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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Neurograph-Bedienungen. Es gibt viele Stellen, wo so etwas durchsickern kann.«
    »Nein, die Information kam von Ihnen, Doktor. Das hört man Ihrer Stimme an.«
    »Sie sind aufgeregt, meine Liebe. Ich möchte Sie gleich wieder anrufen.«
    »Ich brauche die NTV nicht, um Geld für meine Familie zu verdienen. Ich habe Sie. Und wenn Sie mich anrufen, zeige ich Sie auch noch wegen Belästigung an.«
    »Das ist ein guter Abgang, Katherine. Aber…«
    Sie ließ sich ihr Schlußwort nicht verderben. Und hatte Spaß bei dem Gedanken an sein Unbehagen, das verlegene Achselzucken, mit dem er sich seinem Patienten zuwenden würde, das Lächeln, das professionelle Lächeln, das sie so gut kannte und mit dem er die unterbrochene Konsultation schnell wieder zurechtrücken würde. Er war falsch, der falscheste von allen. Sie lachte laut auf, ein unangenehmer Laut in dem stillen Büro, und wählte dann energisch die Nummer, die auf Vincent Ferrimans Briefbogen stand.
    »Mrs. Mortenhoe. Katherine. Wie nett von Ihnen, daß Sie anrufen.«
    »Ganz und gar nicht nett von mir. Ich wollte nur wissen, was Ihnen Dr. Mason über mich erzählt hat.«
    »Dr. Mason? Wollen Sie etwa behaupten, daß Ihr eigener Arzt…«
    »Wenn nicht er, wer dann?«
    »Das würde ich Ihnen gern sagen, Mrs. Mortenhoe. Aber natürlich müssen wir unsere Informationsquellen schützen, und…«
    »Dr. Mason hat es zugegeben.«
    »Ich bin sicher, daß das nicht zutrifft. Mit solchen Fällen haben viele Leute zu tun, Mrs. Mortenhoe. Krankenpfleger, EDV-Operatoren, Neurograph-Bedienungen. Es gibt viele Stellen, wo etwas durchsickern kann.«
    »So viele Stellen.«
    »Wie bitte?«
    »Den Spruch habe ich doch schon mal gehört, Mr. Ferriman.«
    »Offenbar ist Ihnen jemand auf die Nerven gefallen. Wenn Sie wollen, Katherine, kann die NTV Sie schützen und…«
    »Sie werden feststellen, lieber Vincent, daß ich durchaus in der Lage bin, mich selbst zu schützen.«
    Und sie beendete das Gespräch. Aber es war ein billiger Triumph. Die Worte klangen trotz ihres allesverzehrenden Zorns unpassend, klangen wie billiges Hintertreppengeschimpfe, was sie ja auch waren.
    Sie kam sich bedrängt vor und suchte wieder Trost in ihrem Buch, suchte die Würde, mit der es die bitteren Wahrheiten der menschlichen Natur offenbaren würde. Nein, die neutralen Wahrheiten, die chemischen Wahrheiten der menschlichen Natur. Das Bedürfnis, den Außenseiter zu verfolgen, gehörte zu diesen Wahrheiten, ein Trieb, der vor hundert Millionen Jahren zur Stabilisierung einer unsicheren Spezies entwickelt worden war. Gier war eine andere solche Wahrheit, die viel später auftrat – als Ergebnis von Machtstrukturen, die sich auf materiellen Besitz gründeten. Der Betrug war auch so eine Wahrheit, eine Sophisterei, die…
    In diesem Augenblick läutete das Haustelefon – die Empfangsdame, die ihr einen Besucher ankündigte, genau gesagt sogar vier Besucher. Reporter von Zeitungen. Die Empfangsdame war sehr aufgeregt. Katherine sagte, sie wolle keinen der Herren sehen und die Empfangsdame solle nachdrücklich auf das Gesetz über die Privatsphäre hinweisen. Jeder Quadratmeter hinter dem Foyer des Computa-Gebäudes sei Privatbereich. Die Empfangsdame, nun noch aufgeregter, sagte, sie würde sich Mühe geben.
    Fünf Minuten später erschien ein Mann an ihrer Tür, ohne anzuklopfen.
    »Mrs. Mortenhoe?«
    »Ich glaube, sie ist schon nach Hause gegangen. Ihr Büro ist nebenan. Warum versuchen Sie’s nicht mal dort?«
    »Ich will’s Ihnen lieber gleich sagen, Mrs. Mortenhoe. Ich habe mir unten das Büroverzeichnis angesehen. Außerdem habe ich dies hier aus den Datenbank-Fotoakten.«
    Er reichte ihr den Printout eines Fotos, das ihr durchaus ähnlich sah. Sie wich davor zurück.
    »Die Akten sind nur für den offiziellen Gebrauch«, sagte sie.
    »Man kann sich heutzutage auf niemand mehr verlassen.« Er ließ sein Feuerzeug aufschnappen und das Papier zu einem grauen Aschehäufchen verbrennen, das sich schnell in der stillen, sonnigen Luft des Büros verflüchtigte. »Ihr Wort gegen das meine, Mrs. Mortenhoe.« Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und zog ein kleines Tonbandgerät aus der Tasche. »Ganz offen«, sagte er. »Wie’s im Gesetz steht.«
    »Außer, daß Sie gegen das Gesetz über die Privatsphäre verstoßen, da Sie sich unbefugt in einem Privatbereich aufhalten.«
    »Nicht unbefugt, Mrs. Mortenhoe. Ihr Pressemann weiß über meinen Besuch Bescheid.«
    »Haben Sie ihm gesagt, warum Sie mit

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