Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
Durchsuchung der Datenbänke hat auch nichts ergeben, allerdings sind auch noch nicht alle Fälle digital erfasst. Sollte Klaus Georgs also zu einem früheren Zeitpunkt aktenkundig geworden sein, kann es durchaus sein, dass er in unseren Datenbanken nicht auftaucht. Es gab auch keinen Wagen, der auf seinen Namen angemeldet ist.«
»So etwas hatte ich befürchtet.«
»Lass dich nicht aufhalten. Wie gesagt, sollte ich wider Erwarten zu einer neuen, bahnbrechenden Erkenntnis kommen, ruf ich dich an.«
Wiebke verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung. Nachdenklich trat sie den Heimweg an. Auf der Landstraße herrschte kaum Betrieb um diese Zeit. Von der Mommsenstraße gelangte sie zur Rosenburg, danach passierte sie Schwalbstedt und Witbek, um rund zehn Minuten später das Ortseingangsschild von Ostenfeld zu erreichen. Jetzt freute sie sich auf einen gemütlichen Feierabend vor dem Fernseher und auf ein Glas Wein.
Acht
Die neue Woche begann trüb zwischen den Meeren: In der Nacht hatte Nieselregen eingesetzt, der das Land mit einem feuchten Netz überzog. Wiebke hatte schlecht geschlafen und zwei starke Tassen Kaffee benötigt, um ihren Kreislauf in Fahrt zu bekommen. Gedankenverloren hatte sie Garfield sein Fressen in den Napf gelöffelt, als der Kater ihr schnurrend um die Beine gestrichen war und bettelnd zu ihr aufgeblickt hatte. Die Erkenntnisse rund um den Toten im Strandkorb waren sehr dürftig und hatten ihr keine Ruhe gelassen. Wiebke konnte einfach nicht abschalten.
So hatte sie sich auch, als Heide Uphusen ihr auf dem Weg zum Auto begegnet war, kurz angebunden gegeben. Das Pfeifen des Keilriemens ging Wiebke heute noch mehr auf die Nerven als sonst. Auch das Dröhnen eines Radlagers an der Hinterachse wurde von Tag zu Tag lauter. Vielleicht musste der Passat mal in die Werkstatt. Normalerweise hatte sich ihr Freund um solche Dinge gekümmert. Doch es gab keinen Mann mehr in ihrem Leben, stellte sie betrübt fest.
Schon nach den ersten Kilometern setzte die Heizleistung des alten Wagens ein. Die Landschaft wirkte trist und grau an diesem Morgen, und Wiebke wäre nur allzu gern noch länger im Bett geblieben. Nur das Grün der Felder wirkte kräftiger und saftiger als sonst. Die Kühe auf den Weiden schauten ihr gelangweilt nach, doch dafür hatte Wiebke keinen Blick. Im Radio berichteten sie vom Auffinden eines Mannes, der sich im Strandkorb eines Bistros nach ersten Erkenntnissen der Polizei selbst getötet habe. Gehörte dies zur Ermittlungstaktik der Flensburger Mordkommission?
Um kurz vor acht Uhr erreichte sie die Polizeiinspektion an der Poggenburgstraße. Hier führte sie ihr erster Weg zum Kaffeeautomaten.
»Stark, schwarz und heiß – das deutet nicht auf eine lange Nacht mit erholsamem Schlaf hin«, riss Petersens Stimme sie aus den Gedanken. Er stand mit einem schiefen Grinsen und mit seiner leeren Bürotasse in der rechten Hand hinter ihr. In der linken Hand klimperte er mit Münzen.
»Moin.« Wiebke nahm den Plastikbecher mitsamt des dampfenden Inhalts aus dem Automaten. Petersen rückte nach, warf eine Münze hinein und drückte den Knopf, mit dem man einen schwarzen Kaffee ziehen konnte. Röchelnd nahm der Automat seine Arbeit auf. Wiebke betrachtete den Kollegen. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. »Hast du in der Zwischenzeit geschlafen?«
»Seit rund achtundzwanzig Stunden schon nicht mehr. Mein persönlicher Rekord liegt übrigens bei zweiundsiebzig Stunden ohne Schlaf. Danach braucht mein Körper aber fast vier Tage, bis sich der Biorhythmus wieder eingependelt hat.« Er winkte ab. »Was mich nicht umbringt, das macht mich stark.« Petersen deutete mit dem Kinn zum Besprechungszimmer. »Die Kollegen aus Flensburg sind mit dem Mord oder Selbstmord total überfordert, weil unterbesetzt. Sie haben uns offiziell um Unterstützung gebeten.«
»Und da konntest du wohl nicht Nein sagen?« Wiebke schüttelte schmunzelnd den Kopf.
»Ich hab also schnell die SOKO Strandkorb organisiert. Dierks und die Jungs aus Flensburg sind auch schon da und scharren ungeduldig mit den Hufen. Ehrlich gesagt, ich glaub wirklich, dass die ohne unsere Hilfe ganz schön auf dem Schlauch stehen.«
»Na, dann mal los.« Wiebke sparte sich den Weg ins Büro und folgte Petersen in den Besprechungsraum. Nickend grüßte sie in die Runde und suchte sich einen freien Platz, während Petersen neben Dierks am Kopf des langen Tisches Platz nahm.
Matthias Dierks war als Erster Hauptkommissar
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