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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Umständen des Unfalls erkundigte, kniff sie die Lippen zusammen, auf ihrer Stirn bildeten sich steile Falten. Er spürte, dass es schlagartig vorbei war mit der Nähe, die sie gerade noch empfunden hatte, jetzt gab es wieder diese Distanz, die sie wie einen Schutzwall um sich aufbaute. Dummerweise weckte genau diese Reaktion seine Neugier. Aber ihm war klar, dass er jetzt besser das Thema wechselte. Er kam also auf Niki zu sprechen und auf den Auftrag, den ihm Theresa erteilt hatte. Offenbar war auch das keine gute Idee, denn Phina ließ sich auf kein Gespräch dazu ein. Ob sie Niki gut gekannt habe, fragte er. Sie blieb ihm eine Antwort schuldig, sie stand auf, blies die Kerze aus und sagte, dass die Besichtigung hiermit beendet sei.

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    In Südtirol sind Ansitze ebenso häufig wie landschaftsprägend. Sie gehen zurück auf das späte Mittelalter und waren meist dem niederen Adel vorbehalten. Ansitze finden sich meist inmitten von Weinbergen, haben schlossähnlichen Charakter, ohne aber dessen Größe zu besitzen. Typisch sind angedeutete Festungselemente wie Zinnen und Wehrtürme, die allerdings nur dekorativen Charakter haben. Prof. Dr. med. Falko Puttmenger gönnte sich den Luxus, in einem solchen Ansitz zu wohnen. Auf Reinhold Messner anspielend, meinte er, dass eine solche Behausung für einen erfolgreichen Schönheitschirurgen geradezu bescheiden sei, in einem Land, wo ein Bergsteiger mit Juval ein Schloss besaß und weitere Burgen seinen Namen trugen. Falko kam gerade von einem Spaziergang zurück und öffnete den Briefkasten neben dem hohen Tor aus Schmiedeeisen. Ein großer, brauner Umschlag hatte weder eine Frankierung noch trug er einen Absender. Falkos Puls beschleunigte sich. Auf dem Umschlag stand: «Pisser! Persönlich!» Er glaubte, die blecherne Stimme des anonymen Anrufers zu hören. Er hatte den Wortlaut noch genau im Kopf: «Schauen Sie in den nächsten Tagen mal in den Briefkasten», hatte dieser Scheißkerl gesagt. Und sein spontanes «Verpiss dich!» hatte er wohl persönlich genommen.
    Eine Stunde später stand Falko vor seinem offenen Kamin. Obwohl es draußen warm war, hatte er kräftig eingeheizt. Das Holz knackte, und die Flammen loderten. In den Händen hielt er die Fotos aus dem Umschlag. Falko fluchte. Er warf ein Foto nach dem anderen in den Kamin und beobachtete, wie es vom Feuer verschlungen wurde. Natürlich wusste er, dass das Problem auf diese Weise nicht zu lösen war, aber er fühlte sich so besser. Den Erpresserbrief, der den Fotos beigelegt war, behielt er. Er starrte auf die wenigen Zeilen. Die geforderte Geldsumme war eine Unverschämtheit. Er verstand immer noch nicht, wie ihn die Vergangenheit nach so vielen Jahren einholen konnte. Niki Steirowitz war doch tot. Wie lange schon? Falko dachte nach. Zehn Jahre, verdammt noch mal, genau zehn Jahre! Und jetzt? Falko hatte keine Ahnung. Aber dass er nicht zahlen würde, das war klar.
    Zu diesem denkbar ungünstigen Augenblick klingelte das Telefon. Falko warf einen kontrollierenden Blick in das Kaminfeuer, die Fotos waren allesamt verbrannt. Er ging ans Telefon und versuchte, sich mit möglichst ruhiger Stimme zu melden.
    Der Anrufer war ein gewisser Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein. Dieser entschuldigte sich für die Störung, Falkos Privatnummer habe er von Frau Steirowitz erhalten.
    Bei Nennung dieses Namens wurde Falkos Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt. Der Schönheitschirurg war bei seinen Mitarbeitern für seine cholerischen Ausbrüche berüchtigt. Dass er es jetzt schaffte, nicht aus der Haut zu fahren, wunderte ihn selbst. Gerade hatte er die Fotos in der Hand gehalten und an Niki denken müssen, jetzt rief ein ihm unbekannter Baron an und bezog sich auf Frau Steirowitz, damit konnte nur Nikis Mutter gemeint sein. Nun, der Erpresser war das sicher nicht, der hätte sich nicht mit Namen gemeldet, und schon gleich nicht so höflich.
    Der Anrufer sagte, dass er im Auftrag von Frau Steirowitz, die in gewisser Weise eine Tante von ihm sei, einige Nachforschungen anstelle. Er würde es sehr begrüßen, wenn der verehrte Professor bei Gelegenheit Zeit für ein kurzes persönliches Gespräch finden könne.
    Falko schluckte. Ihm schossen die Worte des Barons durch den Kopf, dann die Fotos, der Erpresserbrief, alles purzelte durcheinander, ergab keinen Sinn. Wo war der Zusammenhang? Oder gab es keinen? Der Anrufer hatte von «Nachforschungen» gesprochen. Nachforschungen wozu,

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