Meine Mutter ist krank vor
Schmerz. So, wie wir auch.« Er schluckte. »Meine Frau isst nicht mehr, ich
zermartere mir den Kopf, und meine Mutter flüchtet sich in abenteuerliche
Geschichten, um Erklärungen, die ihr sinnvoll erscheinen, auf die schreckliche
Frage zu finden, warum eine Fünfzehnjährige sterben musste – ihre Enkelin, ihr
Ein und Alles …« Er brach ab.
    Gänse zogen über ihre Köpfe hinweg. Johanna blickte hoch. Das
aufgeregte Rufen lenkte sie für einen Moment ab. Der Herbst hatte längst Einzug
gehalten. Bald würden Kinder mit Lampions um die Häuser ziehen. Oder feierte
man heutzutage nur noch Halloween? Böse Geister vertreiben. Gar keine schlechte
Idee.
    »Ihre Frau …«
    »Will nicht mehr darüber reden«, unterbrach Milbert sie.
    »Ich werde ihr das wohl nicht ersparen können.«
    »Sie wird sich weigern und notfalls ein ärztliches Attest vorlegen.«
    Johanna atmete tief aus. »Ich muss es höchstwahrscheinlich
irgendwann in den nächsten Tagen trotzdem versuchen.«
    »Sie würde Ihnen nichts anderes sagen als ich, selbst wenn sie
mitteilungsfreudiger wäre.«
    Johanna sah ihn an. »Glauben Sie mir – wenn es sich verhindern
lässt, bin ich die Erste, die diese Möglichkeit wahrnimmt, aber unter Umständen
bleibt mir gar nichts anderes übrig, als das Gespräch mit ihr zu suchen.«
    Milbert zuckte mit den Achseln. »Wie Sie meinen.«
    »Karens Zimmer …«
    »Was soll damit sein?«
    »Ist es noch unverändert?«
    »Nein – meine Frau hat es kurz nach der Beerdigung geräumt.«
    Johanna stöhnte innerlich auf. »Komplett?«
    »Ja. Möbel, Klamotten, Bücher, Persönliches – alles ist weg. Sie
konnte den Anblick nicht länger ertragen.«
    »Was ist mit dem Handy?«
    »Das hatte sie an dem Abend dabei – es ist wohl zerstört worden. Wir
haben es jedenfalls nicht zurückbekommen.«
    »Und der Computer?«
    Milbert zögerte einen winzigen Moment. »Den habe ich an mich
genommen. Er war nagelneu und sehr gut. Ich wollte nicht, dass meine Frau ihn
auch wegschmeißt oder verschenkt …« Er wirkte etwas verlegen. »Ich bin nun mal
ein Computerfreak, und es wäre schade …«
    »Sie haben ihn also noch?«
    »Ja.«
    »Haben Sie mal nachgesehen beziehungsweise überprüft, ob Ihre
Tochter in diesen üblichen Schüler-Chatprogrammen unterwegs war oder intensiven
Mailaustausch hatte?«
    Milbert schüttelte sofort den Kopf. »Nein, dazu bestand kein Anlass.
Und nun ist es auch zu spät. Ich habe alles runtergeschmissen und neu
formatiert …«
    »Sie haben die gesamte Festplatte gelöscht, ohne auch nur einen
einzigen genaueren Blick darauf zu werfen?«
    »Ja – warum denn auch nicht?«
    »Weil ich auf der Suche nach Hinweisen bin und es mich sehr
interessiert, mit wem Karen worüber kommuniziert hat!«, erwiderte Johanna –
eine Spur zu heftig, wie sie Milberts Blick entnahm.
    Er blieb wieder stehen und wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung
zu ihr um. »Wir konnten zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass der Fall noch mal
aufgerollt werden würde«, erwiderte er leise. »Die Untersuchungen waren
abgeschlossen, mit dem Ergebnis, dass

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