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Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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werde ihr ausrichten, dass Sie angerufen haben.«
    »Tun Sie das, Reinders.« Damit wollte Johanna auflegen.
    »Ihre Chefin aus Berlin hat sich übrigens gemeldet – Sie möchten mal
zurückrufen.«
    »Werde ich tun. Danke.«
    Johanna überhörte den süffisanten Unterton und unterbrach die
Verbindung. Einen neuen Freund hatte sie nach diesem Disput sicherlich nicht
gewonnen. Sie winkte innerlich ab. Sie war nicht hier, um neue Freunde zu
gewinnen, sondern um einen Fall aufzuklären.
    Im »Alten Wolf« angekommen, bestellte sie sich das Abendessen aufs
Zimmer und ging unter die Dusche. Ganze zehn Minuten lang ließ sie das heiße
Wasser auf sich herabprasseln, nachdem sie sich mit einer Duschlotion, die nach
Sommer und Vanille duftete, eingeschäumt hatte. Die reinste Verschwendung.
Johanna genoss sie in vollen Zügen. Mit noch nassen Haaren und in einen weiten
Pullover gehüllt, setzte sie sich an den kleinen Schreibtisch unterm Fenster,
blickte einen Moment auf den Schlosspark und griff dann entschlossen zum
Telefon. Grimich würde mit Sicherheit noch in ihrem Büro sein. Es wäre keine
gute Idee, sie noch länger warten zu lassen.
    »Wie kommen Sie voran?«, fragte Magdalena Grimich nach der üblichen
knappen Begrüßung.
    Johanna hatte eigentlich erwartet, angeranzt zu werden, weil sie
sich bislang noch nicht unaufgefordert bei ihr zum Rapport gemeldet hatte, doch
ihre Chefin hatte entweder einen guten Tag erwischt oder war ausnahmsweise
einmal milde gestimmt, was die Arbeitsweise ihrer Sonderermittlerin betraf.
Johanna entspannte sich und berichtete detailliert, was sie in den vergangenen
zwei Tagen unternommen hatte. Dabei verhehlte sie nicht, dass sie auf der
Stelle trat, wenn auch noch einige Befragungen ausstanden, in deren Verlauf
sich neue Aspekte ergeben konnten.
    »Kann es sein, dass Kollege Reinders sich ein bisschen ins Abseits
geschoben fühlt?«, fragte Grimich, als die Kommissarin schließlich eine Pause
einlegte.
    »Das kann gut sein. Ich habe mich für eine junge Kollegin von der
Schutzpolizei als Assistentin entschieden. Die macht ihre Sache ausgesprochen
gut. Reinders, der vielleicht auch ein bisschen als Wolfsburger Kripochef
auftreten will, solange sein Vorgesetzter krank ist, hat Angst, dass ihm die
Felle davonschwimmen, wenn ich einen Fall entdecke, wo er schon die Akte
geschlossen hatte. Außerdem sind er und Staatsanwalt Reitmeyer sich nicht
sonderlich grün.«
    »Was möchten Sie weiterhin unternehmen?«
    »Ich muss noch mal an die Schule und mich umhören …«
    »… die Schüler werden Ihnen gegenüber wahrscheinlich nicht plötzlich
offener sein, als sie es bei den bisherigen Befragungen gewesen sind«, wandte
Grimich ein.
    »Gut möglich. Aber ich könnte mal nachforschen, wie die Fluktuation
an der Schule ist – ob zum Beispiel in den letzten ein, zwei Jahren viele
Schüler von Kreuzheide an eine andere Schule in der Nähe gewechselt sind und
wenn ja, warum. Außerdem muss ich noch mal mit der Ladendetektivin sprechen,
und die Mädchen haben mich auch nicht zum letzten Mal gesehen …«
    »… in den nächsten zwei Tagen muss etwas Handfestes auf dem Tisch
liegen, was über Verdachtsmomente, einzelne Indizien und vermutete oder auch
nur gefühlte Zusammenhänge hinausgeht«, unterbrach Grimich sie.
    Johanna atmete tief durch. »Ich verstehe.«
    »Das ist gut. Freitag sprechen wir uns wieder. Einen schönen
Feierabend, Kommissarin Krass.«
    Die Verbindung war unterbrochen. Einen Moment später klopfte es, und
in der nächsten Viertelstunde widmete Johanna sich ganz ihrem Essen: Forelle,
Salat, zum Nachtisch Sahnepudding, Kaffee und etwas Gebäck durften auch nicht
fehlen. Später schlief sie vor irgendeiner amerikanischen Krimiserie just in
dem Moment ein, als wieder einmal ein findiger Laborheini mit einer
hypermodernen Methode die entscheidenden Spuren unter dem Mikroskop sichtbar
gemacht hatte. Johanna hatte bislang noch an keinem einzigen Fall
mitgearbeitet, der so einfach und spektakulär zugleich gelöst werden konnte.

11
    Tom blieb an der Theke und entschied sich für ein Bier. Das
kleine Bistro in der Kaufhofpassage war nicht unbedingt nach seinem Geschmack,
aber Milbert schien hier Stammgast zu sein. Er hatte per Handzeichen bei der
rotblonden Kellnerin bestellt, die ihm ein breites Lächeln schenkte, und sich
sogleich in die hinterste Ecke verkrochen, wo er in einer Motorradzeitschrift
blätterte, bis sein Wein serviert wurde. Tom an seiner Stelle hätte sich eher
auf

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