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Tod ist nur ein Wort

Tod ist nur ein Wort

Titel: Tod ist nur ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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geschlungen, als ob sie beim Gynäkologen wäre. Ihre Unterwäsche hatte sie anbehalten. Er setzte sich neben sie, und sie versuchte von ihm abzurücken. “Sei nicht kindisch, Chloe”, sagte er.
    Sie blickte auf die dunkelbraune Flasche in seiner Hand und die Baumwolltupfer, die er mitgebracht hatte. “Was ist das?”, wollte sie wissen. “Das kommt nicht aus irgendeinem Drugstore.”
    “Wirkt aber trotzdem. Diese Tinktur ist sehr teuer, sehr hochwertig und ihr Gewicht in Gold wert. Sie beschleunigt den Heilungsprozess. In einigen Tagen werden die meisten Wunden verheilt sein. Wahrscheinlich wird es nicht mal große Narben geben.”
    “Woher hast du sie?”
    “Betriebsgeheimnis”, erwiderte er und goss das dickflüssige grüne Zeug auf einen Tupfer. “Es gibt nur einen Nachteil.” Er nahm ihren linken Arm, den Hakim besonders traktiert hatte.
    “Und zwar?”
    “Es tut verdammt weh.” Mit diesen Worten betupfte er den ersten Schnitt.
    Sie zuckte zusammen, und fast erwartete er, dass sie anfing zu schreien. Er hatte dieses Hotel aus vielerlei Gründen ausgesucht, und einer davon bestand in seiner hervorragenden Schalldämpfung, sodass er nicht zu befürchten brauchte, dass jemand ihre Schreie hörte. Doch sie gab nur einen erstickten Laut von sich, kämpfte gegen den Schmerz an.
    Er wusste aus eigener Erfahrung, dass die Tinktur wahrscheinlich mehr schmerzte als Hakims Behandlung. Bei Hakim hatten der Schock und die Angst sie teilweise benommen gemacht; das ganze Ausmaß seiner kleinen Handarbeit würde sie erst später zu spüren bekommen. Wenn sie so lange lebte.
    Sie biss sich auf die Lippe, die wieder anfing zu bluten. Er machte weiter und versuchte das angestrengte Zittern ihres Körpers zu ignorieren.
    “Es gibt bessere Wege, mit Schmerz umzugehen”, sagte er ruhig, während er weiter die Wunden an ihrem Arm abtupfte. “Je mehr du dagegen ankämpfst, desto stärker schlägt er zurück. Wenn du loslässt und dich entspannst, wirst du feststellen, dass du fast aus dir heraustrittst, als ob jemand anders die Schmerzen hat. So ist es viel besser zu ertragen.”
    “Hast du so viel Erfahrung mit Schmerzen?” Sie schaffte es kaum, die Worte hinauszustoßen.
    “Genug”, antwortete er. “Und atme. Du weißt schon, wie bei der Geburtsvorbereitung. Tiefe gleichmäßige Atemzüge. Und versuch, dich zu entspannen.”
    “Ich kann nicht”, sagte sie mit erstickter Stimme. Er konnte fühlen, wie ihr Herz raste.
    “Ich könnte dich jederzeit ablenken.”
    Damit hatte er ihre Aufmerksamkeit. “Fass …”
    “Ich weiß, fass mich nicht an.” Er ließ ihren linken Arm los und nahm den anderen. “Dann sprich mit mir. Erzähl mir, was du bei Hakim gemacht hast.”
    “Das habe ich dir gesagt! Ich bin für meine Mitbewohnerin eingesprungen, weil die mit ihrem neuen Freund wegfuhr. Ich hatte keine Ahnung, wo ich landen würde und welch kranke Bastarde mich engagiert hatten.”
    “Jetzt weißt du es. Was dich zu einem Risiko macht. Wie kommt es, dass du so viele Sprachen sprichst? Die meisten Amerikanerinnen beherrschen selbst ihre eigene Sprache kaum.”
    Sie funkelte ihn zornig an. Sie war so berechenbar, so leicht zu manipulieren. Er brauchte nur eine abfällige Bemerkung über Amerikanerinnen zu machen, und schon vergaß sie ihre Pein. Er bevorzugte weltgewandte geheimnisvolle Frauen. Doch aus irgendeinem Grund gefiel sie ihm.
    Einen Moment dachte er, sie würde nicht antworten. “Ich habe einfach Talent”, sagte sie mit vor Schmerz gepresster Stimme. “Meine Eltern schickten mich auf mehrere Privatschulen, und Französisch habe ich schon im Kindergarten gelernt.”
    “Das erklärt, warum du kaum einen Akzent hast. Wie kamst du zu den anderen Sprachen?”
    “Am College. Mein Hauptfach waren moderne Sprachen, und meine Eltern sind viel gereist. Ich kann mich sogar auf Lateinisch unterhalten.”
    “Das ist aber keine moderne Sprache. Leg dich hin, damit ich mit deinen Beinen weitermachen kann.”
    Sie hatte zu viel Energie benötigt, um gegen den Schmerz anzukämpfen – es war keine mehr übrig, um sich ihm zu widersetzen. Sie legte sich hin und zog das Laken um sich. Die Beine sahen nicht so schlimm aus wie die Arme – Hakim hatte sich offenbar langsam zu seinem Höhepunkt vorarbeiten wollen und es nicht mehr bis dorthin geschafft.
    Bastien hatte ihre Oberschenkel bereits vor nicht allzu langer Zeit betrachten können. Sie hatte lange wohlgeformte Beine – in ihrem Zimmer war er zu beschäftigt

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