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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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mir sprechen wollten?«
    »Ich glaube nicht, daß er danach gefragt hat. Wahrscheinlich nahm er an, ich sei an den Ursprüngen des Liebesromans interessiert.«
    Endlich hatte sie einen würdigen Gegner, einen Zielpunkt für ihren Zorn. Sie lächelte ihn an und wartete. Sie kannte das Gesetz.
    »Könnten wir bitte mit dem Geplänkel aufhören? Ich heiße Mathiesson und bin von der Morning News.« Er zeigte ihr seinen Presseausweis und den Besucherpaß, den er vom Pressebeauftragten Computabuchs erhalten hatte.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mr. Mathiesson.«
    »Dann streiten Sie also nicht ab, daß die Nachricht über Ihren Gesundheitszustand ein großer Schock für Sie gewesen ist?«
    Sie kannte das Gesetz. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    »Und Sie streiten nicht ab, daß Ihr Mann einen letzten, tollen Traumurlaub für Sie beide plant?«
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Und Sie streiten nicht ab, daß man Ihnen siebenhunderttausend Pfund für einen Exklusivvertrag mit der NTV geboten hat?«
    So viel? Ging es wirklich um so viel? »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Mrs. Mortenhoe – was ist das für ein Gefühl, zu wissen, daß man stirbt?«
    Sie kannte das Gesetz. »Ich – habe nichts zu sagen.«
    »Streiten Sie ab, daß Ihr Mann sich vor der tragischen Nachricht mit dem Gedanken getragen hat, die bevorstehende Erneuerung vielleicht nicht vorzunehmen?«
    »Hat er Ihnen das gesagt?« O Gott!
    »Ihr Mann steht Ihnen sehr nahe, Mrs. Mortenhoe?«
    »Ich brauche hier nicht zu sitzen und mir Ihre Fragen anzuhören.« Und sie kannte das Gesetz.
    »Natürlich nicht. Sie können jederzeit gehen.«
    Ein ebenbürtiger Gegner. Sie dachte an die Männer unten, die Männer, die nicht die Klugheit besessen hatten, sich an den Pressebeauftragten zu wenden, ehe er nach Hause ging. Draußen auf der Straße war sie öffentlicher Besitz. Harry hatte dem Kerl so etwas bestimmt nicht erzählt. Es stimmte ja nicht einmal.
    »Ich möchte eine formelle Leiderklärung abgeben«, sagte sie.
    »Dazu brauchen Sie zwei Zeugen.«
    »Die bekomme ich schon.«
    »Ein Mädchen sitzt unten am Empfang. Alle anderen sind nach Hause gegangen. Und von mir können Sie kaum erwarten…«
    »Ich frage mich, was Sie mit solchen Methoden zu gewinnen hoffen, Mr. Mathiesson.«
    »Sie reden mit mir, Mrs. Mortenhoe. Und wie jeder andere gute Journalist hoffe ich auf die Wahrheit.«
    Sie gab ihm durch ihr Schweigen zu verstehen, was sie davon hielt. Er öffnete die Augen ein wenig weiter, als sei er ihrer Meinung.
    »Die NTV hat vielleicht das Geld, Mrs. Mortenhoe, aber sind Sie sicher, daß Ihnen die Methoden dieser Leute gefallen? Wie man hört, können Sie nicht mal aufs Klo gehen, ohne daß ein Magnetophon Ihre Pupse aufzeichnet. Wenn Sie bei uns unterschreiben, garantieren wir Ihnen eine gewisse Abgeschiedenheit, die Gegenwart von höchstens einem Reporter für maximal vierzehn von vierundzwanzig Stunden.«
    »Ihre Arbeitszeit ist lang.«
    Er zuckte die Achseln. »Das schuldet man der Öffentlichkeit, Mrs. Mortenhoe. Sie hungert nach Schmerz. Ein ernster psychischer Mangel – das wissen Sie so gut wie ich.«
    Sie lächelte, rief beim Empfang an und ließ sich ein Taxi zur Laderampe am Hinterausgang schicken. Dort gab es keine Reporter – Privatbereich.
    Er beugte sich über sie, drückte ihren Finger weiter auf den Knopf. »Hier Mathiesson«, sagte er. »Rufen Sie gleich zwei Taxis.«
    Wieder lächelte sie ihn an. Sie genoß die Szene, genoß ihren Haß, genoß die Gewißheit, daß sie diesen Mann beschämen würde.
    »Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte sie.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich hinterherfahre?«
    »Dagegen gibt es kein Gesetz.«
    »Aber wenn ich Sie nur anfasse, werden Sie mich anzeigen?«
    »Richtig.« Sie nahm ihre Handtasche und einige Blätter mit Notizen. »Meine Schmerzen sind allein meine Angelegenheit, Mr. Mathiesson. Ich gedenke sie nicht zu verkaufen – weder an Sie noch an irgend jemand anders.«
    »Offenbar haben Sie nicht an die Leute von der Werbung gedacht.« Er nahm sein Tonbandgerät zur Hand und folgte ihr in den Korridor. »Ein hartnäckiger Haufen. Fast so hartnäckig wie wir.«
    Sie standen nebeneinander vor den Fahrstühlen.
    »Sie kommen mir nicht ins Haus«, sagte sie.
    »Wie unklug, Mrs. Mortenhoe. Wenn die Jungs mich in Ihrer Begleitung ankommen sehen, wissen sie, daß ich ein Vorrecht habe.«
    Ein Fahrstuhl kam, und sie stiegen ein. Sie drückte den Knopf für das Erdgeschoß, schob sich dann im letzten

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