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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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sein Handgelenk. Am Ellbogen hatte er einen Verband. Kopf und Schulter taten weh. Zog er die weiteren Verletzungen der letzten Zeit in Betracht, kam er zur Einschätzung, dass er kurz vor der Verschrottung stand. Er sah hinüber zum Esstisch, wo die Flasche Lagrein Riserva stand, die er aus Puttmengers Weinkeller mitgenommen hatte. «Verstößt es gegen die Dienstbestimmungen, wenn wir die Flasche öffnen und ein Glas trinken?», fragte er.
    «Ich bin im Ruhestand», sagte Gamper, «mich kann man nicht belangen. Wo sind hier Gläser und ein Korkenzieher?»
    Der Staatsanwalt lachte. «Die Flasche haben Sie gewiss persönlich mitgebracht», sagte er zu Emilio.
    «Selbstverständlich. Wenn mich jemand erschießen möchte, bringe ich als Präsent immer eine Flasche mit. Das ist eine alte Familientradition.»
    ***
    Stunden später wurde Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein, der im Schatten einer Pergola auf einer Liege lag, von zwei Damen betreut. Die eine war an Jahren deutlich älter und roch nach einem Parfum, das längst aus der Mode war. Die andere sah Emilio aus hellblauen Augen an und wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte.
    Theresa dankte Emilio, dass er den Mörder ihres Sohnes zur Strecke gebracht hatte. Sie habe all die Jahre gespürt, dass Niki keinen Unfall gehabt habe. Und sie habe fest daran geglaubt, dass Emilio die Wahrheit herausfinden würde. Niki würde dadurch nicht wieder lebendig, aber jetzt könne sie ihren Seelenfrieden finden.
    Emilio verzog das Gesicht. Er grummelte, dass so wenigstens Theresa dem versauten Tag etwas Gutes abgewinnen könne. Er selbst sei dagegen ziemlich frustriert. Die bescheuerte Aktion mit dem versteckten Mikrophon wäre nicht nötig gewesen. Es ärgere ihn, dass ihn erst eine Knalltüte wie Marco auf die richtige Spur gebracht habe. Da hätte er wirklich von alleine und vor allem viel früher draufkommen müssen. Dann hätte es dieses Affentheaters von heute nicht bedurft. Mit etwas mehr Intelligenz hätte er einen diskreteren Weg gefunden und den Professor nicht aufspießen müssen wie ein Schaschlik.
    Phina sagte, dass sie Puttmenger noch nie gemocht habe, aber sie wäre nicht im Traum darauf gekommen, dass der smarte Professor ein Doppelleben führte und zudem Niki umgebracht haben könnte.
    Deshalb sei sie ja Winzerin, stellte Emilio fest, und keine Detektivin. Von ihr würde das niemand erwarten, von ihm aber schon – jedenfalls stelle er selbst an sich diesen Anspruch. Statt sich auf Puttmenger zu konzentrieren, habe er lange Zeit Phina in Verdacht gehabt, so blöd müsse man erst mal sein.
    In diesem Punkt stimmte ihm Phina zu. Dann fiel ihr ein, dass vorhin ein Kriminalrat namens Gamper angerufen habe, sie solle Emilio ausrichten, dass Puttmenger nach Einschätzung der Ärzte überleben würde.
    Das zumindest sei eine gute Nachricht, sagte Emilio. Er habe noch nie jemanden umgebracht, und er wolle nicht im schönen Südtirol damit beginnen.
    Theresa schüttelte entgeistert den Kopf. Man stelle sich vor, ein ehrenwerter Professor, der in Frauenkleidern anderen Männern hinterhersteige, das hätte es früher nie gegeben. Das alles könne sie nicht verstehen, das sei nicht ihre Welt.
    Emilio sagte, dass sie sich da mächtig täuschen würde, das habe es schon immer gegeben und in allen Kulturen. Mörder übrigens auch. Bei Puttmenger jedenfalls sei nach außen alles viel zu perfekt und glatt gewesen, solche Menschen hätten meist ein Geheimnis. Und hätte er sich das Foto der Drag Queen genauer angeschaut, hätte der Groschen fallen müssen. Aber nein, er habe Tomaten auf den Augen gehabt und den Intellekt einer Küchenschabe. Deshalb sei er ja so sauer.
    Theresa und Phina widersprachen ihm heftig und meinten, dass er jetzt wohl endgültig spinne.
    Er habe keine Lust, darüber zu diskutieren, sagte Emilio. Es sei sein gutes Recht, sich für einen Idioten zu halten. Er zeigte ein angedeutetes Lächeln. Natürlich stehe diese Einschätzung nur ihm selbst zu, er erwarte von anderen keine Zustimmung – das wäre ja noch schöner. Emilio schloss die Augen und gähnte. Nach Stresssituationen überfalle ihn oft eine bleierne Müdigkeit, erklärte er mit leiser Stimme. Die vergangenen Stunden hätten ihn über die Maßen angestrengt, auch habe ihn die Möglichkeit seines vorzeitigen Ablebens stärker beunruhigt als erwartet. Er würde jetzt gerne alleine sein und etwas schlafen. Zum Abendessen könne man ihn wecken. Er hätte Lust auf Phinas sensationelle

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