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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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nicht zu überhören. Aber sein Dialekt hatte eine merkwürdige Färbung. Vielleicht konnte ein Einheimischer was damit anfangen? Er wusste, dass Pustertaler ein anderes Südtirolerisch sprachen als etwa Vinschgauer. Nur konnte er es nicht unterscheiden.
    Emilio überlegte, ob und wann er Steixner ins Bild setzen sollte. Er war in einer prekären Lage. Das konnte ebenso falsch wie richtig sein, aber verschweigen konnte er den Anruf nicht. Vielleicht kannte Steixner die Stimme? Nein, bestimmt nicht, sonst hätte der Erpresser nicht so unbeschwert gesprochen, ohne seine Stimme zu verzerren oder zu verstellen, das hätte man gehört. Spontan kam Emilio ein Gedanke, den er schon gestern gehabt hatte, dass nämlich sein Auftraggeber im zweiten Fall der Mörder im ersten sein konnte. Jedenfalls hätte Steixner ein Motiv gehabt, Niki umzubringen. Emilio erinnerte sich noch genau an seine Worte: «Es gab nur einen einzigen Zeugen, und der lebt nicht mehr.» Und was hatte er noch gesagt? «Ich habe gehofft, es ist alles vorbei.» Mal angenommen, Steixner war mit dem Unfall schon einmal erpresst worden, und zwar vor etwas über zehn Jahren, dann hätte er allen Grund gehabt, besagten einzigen Zeugen umzubringen. Emilio fragte sich, ob er das wirklich glaubte. Nein, sein Bauchgefühl sprach dagegen. Aber er wäre vom Affen gepudert, wenn er diese Möglichkeit völlig ausschloss.

[zur Inhaltsübersicht]
    29
    Nach dem Telefonat, das er zur Sicherheit von einem öffentlichen Fernsprecher geführt hatte, fühlte sich Marco leicht, locker und beschwingt. Na bitte, diesen Steixner brauchte er nicht lange weichklopfen, der war schon jetzt mürbe, so hatte er sich das bei dem Typen vorgestellt. Dass der gute Mann nach Erhalt seines Schreibens gleich mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus musste, hatte er zwar nicht auf der Rechnung gehabt. Aber das machte nichts, sorgte nur für eine kleine Verzögerung. Jetzt brauchte Steixner eben etwas Zeit, um das Geld lockerzumachen, das war glaubhaft. Aber in zwei Tagen sollte das zu schaffen sein – da kannte er kein Pardon.
    Marco schlenderte durch die Grebergasse und gelangte zum Parkhotel Laurin. Dort fand er auf der nach hinten gelegenen Terrasse zum Garten einen Platz und bestellte einen Sprizz Veneziano. In den Jahren seiner Gefangenschaft hatte sich manches verändert, es gab einiges nachzuholen. So war der in Norditalien schon länger bekannte Aperol mit Prosecco in der Zwischenzeit zu einem ausgesprochenen Modegetränk geworden. Er fand den Sprizz zwar irgendwie weibisch, aber er passte sich gerne an. Was hatte seine bescheuerte Gefängnispsychologin gesagt? Er solle sich in die Gesellschaft integrieren. Genau das tat er soeben. Er sah zufrieden auf die Rolexuhr an seinem Handgelenk, schob die Sonnenbrille ins gegelte Haar und machte einen gelangweilten Gesichtsausdruck. Ganz so, als ob er jeden Tag auf der Terrasse von Bozens feinstem Hotel zu entspannen pflegte. Daran könnte er sich gewöhnen. Jetzt mussten die Weicheier nur noch bezahlen, damit er sich diesen Lebensstandard auch wirklich leisten konnte. Steixner hatte er wohl so weit. Bei Professor Puttmenger glaubte er jetzt auch daran. Und bei diesem Armin Rottenthaler würde er noch etwas Zeit in die Recherche investieren müssen. Natürlich ließ der sich nicht mit einer steinalten Affäre erpressen. Wahrscheinlich war die Tussi schon auf dem Sperrmüll. Außerdem hatte er schon einmal dafür bezahlt. Aber der Rottenthaler schlug garantiert noch immer über die Stränge. Einmal bunga bunga , immer bunga bunga .
    Ihm fiel das Telefonat ein, das er gerade geführt hatte. Tatsächlich hatte er nicht erwartet, dass Steixner wirklich an den Apparat gehen würde. Allzu oft hatte er es zuvor vergeblich versucht. Er hatte auch nicht die präparierte Alumuschel dabeigehabt, mit der er bei seinen Telefonaten mit Puttmenger seine Stimme verändert hatte. Aber das machte nichts, ihn kannte sowieso niemand. Er kam sozusagen aus dem Nichts, wie ein Phantom. Der Überraschungseffekt war umso größer. Hatte man ja bei Steixner gemerkt, der war gerade völlig von der Rolle gewesen. Was hatte der gestammelt? «Sie müssen verstehen, nicht leicht für mich, bin fertig, Nervenzusammenbruch …» Na ja, oder so ähnlich. Marco dachte nach. Doch, das war absolut überzeugend gewesen. Er war sich sicher, dass wirklich Steixner am Telefon gewesen war. Nun, theoretisch hätte es auch jemand von der Polizei sein können, der sich als Steixner

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