Tod ist nur ein Wort
diesen Wunden auf den Armen und den versengten Haaren. Ihr Gesicht war blass, und unter ihrem Auge hatte sie eine Schwellung, die gekühlt werden musste.
Er hielt auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Die Garage war um diese Zeit menschenleer – für die müßigen Reichen war es zu früh, für die Hotelangestellten zu spät. Er würde sie mit einem Minimum an Augenzeugen nach oben bringen können.
Sie öffnete die Augen und sah ihn benommen an. Sie hatte die Bluse enger um sich gezogen, sie jedoch nicht zugeknöpft. Vielleicht taten ihre Arme zu weh. Er beugte sich zu ihr hinüber, um die Knöpfe zuzumachen, doch sie zuckte zurück, als ob er sie schlagen wollte.
“Ich wollte deine Bluse zuknöpfen”, sagte er. “Du kannst so nicht durch ein Hotel laufen, nicht, wenn wir nicht auffallen wollen.”
“Wo sind wir?”
“Im MacLean Hotel. Ich habe hier ein Zimmer für Notfälle wie diesen.”
“Notfälle wie diesen? Du hast so etwas also schon mal erlebt?”
“Ja.” Nur eine halbe Lüge. Er hatte in Schwierigkeiten gesteckt, weil seine Tarnung aufgeflogen war, und unschuldige Menschen waren darin verwickelt gewesen. Damals hatte er sich selbst gerettet und die Opfer liegen gelassen, wo sie waren, doch dieses hatte er nicht zurückgelassen.
Ihre Bluse war vorne völlig zerfetzt – Hakim musste sie mit dem Messer geöffnet haben. Er griff nach dem Hemd hinter ihrem Sitz und registrierte leicht verärgert, dass sie vor ihm zurückwich. Sie sollte inzwischen erkannt haben, dass er das kleinste ihrer Probleme darstellte.
“Zieh das an”, befahl er. “Und knöpf die Ärmel zu. Es ist zwar schwer wieder sauber zu machen, doch wir wollen ja nicht, dass jeder die Wunden sieht.”
Chloe schauderte, als sie an das Geschehene dachte. “Ich kann es mir umhängen. Außerdem werden die Leute eher bemerken, dass ich barfuß bin.”
“Ich habe zwischendurch angehalten und dir Schuhe gekauft. Barfuß oder in fremden Schuhen kannst du nicht um dein Leben rennen. Sie sind ebenfalls hinten in einer Tüte.” Er zog den Schlüssel aus der Zündung und kramte unter dem Vordersitz seine Waffe, zwei seiner Pässe und ein gut verstecktes Bündel Bargeld hervor. Sie rührte sich nicht.
Er stieg aus dem Wagen. “Je länger wir warten, desto gefährlicher ist es”, sagte er. “Zieh das Hemd an, bevor ich es tue.” Er hätte sich abwenden sollen, während sie vorsichtig ihre ruinierte Bluse auszog, doch es gelang ihm nicht. Ihr weißer BH war nicht annähernd so erotisch wie die aufreizende Unterwäsche, die sie vor ein paar Stunden getragen hatte. Umständlich und offenbar unter Schmerzen streifte sie sich sein Hemd über und schlüpfte in die Schuhe, alles mit dem missbilligenden Gesichtsausdruck von jemandem, der Lumpen anziehen soll. Er schaute ihr zu, ohne einzugreifen.
Langsam folgte sie ihm zum Fahrstuhl, und er ließ ihr Zeit, da niemand in der Nähe war, der sie beobachtete. Der Fahrstuhl war klein und roch nach Schweiß und Knoblauch. Während der Fahrt nach oben starrte sie auf ihre Füße.
Er folgte ihrem Blick. Die einfachen schwarzen Latschen schienen einigermaßen zu passen, die Hosenbeine hingen in Fetzen um ihre Knöchel. Ihr Haar roch nach verbrannter Wolle, und auf den langen Ärmeln seines weißen Hemdes zeichneten sich Blutflecken ab.
“
Merde.”
Der Fahrstuhl hielt kurz vor seinem Stockwerk, jemand wollte zusteigen. Er reagierte blitzschnell, schob sie in eine Ecke, schirmte sie mit seinem Körper ab und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, doch er verstärkte den Griff um ihr Handgelenk, sodass der Schmerz sie beinahe aufschreien ließ. “Tu so, als wären wir ein Paar”, flüsterte er ihr auf Deutsch ins Ohr.
Wie erwartet, verstand sie ihn auf Anhieb – ein Punkt, der noch geklärt werden musste, auch wenn jetzt nicht die Zeit dazu war. Der Geschäftsmann mittleren Alters, der den Fahrstuhl betrat, wandte diskret den Blick ab, und Bastien drückte sich enger an Chloe, presste seine Hüften gegen sie wie ein leidenschaftlicher Liebhaber, der noch keine Erfüllung gefunden hat.
Mit schockiert aufgerissenen Augen blickte sie zu ihm hoch. Sie musste seine Erektion gefühlt haben und denken, dass er ein perverser Mistkerl war. Ein durchaus amüsanter Gedanke.
Er war versucht, sie zu küssen, gerade weil sie so angewidert sein würde, doch er war klug genug, es zu lassen. Er wollte keine Zeugen.
Der Mann stieg aus, und noch bevor die Türen sich
Weitere Kostenlose Bücher