Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
Verkostung der Südtiroler Weine fortsetzen, sich über die Honorarzahlungen freuen, die er von Theresa, von Puttmenger und Steixner bekommen hatte. Er könnte behutsam die erneute Annäherung an Phina fortsetzen, um herauszufinden, wie weit sie gehen würde. Er sollte sich vor Marco in Acht nehmen, falls dieser Hitzkopf noch nicht zur Räson gekommen war, allerdings machte es wenig Sinn, ihn bei der Polizei anzuzeigen – aus verschiedenen Gründen, vor allem hatte er keine Lust, als Ankläger oder Zeuge vor Gericht zu erscheinen. Er könnte sich von Valerie Trafoier verabschieden, aber besser so, dass es Phina nicht mitbekam. Um dann mit einigen Kartons Wein im Auto die Rückreise anzutreten. Das alles könnte er tun. Und dabei das eine seinlassen: nämlich die Umstände von Nikis Tod aufzuklären. Kein Mensch würde ihm einen Vorwurf machen, nicht einmal Theresa. Aber Emilio mochte es nicht, verarscht zu werden. Es war ihm egal, was die Leute über ihn dachten, das stimmte schon. Aber es war ihm nicht egal, was er selbst über sich dachte.

[zur Inhaltsübersicht]
    74
    Ihre Mitarbeiter, mit denen sie im Weinberg arbeitete, warfen Phina immer wieder verwunderte Blicke zu. Das entging ihr nicht, aber sie freute sich darüber. Obwohl in den Gesprächen mit Emilio wieder alles hochgekommen war, der Tod ihres Vaters und ihr geplatzter Traum von einem Leben in der Neuen Welt, war sie heute erstaunlich guter Laune. Sie ertappte sich dabei, wie sie ein Lied vor sich hin summte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal hatte dazu hinreißen lassen. Als ob ein schwerer Stein von ihrer Seele gerollt wäre. Vielleicht deshalb, weil sie zum ersten Mal jemandem erzählt hatte, was sie machen wollte, bevor ihr Vater tödlich verunglückte? Natürlich hatte sie darunter gelitten, dass er ihr die Führung des Weingutes nicht zugetraut hatte, dass er sie schon deshalb nicht für voll genommen hatte, weil sie eine junge Frau war und nicht der ersehnte Sohn. Aber schließlich hatte sie sich damit abgefunden und die Diskriminierung als Chance begriffen. Die Südtiroler Berge waren ihr im Laufe der Jahre immer enger erschienen, hatten ihr die Luft zum Atmen genommen. Wie hohe Gefängnismauern, die einem den Weg in die Freiheit versperrten. Sie hatte die Tage bis zu ihrem Abflug gezählt. Sie hätte sich heimlich davongestohlen, einen langen Brief zurückgelassen und sich erst von der anderen Seite des Atlantiks per Telefon gemeldet. Nur um kein Risiko einzugehen und ihren Eltern die Chance zu nehmen, sie noch im letzten Augenblick umzustimmen. Und dann war alles anders gekommen. Nie hatte sie später darüber gesprochen, auch nicht mit ihrer Mutter, immer war es ihr Geheimnis geblieben. Gegenüber Emilio hatte sie sich zum ersten Mal geöffnet. Am Abend nach ihrem Treffen auf dem Stroblhof hatte sie mit Emilio über ihre damalige Situation gesprochen. Er hatte nicht viel dazu gesagt, aber er hatte zugehört – und er hatte sie verstanden. Das hatte gutgetan, unheimlich gut. Wahrscheinlich hätte sie sich schon viel früher jemandem anvertrauen sollen, zum Beispiel Theresa. Aber dazu war es nie gekommen. Es brauchte schon Emilio und seine schlimmen Verdächtigungen, dass sie ihr Herz ausschüttete. Zunächst war es Phina nur darum gegangen, ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen. Aber dann war alles aus ihr herausgesprudelt. Wie aus einer Flasche Spumante, die lange verschlossen gewesen war, dann kräftig geschüttelt und schließlich entkorkt wurde.
    Und jetzt? Eigentlich hatte sich nichts verändert, außer dass Emilio wieder in ihrer Nähe war, was ihr ganz offenbar guttat. Sie hatte ihm seine Unterstellungen verziehen, weil sie erstens nachvollziehen konnte, wie er darauf gekommen war, und weil er zweitens geradezu rührend tiefe Reue zeigte und eine ehrliche, große Erleichterung. Phina lächelte. Der Mann war nicht annähernd so kühl, wie er sich gerne gab, tief im Inneren war er nach ihrer Überzeugung warmherzig und einfühlsam. Aber wahrscheinlich wusste er das selber nicht – und würde diese Charakterisierung entrüstet von sich weisen.
    ***
    Währenddessen nahm Emilio einen Termin war, von dem er sich die Lösung eines Rätsels erwartete. Bei erneuter Durchsicht der Unterlagen und Fotos, die er bei Marco sichergestellt hatte, war er über Florian Welswacker gestolpert, der auch zu den Amici del Vino gehörte und zu Nikis alten Freunden. Er hatte eine Werbeagentur in Meran und war offenbar gut

Weitere Kostenlose Bücher