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Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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schmerzhaft
dieser Hieb war, wenn er professionell ausgeführt wurde, was Louis ohne Zweifel
gelungen war.
    »Setzen Sie sich«, sagte Georg und beugte sich über den Schreibtisch
vor. »Haben Sie vergessen, wie unsere Abmachung lautet?«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Milbert, ließ sich auf den Stuhl
fallen und presste eine Hand auf das malträtierte Ohr. »Aber ich habe Ihnen
doch gesagt, dass ich …«
    »Sie haben Aufschub bekommen – wir sind ja gar nicht so –, doch
inzwischen sind einige Monate ins Land gegangen, und Sie lassen kein Bemühen
erkennen, Ihren Verpflichtungen nachzukommen beziehungsweise uns entsprechende
Vorschläge zu unterbreiten. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als selbst
die Initiative zu ergreifen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht …«
    »Es interessiert mich nicht die Bohne, was Sie nicht können, Herr
Milbert!«, unterbrach Georg ihn. »Ich will wissen, was Sie können!«
    Milbert ließ die Hand sinken. »Es ist alles so schwer im Moment.«
    »Ich weiß.« Das klang fast verständnisvoll. »Aber das ändert nichts
an den Tatsachen.«
    Milbert starrte ihn aus dunkel umschatteten Augen an. »Ich brauche
noch Zeit. Ich muss mit meinem Vater reden, doch das geht nicht jetzt sofort.«
    »Es geht alles.«
    »Da täuschen Sie sich.«
    Georg schüttelte mit bedauernder Miene den Kopf und gab Tom ein
Zeichen. Milbert war der Handbewegung gefolgt und stand langsam und mit
abwehrend erhobenen Händen auf. Tom lächelte, als er sich zu ihm umwandte.
Ansatzlos stieß er Milbert sein Knie in die Hoden und verpasste ihm zusätzlich
einen kraftvollen Tritt in die Nieren, als er zu Boden ging. Milbert schnappte
nach Luft und krümmte sich ächzend vor Schmerzen. Georg hob die Hand, um Tom
auszubremsen. Viel zu früh für dessen Geschmack. Widerwillig trat er zurück.
    »Was genau machen Sie eigentlich im Werk, Milbert?«, fragte Georg
freundlich und im Tonfall eines interessierten Geschäftspartners.
    Milbert hob mühsam den Kopf. »Was soll das jetzt?« Er keuchte und
versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Sind Sie nicht für die Computer zuständig beziehungsweise für die
Sicherheit bei der Datenübertragung?«
    Milbert hielt sich am Stuhl fest und zog sich an ihm hoch. »Ja. Ich
bin Informatiker.«
    »Wissen Sie – es gibt vielleicht eine andere Möglichkeit …« Georg
lächelte. »Informationen sind heutzutage viel wert. Sehr viel.«
    Milbert presste die Arme um seinen Unterleib. »Das können Sie sofort
wieder vergessen. Die Sicherheitsbestimmungen kann ich nicht umgehen … keine
Chance!«
    »Ach? Ich denke, Sie werden eine Möglichkeit finden. Für Forschungsinterna
zum Beispiel werden hervorragende Preise erzielt. Denken Sie mal darüber nach,
wie schnell Sie Ihr Problem los sein könnten.«
    Milbert schüttelte den Kopf. »Das ist ein Irrtum: Dann würden meine
Probleme erst so richtig beginnen. Es ist nicht möglich … selbst wenn Sie mich
totschlagen!«
    Georg lächelte breit. »Milbert, das ist ein gutes Stichwort. Sie
sollten keine Sekunde daran zweifeln, dass ich Sie totschlagen lasse, wenn Sie
Ihre Schulden nicht begleichen. Wie heißt es doch so schön? Spielschulden sind
Ehrenschulden. Vergessen Sie das nicht.«
    Einen Moment herrschte völlige Stille. Dann zwinkerte Milbert.
»Haben Sie etwas mit dem Tod meiner Tochter zu tun?«
    Georg hob die Achseln. »Nein, habe ich nicht, aber es ist gut, wenn
Sie mir derlei zutrauen. Sehr gut.«
    Milbert atmete schwer und starrte Georg an.
    »Na, Lust auf ein Spielchen?«

12
    Wieder dieses klackende Geräusch. Zum dritten Mal innerhalb
weniger Minuten zerschnitt es die nächtliche Stille im Haus. Oder auch zum
vierten Mal. So genau konnte sie es nicht sagen. Merkwürdig, dass niemand sonst
es hörte. Sonst hörten die immer alles, jede Kleinigkeit. Sie blickte auf die
Leuchtanzeige ihres Weckers. Zwei Uhr fünfzehn. Zwei Uhr sechzehn. Vielleicht
hatte sie doch nur geträumt. Sie träumte viel wirres Zeug in letzter Zeit. Zwei
Uhr siebzehn. Klack. Nein, das war kein Traum. Plötzlich war sie hellwach. Sie
tastete nach einem Taschentuch und zerknüllte es zwischen den Händen. Noch
einmal: Klack. Dazu das leise Vibrieren der Fensterscheibe. Und noch etwas war
nun ganz deutlich zu hören: Ein Wispern unten im Garten – als würde jemand ums
Haus schleichen oder unterdrückt flüstern. Oder beides. Vielleicht waren es
auch mehrere. Sie schüttelte den Kopf. Natürlich waren es mehrere, vielmehr
mindestens

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