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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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es Überschneidungen mit meinem eigentlichen Fall zu geben, jedenfalls was einige Personen betrifft.»
    «Gut, dann wäre das geklärt. Finden Sie den Erpresser und legen Sie ihm das Handwerk.»
    Emilio lachte. «Das hört sich gut an. Und ganz einfach. Aber dafür müssten Sie mir schon den Rest der Geschichte erzählen.»
    «Den Rest? Ist das wirklich nötig?»
    «Sonst können Sie es vergessen, ist doch klar. Zum Beispiel hätte ich gerne den Umschlag, um ihn mir genauer anzusehen. Damit würde ich sowieso erfahren, was man gegen Sie in der Hand hat.»
    «Der Umschlag? Ja, den brauchen Sie, das verstehe ich. Sie gehen nicht zur Polizei?»
    «Nein, sagte ich doch.»
    Steixner machte die Schublade des Beistelltischs auf. «Hier ist mein Hausschlüssel. Der Umschlag liegt unter dem Teppich in meinem Arbeitszimmer.»
    «Vielen Dank. Ich werde Ihr Vertrauen nicht missbrauchen. Aber wenn ich es sowieso erfahre, dann können Sie es mir doch gleich hier und jetzt erzählen.»
    «Nein, ich mag nicht darüber reden. Nur so viel: Was im Erpresserschreiben behauptet wird, ist leider zutreffend. Es war ein tragisches Unglück. Ich habe tausendmal um Vergebung gebeten, ich kann es nicht rückgängig machen. Es ist nun mal passiert. Es gab nur einen einzigen Zeugen, und der lebt nicht mehr.»
    «Nicht etwa …?»
    «Doch, Niki war der einzige Zeuge. Ich hatte gehofft, es ist alles vorbei.»

[zur Inhaltsübersicht]
    27
    Während Puttmenger dem Cayenne hinterherwinkte, atmete er tief durch. Das war gerade noch mal gutgegangen. Der Umschlag lag ungeöffnet auf dem Wohnzimmertisch, die Dose mit dem Katzenfutter stand in der Küche. Er hatte sich in der vergangenen Stunde einiges ausdenken müssen, um die Krisensituation zu bewältigen.
    Der anonyme Umschlag mit der Aufschrift «Herzliches Beileid»? Ach, nichts Besonderes, wahrscheinlich wegen der Patientin, die letzte Woche verstorben ist, das wäre ihm ans Herz gegangen. Aber er wolle sich in seiner Freizeit nicht damit belasten. Der Brief könne warten.
    Das Katzenfutter? Ja, der Umschlag sei bestimmt von seiner OP-Schwester, die mochte doch ihre Katze so sehr, da habe sie eben eine Dose mitgebracht, das sei doch nett.
    Wo denn die kleine Mieze sei, hatte seine Tochter gefragt. Keine Ahnung, hatte er geantwortet, heute früh war sie noch da, sie sei eben eine kleine Rumtreiberin, wahrscheinlich suche sie einen Kater.
    Seine Frau und die Kinder hatten ihm geglaubt, Gott sei Dank. Es war ihnen eigentlich auch ziemlich egal gewesen, nach der langen Fahrt und voller Wiedersehensfreude. Nun, zumindest die Kinder hatten sich gefreut. Bei seiner Frau Anja war er sich da nicht so sicher. Sie machte immer einen gelangweilten Eindruck. Deshalb war sie auch nicht auf die Idee gekommen, zu fragen, wie die OP-Schwester das geschlossene Eingangstor überwunden hatte. Stattdessen hatte sie eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank geholt, die Schuhe in eine Ecke geworfen und sich ein Glas eingegossen. Anja trank Champagner zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ihr Stoffwechsel hatte sich anscheinend darauf eingestellt, weitgehend ohne Wasser auszukommen. Puttmenger hielt seine Frau für ein medizinisches Wunder.
    Der Cayenne war außer Sicht. Er drückte auf die Fernsteuerung und schloss das Tor. Die nächsten Minuten wollte und musste er alleine sein. Es hatte ihm einige Mühe bereitet, seine Frau zu motivieren, nach Meran zu fahren, um Lebensmittel zu kaufen, frisches Obst, Vinschgauer, Bergkäse, Fleisch für den Grill und so weiter. Er habe es leider nicht geschafft, wegen der vielen Arbeit. Das war gelogen, er hatte es schlicht vergessen – aber das hatte sich jetzt als Vorteil erwiesen. Die beiden Quälgeister von Kindern hatten nicht mitgewollt. Aber sie waren bestechlich: Je ein Hunderter, um sich irgendeinen Mist zu kaufen und im Bistro 7 unter den Lauben oder bei Rossini was zu trinken, schon waren sie dabei. Leider könne er nicht mitkommen, er müsse noch einen Bericht diktieren, hatte er gesagt.
    Puttmenger schloss die Haustür, ging zum Wohnzimmertisch und nahm den Umschlag in die Hand. «Mein herzliches Beileid!» So ein Bastard. Erst die Katze umbringen und dann dieser Zynismus. Die Dose war der Gipfel der Dreistigkeit. Wenn er nur wüsste, wie er diesen Drecksack finden könnte.
    Er schlitzte den Umschlag auf und entnahm ihm eine vorgedruckte Kondolenzkarte mit einem schwarzen Kreuz. Die wenigen handschriftlichen Zeilen, in krakeligen Großbuchstaben, hatte er schnell gelesen.

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