Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)
anders geht’s nicht.»
«Oder ich erzähle nicht alles.»
Emilio nickte. «Das wäre auch eine Möglichkeit. Hilft aber meist nicht wirklich weiter.»
Steixner gab sich einen Ruck. «Okay, ich gebe Ihnen hiermit den Auftrag, für mich als privater Ermittler tätig zu werden und meine Interessen wahrzunehmen. Dafür zahle ich Ihnen den üblichen Tagessatz, die Höhe ist mir egal. Und Sie verpflichten sich zur Verschwiegenheit. Einverstanden?»
«Im Prinzip schon. Sie sind mir sympathisch. Ich arbeite nur für Leute, bei denen ich ein gutes Gefühl habe. Aber erst möchte ich mir anhören, worum es geht. Falls wir nicht zusammenkommen, verspreche ich Ihnen, alles zu vergessen. Wie gesagt, das kann ich hervorragend.» Er deutete auf seinen Kopf. «Meine Festplatte hat nur eine begrenzte Speicherkapazität.»
Wieder machte Steixner eine lange Pause. Dann fing er an, zu erzählen: «Also, ich werde erpresst. Jemand weiß etwas, was er nicht wissen sollte, und will für sein Schweigen bezahlt werden. Ich habe einen Umschlag mit belastendem Material erhalten. Auch ist bereits geregelt, wie viel ich zu zahlen habe und wie die Übergabe des Geldes zu erfolgen hat. Der Termin ist bereits verstrichen. Sie müssen wissen, mir geht es psychisch schon seit längerem nicht gut. Meine Frau ist vor einigen Jahren gestorben. Ich bin bis heute nicht darüber hinweggekommen. Dann dieser anonyme Brief. Das war alles zu viel …»
Steixner brach ab, redete nicht weiter.
«Haben Sie den Umschlag am bewussten Tag erhalten?», fragte Emilio.
Steixner nickte. «Ja, habe ich. Das hat mir den Rest gegeben.»
«Womit werden Sie erpresst?», fragte Emilio.
«Das will ich nicht sagen.»
«Dann wird es schwierig bis aussichtslos, den Erpresser zu finden.»
«Wahrscheinlich, Sie haben recht. Dann halt nicht.»
«Oder Sie haben den Mut zu ändern, was zu ändern ist.»
«Ja, dieses Gebet. Ich habe viel darüber nachgedacht. Deshalb habe ich Sie ja hergebeten.»
«Also, dann fassen Sie sich ein Herz und erzählen. Oder Sie finden die Gelassenheit, alles so hinzunehmen, wie es kommt.»
«Das kann ich nicht.»
«Eben.»
«Ich fang mal anders an: Ich bin nicht der Einzige, der erpresst wird. Es gibt da so einen Freundeskreis, wir nennen uns Amici del Vino . Vor mir haben mindestens zwei andere einen Brief mit belastendem Material bekommen und einer Aufforderung, für das Schweigen zu bezahlen.»
Emilio verschränkte die Arme vor der Brust. «Darf ich raten? Einer von Ihnen ist Professor Puttmenger, richtig?»
Steixner sah ihn fassungslos an und stammelte: «Woher wissen Sie?»
Emilio lächelte. «Ich weiß es nicht, ich habe geraten. Aber der Professor hat mir von den Amici del Vino erzählt, auch dass Niki der Gruppe angehört hat. Außer Puttmenger kenne ich niemanden.»
«Niki, der gute alte Niki.»
«Stimmt das nun mit Puttmenger?»
«Das ist seine Angelegenheit, dazu sage ich nichts. Aber Fakt ist, dass einige von uns erpresst werden. Offensichtlich hat jemand belastendes Material gesammelt. Wobei die Dinge, um die es geht, bei jedem anders gelagert sind.»
«Das wissen Sie?»
«Ganz sicher, definitiv. Mein Fall ist sowieso speziell und hat nur mit mir zu tun. Von einem anderen weiß ich, dass es Fotos von einer außerehelichen Liebschaft gibt. Das würde seine Frau nicht mögen. Vor allem hat sie das Geld in die Ehe gebracht, und der Mann steht in der Öffentlichkeit.»
«Die verschiedenen Fälle haben nichts miteinander zu tun? Das ist schon seltsam, oder?»
«Da ist noch etwas sehr seltsam: Das Belastungsmaterial ist steinalt, reicht viele Jahre zurück. Das ist bei mir so und offensichtlich auch bei meinen Freunden. Da hat jemand ganz lange gewartet, um jetzt zuzuschlagen.»
«Wirklich? Das ist in der Tat ziemlich seltsam.»
«Einige von uns sind schon früher mal erpresst worden, mit den gleichen Sachen, das ist ewig her, da hat Niki noch gelebt. Dann war plötzlich Schluss. Und jetzt geht’s wieder los.»
«Sie sagten, damals habe Niki noch gelebt? Ist er auch erpresst worden?»
«Das hat er jedenfalls behauptet.»
«Klingt nicht so, als ob sie sich da sicher wären.»
«Keine Ahnung. Manche von uns haben schon geglaubt …»
«Was haben sie geglaubt?»
«Na ja, nach Nikis tragischem Unfall war plötzlich Ruhe. Keine Erpressung mehr, nichts. Da kommt man schon auf die dümmsten Gedanken.»
«Ach so.»
«Können Sie mir helfen? Nehmen Sie den Auftrag an?»
Emilio nickte. «Mach ich, außerdem scheint
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