Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
aggressiv in die Hüften gestützt. «Und Sie glauben diesem Kerl den Schwachsinn? Ich hätte Sie für intelligenter gehalten.»
    Emilio blieb unbeeindruckt und spielte mit seinem Gehstock. «Erstens hatte Marco ein Messer an der Gurgel, da spricht man normalerweise die Wahrheit. Zweitens habe ich mir die Fotos daraufhin genauer angeschaut. Auf der Website Ihrer Klinik ist ein großes Porträtfoto von Ihnen, sehr schön, mit umgehängtem Stethoskop. Wenn man die Bilder vergleicht, fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Marco hatte recht, die Drag Queen, das sind Sie.»
    Puttmenger ging einige Schritte durchs Zimmer, lehnte sich an eine Kommode. Er schien seine Erregung in den Griff zu bekommen. «Angenommen, das wäre so», sagte er mit kontrollierter Stimme, «sich zu verkleiden und seinen Spaß zu haben, ist nicht strafbar.»
    «Da stimme ich Ihnen zu. Aber was würde wohl Ihre konservative Klientel zu der von Ihnen bevorzugten Freizeitgestaltung sagen? All die Damen aus Bozens besserer Gesellschaft? Wären Sie immer noch der Arzt ihres Vertrauens? Und Ihre Frau? Weiß sie Bescheid? Eine Scheidung kann eine sehr hässliche, teure Angelegenheit sein.»
    «All das ist schon lange her», sagte Puttmenger leise.
    «So lange nun auch wieder nicht. In Verona kann man sich noch gut an Sie erinnern.»
    «In Verona? Sie waren dort?»
    Emilio nickte. «Ja, das war ich. Sie haben dort noch immer Ihre Fans.»
    «Warum schnüffeln Sie in meinen Angelegenheiten herum?», schrie Puttmenger. «Ich habe Sie für Ihre Hilfe bezahlt. Warum hauen Sie nicht einfach ab?»
    «Würde ich gerne. Aber ich suche noch immer Nikis Mörder.»
    «Na und?»
    Emilio deutete mit seinem Gehstock auf den Professor. «Jetzt habe ich ihn gefunden. Deshalb bin ich hier.»
    Puttmenger kniff die Augen zusammen. «Das glauben Sie wirklich?»
    «Definitiv. Sie sind Niki mit der blonden Perücke als Frau verkleidet auf den Berg nachgestiegen und haben ihn vom Gipfelkreuz in den Abgrund gestoßen.»
    «Sie sind ja geistig umnachtet!»
    «Es gibt einen Zeugen, der hat Sie am Berg gesehen, auch wie Sie mit Nikis gelbem Rucksack wieder zurück ins Tal marschiert sind.»
    «Einen Zeugen? Das glaube ich nicht. Da war keine Menschenseele …»
    «Sprechen Sie nur weiter. Sie meinen, da war keine Menschenseele zu sehen. Sie haben sich unbeobachtet gefühlt. Irrtum. Es war jemand da. Aber er hat bis heute geschwiegen und nur mir davon erzählt.»
    «Was hat er Ihnen erzählt? Dass Niki von einer blonden Frau umgebracht wurde?» Puttmenger lachte schrill.
    «Aber Sie und ich wissen, wer sich hinter dieser blonden Frau verbirgt.»
    «Nur wir beide? Das ist doch wunderbar.» Mit einer schnellen Bewegung riss Puttmenger die oberste Schublade der Kommode auf – schon hielt er eine Pistole in der Hand und richtete diese auf Emilio. «Keine Bewegung. Bleiben Sie ganz ruhig sitzen.» Wieder lachte er. «Ich geb’s zu. Sie haben richtig kombiniert, Kompliment. Aber Sie haben die Folgen nicht bedacht. Ich werde Sie nämlich erschießen.»
    Emilio war nicht anzusehen, ob ihn die Pistole einschüchterte. Er wirkte äußerlich völlig gelassen.
    «Bevor Sie das tun, könnten Sie mir noch erzählen, warum Sie Niki umgebracht haben. Weil er von Ihrem Doppelleben wusste und Sie damit erpresst hat, stimmt’s?»
    «Das hätte der Wichser mal besser seinlassen», sagte Puttmenger, der mit der Pistole unablässig auf Emilios Kopf zielte. «Ich war mir zunächst gar nicht sicher, ob er es war. Denn ursprünglich hat mich ein anderer kontaktiert. Wahrscheinlich diese Kanalratte. Wie sagten Sie, war sein Name?»
    «Marco.»
    «Richtig, aber dann hat Niki die Nummer selber übernommen und wollte mir die Bedingungen diktieren.»
    «Marco wurde aus dem Verkehr gezogen, er musste ins Gefängnis, wegen einer anderen Sache.»
    «Ins Gefängnis? Ich erinnere mich, Sie haben es schon mal erwähnt. Sein Glück, sonst hätte ich diesem Marco die Birne weggeblasen. Jedenfalls habe ich dem Erpresser damals die Botschaft zukommen lassen, dass er sich das Geld am Gipfelkreuz abholen kann, alternativ könne er sich die Fotos in den Arsch schieben.»
    «Der Erpresser, von dem Sie vermuteten, dass es Niki war.»
    «Genau. Aber warum erzähle ich Ihnen das? Das alles geht Sie einen Scheißdreck an.»
    «Sie können es auch seinlassen. Aber es ist schon egal, Sie töten mich doch sowieso.»
    «Wieso nehmen Sie das so stoisch hin? Glauben Sie mir nicht?»
    «Doch, natürlich glaube ich Ihnen»,

Weitere Kostenlose Bücher