Tod mit Meerblick: Schleswig-Holstein-Krimi
»Ich bin HSV-Fan!«
»Ist das nicht das Gleiche?«, gab Wiebke unbekümmert zurück.
»Willst du den Rest des Weges zu Fuß gehen?«
Da Wiebke wusste, wozu Jan Petersen manchmal imstande war, wechselte sie schnell das Thema. »Harmsen lügt also. Somit steht er nach wie vor auf der Liste unserer Verdächtigen.«
»Jetzt hast du’s.« Petersen nickte grinsend. »Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass …« Das Klingeln seines Telefons unterbrach ihn. Petersen zog das Handy wieder aus der Tasche. Da er keine Gelegenheit fand, rechts an den Straßenrand zu fahren, gab er es nach einem Blick auf das Display an Wiebke weiter. »Das ist Johannsen, kannst du mal drangehen?«
»Klar.« Wiebke drückte die grüne Taste.
»Also, die Suche nach unserem Freund Klaus Georgs hat nichts ergeben«, sagte Johannsen. »Es scheint ihn gar nicht zu geben, denn er taucht in keiner Datenbank auf.«
»Aber der Name ist ein Allerweltsname«, warf Wiebke ein.
»Deshalb hat die Suche nach dem richtigen Klaus Georgs ja auch ein bisschen länger gedauert«, erwiderte Johannsen unbeeindruckt. »Wahrscheinlich hat er sich für seine Geliebte einen falschen Namen zugelegt.«
»Womöglich hat er Dreck am Stecken.«
»Oder einfach Schiss, dass seine Frau dahinterkommt.«
»Das werden wir morgen früh in der Besprechung mal vertiefen«, murmelte Wiebke. Morgen war Montag, da waren wieder alle im Dienst, und sie konnten mit ganzer Kraft an dem Fall arbeiten. Wiebke unterbrach die Verbindung und berichtete Petersen, dass die Suche ergebnislos verlaufen war. Als Wiebke ihn von der Seite betrachtete, stellte sie fest, dass er mit den Kieferknochen mahlte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er angestrengt nachdachte.
Nach einer weiteren Viertelstunde erreichten sie die Polizeiinspektion an der Poggenpohlstraße in Husum. Petersen lenkte den Variant auf den Hinterhof. Er nahm das Bereitschaftshandy aus der Mittelkonsole und zog den Schlüssel ab. Wiebke blieb unschlüssig sitzen. »Und jetzt?«
»Ich werd mich selbst ein wenig durch die Datenbanken quälen und sehen, ob ich unseren Klaus Georgs da nicht doch irgendwo finden kann. Vielleicht fährst du noch auf einen Sprung bei dieser Küchenkraft aus dem Möwennest vorbei, wie hieß die noch?«
»Ellen Budde. Kann ich machen, auch wenn ich mir davon nicht viel erhoffe.«
»Mühsam nährt sich das Eichhörnchen«, grinste Petersen und stieg aus. »Sollte ich etwas herausfinden, rufe ich dich an. Wenn nicht, genieß den Restsonntag und sei morgen um acht Uhr hier, dann sehen wir weiter.«
Die Kollegen der Flensburger Mordkommission ermittelten. Für Wiebke und Petersen gab es augenblicklich nichts zu tun. Sie verabschiedete sich von Jan Petersen und stieg in ihren privaten PKW. Auf dem Heimweg würde sie noch bei Bente Harmsens Küchenhilfe Station machen und sich dann wieder ihren privaten Problemen widmen können.
Sieben
Ellen Budde wohnte in einem der gesichtslosen Miethäuser in der Mommsenstraße. Backsteinfassaden hinter kleinen Vorgärten, die zur Straße hin von einer gründlich gestutzten Hecke abgegrenzt wurden. Ein älterer Herr, der gerade damit beschäftigt war, die Hecke vor seinem Haus zu schneiden, bedachte Wiebke mit einem knappen Kopfnicken. Der argwöhnische Gesichtsausdruck blieb ihr nicht verborgen, doch sie grüßte freundlich, trat an die Haustür und studierte die Namen am Klingelbrett. Ellen Budde wohnte im oberen Stockwerk.
Wiebke drückte auf den Klingelknopf und musste nicht lange warten, bis der Summer ertönte. Sie stemmte sich gegen die schwere Tür. Im Hausflur blecherne Briefkästen an der Wand, Rauputz bis zur Decke und eine einfache Lampe, die aufflammte, nachdem Wiebke den Lichtschalter betätigt hatte. Der Mief von angebranntem Mittagessen hing im Treppenhaus. Wiebke ging ein Stockwerk weiter und lächelte, als sich die Wohnungstür öffnete. Zuvor war sie durch einen Spion begutachtet worden.
»Guten Tag, mein Name ist Wiebke Ulbricht«, sagte sie freundlich. Den Dienstausweis zu zeigen, hielt sie für übertrieben. »Ich komme von der Polizeiinspektion Husum und habe ein paar Fragen.«
»Sicher geht es um den Toten im Strandkorb.« Verstehendes Nicken; die Tür, die sich anfangs nur einen Spaltbreit geöffnet hatte, stand Wiebke nun offen. Eine junge Frau, Wiebke schätzte sie auf Mitte, Ende zwanzig, stand im Rahmen. Etwa einen Kopf kleiner als sie selbst, von schlanker Statur. Das schulterlange blonde Haar hatte
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