Tod ist nur ein Wort
rauchst nur amerikanische Zigaretten.”
Das war genau die Art von Fehler, die einen Mann umbringen konnte, dachte Bastien, und etwas, das man fast Vorahnung nennen konnte, ließ ihn leicht erschaudern. Er wurde nachlässig. “Ich probiere so herum”, erwiderte er. “Ich bin kein Mann unveränderlicher Loyalitäten.”
“Ich erinnere mich.” Fernand goss ihm einen Wodka ein, den Bastien schnell hinunterkippte, um dann zum Nachschenken aufzufordern. “Du hast dich nicht verändert. Wie ist es dir ergangen?”
“Beschissen, wie immer”, erwiderte Bastien leichthin. Tatsächlich hatte er sich gegenüber dem Etienne, der er einst gewesen war, sehr verändert. Etienne gehörte zur unteren sozialen Schicht, trug Leder und Jeans, hatte Strähnen im Haar, das er deutlich kürzer trug, und außerdem einen Dreitagebart. Es hing einfach nur davon ab, wie er sich gab, hatte Bastien entdeckt. Er konnte Etienne sein oder Jean-Marc oder Frankie oder Sven und noch jede Menge anderer Menschen. Er brauchte einfach nur die Art, wie er sprach und wie er sich bewegte, zu ändern, und die wenigsten durchschauten ihn.
“Du hast immer noch nicht gesagt, warum du hier bist”, blieb Fernand hartnäckig. “Was kann ich für dich tun?”
In der Vergangenheit hatte Fernand ihn mit Drogen, Informationen und gewaschenem Geld beliefert, doch er hatte nichts, was Bastien jetzt brauchte.
“Kann ein Mann nicht bei einem alten Freund auf einen Drink vorbeikommen?”, fragte er.
“Nicht, wenn du der Mann bist.”
Bastien schaute hinaus auf die Straße. Der Schnee fiel nun in trägen Flocken, und die Straßen wirkten wie leer gefegt. Wer noch wach war, hatte sich in dieser kalten ungemütlichen Nacht einen warmen Ort gesucht. Amüsiert erkannte er, was ihn um Mitternacht in den schäbigen Teil des Marais’ getrieben hatte, obwohl er weitaus wichtigere Dinge zu tun hatte.
“Eine Frau, Fernand”, sagte Bastien mit einem selbstironischen Lächeln. “Ich war in der Gegend, um eine Frau zu treffen, und ich wollte mich ein wenig aufwärmen, bevor ich mich ihrem Zorn stelle.”
“Aha.” Offensichtlich zufriedengestellt, nickte Fernand. “Wohnt sie hier in der Nähe? Vielleicht kenne ich sie?”
“Vielleicht. Sie ist Italienerin”, erfand Bastien sofort aus dem Stegreif. “Klein und rundlich und temperamentvoll ist sie, meine Marcella. Vielleicht kannst du mir sagen, ob du sie hier gesehen hast. Ich möchte wissen, ob sie hier herumgeflirtet hat. Sie schwört, dass nicht, aber den Frauen kann man nicht trauen.”
“Wohl wahr. Sie kommt mir nicht bekannt vor. Wo wohnt sie denn?”
Chloe wohnte mit einem englischen Mädchen in einem winzigen Apartment zwei Straßen weiter – das hatte er innerhalb weniger Stunden nach ihrer Ankunft im Château herausgefunden. Die anderen dürften das ebenfalls wissen, doch sogar sie sollte genug Hirn haben, um dem Ort fernzubleiben, wo man sie zuerst suchen würde. Oder?
Doch sie gehörte nicht mehr zu seinen Problemen. Nur war er aus irgendeinem Grund in einer Bar nur zwei Straßen von ihr entfernt gelandet. Also konnte er ebenso gut dort hingehen und nachsehen, ob sie da war. Wenn nicht, konnte er sie vergessen. Das hätte er schon längst tun sollen, doch so etwas war leichter gesagt als getan. Er mochte Antworten, und Chloes Verschwinden ließ einige Fragen offen.
Fernand beobachtete ihn viel zu neugierig. Andererseits bestand seine wertvollste Ware aus Informationen, sodass er von Bastien möglichst alles wissen wollte, um es später zu verwenden.
Bastien nannte eine Straße in entgegengesetzter Richtung. “Ich bewege meinen Hintern lieber dorthin, bevor sie auf die Idee kommt, nach mir zu suchen.”
“Dann werden wir dich öfter sehen? Mit deiner Freundin in der Gegend?”, wollte Fernand wissen.
“Dies wird mein Zuhause fern von zu Hause sein”, sagte Bastien großspurig und demonstrierte beim Hinausgehen eine leicht betrunkene Version des Ganges von Etienne. “
’Soir!”
Verborgen im Schatten beobachtete er, wie Fernand ihm aus der Bar folgte. Der kleine Mann starrte auf der Suche nach ihm in den dünn rieselnden Schnee und bemerkte nicht, dass Bastien sich nur wenige Meter von ihm versteckt hatte. Fernand fluchte und ging dann zu einer dunklen Ecke des Hauses, wo er sein Handy herausholte.
Er war zu weit weg, als dass Bastien mehr als ein paar Worte hören konnte, doch die genügten, um zu wissen, dass sich die Schlinge enger um ihn zog. Noch so ein Fehler, und es wäre
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