Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
der Leiter der Kriminalinspektion Husum. Er war dafür bekannt, zu den Kollegen aus Flensburg und zum LKA in Kiel einen guten Draht zu haben. Ein Umstand, der Petersen und Wiebke nun gelegen kam. Vom üblichen Kompetenzgerangel zwischen den Behörden war hier in der Regel nichts zu spüren: Man kam gut miteinander aus und zog gemeinsam an einem Strang.
Von den Kollegen aus Flensburg waren auch wieder Piet Johannsen und sein Team vom Erkennungsdienst anwesend. Fritz Mahndorf, der Staatsanwalt, war ebenfalls gekommen, um sich einen Überblick über den Stand der Ermittlungen zu verschaffen. Wiebke hatte ihn bereits kurz kennengelernt. Mahndorf war ein ruhiger und besonnener Typ Anfang fünfzig. Wie immer war er korrekt gekleidet und trug einen gut sitzenden Anzug, dazu ein helles Hemd und eine passende Krawatte. Man wusste nicht viel von seinem Privatleben, nur, dass er Vater zweier Kinder war, ein Haus am Rand der Stadt besaß und ein Faible für schnelle Autos hatte. Mahndorf ließ die Mordkommission ihre Arbeit tun, ohne sich mehr als nötig einzumischen.
Der Erste Hauptkommissar Matthias Dierks hielt sich bewusst im Hintergrund. Der drahtige Endvierziger saß am Kopf des Tisches, erhob sich, als alle anwesend waren, und begrüßte die Kollegen. Nach einer kurzen Ansprache übergab er an Petersen, setzte sich und hielt sich dezent zurück.
Nachdem Petersen die SOKO Strandkorb offiziell ins Leben gerufen und auch die Kollegen des Kommissariats 1 der Bezirkskriminalinspektion aus Flensburg begrüßt hatte, trat er an das Flipchart in der Ecke des Raumes. Den Namen des Toten hatte er groß und mit einem Fragezeichen in Klammern versehen auf das ansonsten leere Blatt geschrieben. Er umriss mit wenigen Sätzen den Einsatz der Mordkommission am Holmer Siel auf Nordstrand. »Leider können wir zur Identität des Toten noch nicht viel sagen, da er offenbar ein Doppelleben führte. Zwar hatte er mit der Besitzerin des Strandbistros bis vor Kurzem ein Verhältnis, allerdings hielt er sich bedeckt und gab ihr wenig Informationen an die Hand. Es ist denkbar, dass er beispielsweise ein braver Familienvater war, der halt ein Verhältnis zu einer anderen Frau hatte.«
»Muss Liebe schön sein«, bemerkte Sven Gerkes, ein Kommissaranwärter der Husumer Wache von fast zwei Metern Körpergröße, mit einem süffisanten Grinsen. Gerkes war für seine flapsigen Sprüche bekannt. Er bildete bei Ermittlungen mit Katja Graf ein Team.
Intern wurden die beiden wegen ihrer gleichen Anfangsbuchstaben auch scherzhaft Doppel-G genannt. Graf war eine junge Kommissarin, die erst wenige Monate vor Wiebke ihren Dienst auf der Husumer Wache angetreten hatte. Sie war selbstbewusst genug, um sich die Frotzeleien der Kollegen gefallen zu lassen. Man munkelte hinter ihrem Rücken, dass sie eine Diät nach der anderen ausprobierte, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen. Dennoch hatte sie wechselnde Männerbekanntschaften. Kein Wunder, denn Katja war trotz ihres Übergewichts eine schöne Frau mit Rundungen an den richtigen Stellen, wie es ihre Verehrer gerne nannten. Meist trug sie Jeans und bequeme Pullis oder Blusen. Im Dienst hatte sie die schulterlangen blonden Haare zu einem Zopf gebunden.
Im Augenblick ruhten die Blicke der Kollegen auf ihrem Partner Sven Gerkes. »Na, es ist doch so: Die beiden haben sich offenbar immer heimlich getroffen, um ein Schäferstündchen zu verbringen. Dabei ging es nicht um die äußeren Umstände. Die hatten andere Dinge im Kopf, als über ihr wahres Leben zu philosophieren!« Im Grunde genommen sprach Gerkes die Gedanken aller Anwesenden aus.
»So hat es zumindest Bente Harmsen ausgesagt«, bestätigte Petersen. »Unser Unbekannter, bei ihr trug er den Namen Klaus Georgs, war demnach ein ausgezeichneter Zuhörer. Während sie ihm ihr Herz ausschütten konnte, gab er nicht viel von seinem wahren Leben preis. Wir können also davon ausgehen, dass es sich bei Klaus Georgs um einen ebenfalls verheirateten Mann handelt, der die Wohnung im Jebensweg ausschließlich gemietet hat, um sich dort mit seiner Geliebten zu treffen.« Nach einer kleinen Pause fuhr Petersen fort: »Der Name Klaus Georgs taucht übrigens in keiner Datenbank auf, weswegen wir derzeit damit rechnen können, dass es sich hierbei nicht um seinen richtigen Namen handelt. Wenn man bedenkt, dass er die Wohnung im Jebensweg zu seinem Privatvergnügen angemietet hat, können wir davon ausgehen, dass er sich das auch leisten konnte.«
»Demnach war
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