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Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition)

Titel: Tod oder Reben: Ein Wein-Krimi aus Südtirol (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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ausgab. Nein, korrigierte sich Marco, das war ausgeschlossen, dann hätte der Mann einen Südtiroler Dialekt gesprochen. Außerdem würde Steixner nie zur Polizei gehen, nicht mit einem überfahrenen Mädchen. Der Mann war verwirrt und überfordert gewesen, außerdem weinerlich und mit einem Zittern in der Stimme. Es gab keinen Grund zu zweifeln. Marco rührte nachdenklich mit einem Strohhalm im Sprizz. Trotzdem würde er Steixners Haus in Terlan mal ein wenig observieren. Und er könnte in den umliegenden Krankenhäusern nachfragen, ob vor einigen Tagen ein gewisser Ernst Steixner mit einem Nervenzusammenbruch eingeliefert worden war. Doch, das würde er tun, nur um auf Nummer sicher zu gehen.
    Der Schönheitsfuzzi machte ihm erheblich mehr Sorgen. Aber auch hier glaubte er sich kurz vor dem Ziel. Der gute Mann tat nur so, als ob er starke Nerven hatte. In Wahrheit fehlten ihm die coglioni . In der kommenden Nacht würde es sich zeigen. Leider hatte Marco niemanden, mit dem er wetten konnte. Sonst hätte er die Rolexuhr gesetzt. Er schaute auf die fünfzackige Krone. Na ja, vielleicht besser nicht, er hatte sich schon an die Uhr gewöhnt. Und bei diesem Arschloch von Puttmenger konnte man sich nicht wirklich sicher sein. Er würde sich in Acht nehmen müssen. Vielleicht hatte der Schönheitsschnipsler einen kreativen Einfall? Marco grinste. Egal, dann hätte er selbst einfach einen besseren!

[zur Inhaltsübersicht]
    30
    Falko Puttmenger hatte die letzte Operation des Tages hinter sich gebracht. Er pflegte die Eingriffe nach den Gängen eines Menüs zu ordnen. Als Amuse-Gueule eine diskrete Faltenunterspritzung, als Horsd’œuvre eine kleine Nasenkorrektur, als Vorspeise eine dezente Bruststraffung, als Zwischengericht Tränensäcke, als Hauptgang eine massive Fettabsaugung – unter Vollnarkose, weshalb er das unappetitliche Procedere seinem Oberarzt überlassen und in der Zwischenzeit einen Cappuccino trinken konnte, die Patientin würde es nicht merken, Hauptsache der Name des Professors stand später auf der gesalzenen Rechnung. Zum Dessert schließlich ein labioplastischer Eingriff – die deutsche Übersetzung vermied er tunlichst, obwohl er nicht prüde war, aber so klang es seriöser. Jedenfalls hatte das chirurgische Menü gepasst, für seine Verhältnisse war es eher bescheiden ausgefallen, aber schließlich hatte er für den heutigen Tag noch andere Programmpunkte. Am Nachmittag war er mit seiner Frau und den Kindern verabredet. Sie hatten ein neues Outlet-Center ausgekundschaftet, wo sie unbedingt mit ihm hinwollten. Ihm war klar, dass seine Gesellschaft nicht wirklich von Bedeutung war, seine Brieftasche mit den Kreditkarten hätte es auch getan. Am Abend würden sie zusammen essen gehen, er hatte bei Luigi einen Tisch reserviert, im Kallmünz in Meran. Er mochte dort die japanisch inspirierte Küche, zum Beispiel Sashimi vom Lachs und Thunfisch, seine Kinder könnten ja Spaghetti essen, und seiner Frau war alles egal, Hauptsache, sie bekam ihren Champagner. Er würde dafür sorgen, dass sie reichlich davon trank, damit sie richtig müde wurde und bald zu Bett wollte. So würde sie kaum mitbekommen, dass er wegen eines «nächtlichen Notfalls» überraschend in die Klinik musste. Abgesehen davon wäre es ihr auch egal. Um die Kinder musste er sich keine Sorgen machen, denen war er keine Rechenschaft schuldig.
    Puttmenger ging durch das Vorzimmer seines Privatbüros, wies seine Sekretärin an, ihn bis auf Widerruf nicht zu stören, keine Telefonate, kein Notruf, auch solle sie ihren vorwitzigen Kopf nicht mit einer blöden Frage in sein Zimmer stecken, er brauche unbedingte Ruhe. Ob sie das verstanden habe? Ihr beleidigter Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel: Ja, sie hatte verstanden! Dennoch sperrte er die Tür zu. Das hatte er noch nie gemacht, aber es interessierte ihn nicht, was sich seine Sekretärin dabei dachte.
    Mit der Fernsteuerung schloss er die Jalousie an der großen Glasfront. Dann holte er einen schwarzen Pilotenkoffer aus dem Schrank, stellte ihn auf den Schreibtisch und öffnete den Wandsafe. Er stapelte einige Geldbündel auf dem Tisch, holte ein Handy aus seinem Aktenkoffer und begann mit den Vorbereitungen. Um Mitternacht sollte er das Geld hinterlegen, auf einem Friedhof, hinter einem Grabstein. Sein Erpresser hatte Sinn für Dramatik. Die Details der Übergabe waren exakt vorgegeben. Puttmenger grinste. Einerseits würde er sich daran halten, andererseits wieder nicht. Er hielt

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