Tod On The Rocks
liegen, Louis. Wir werden diesen Louis irgendwo aufhängen, wo alle ihn sehen und ihm Ehre erweisen können.«
»Wie bei einer Totenwache. Du klingst genau wie die Tochter des Besitzers von Beerdigungsunternehmen.«
»Danke. Aber die wichtigste Leiche auf der Party sollte natürlich die von Pop-Pop sein. Der Pop-Pop-Beasley wird erst später am Abend enthüllt werden. Bis dahin werden wir uns auf die Porträts von Pop- Pop und Ludwig XVIII. beschränken müssen. Was für ein Paar.«
»Eine Legende schon zu Lebzeiten.« Louis begann zu summen. »Wenn diese Party vorbei ist, werde ich der glücklichste Mensch der Welt sein.«
Regan wusste nicht, warum sie dieses ungute Gef ü hl hatte, dass es nicht so kommen w ü rde. Und au ß erdem ging ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie herausfinden sollte, warum die f ü nfundsiebzigj ä hrige Geraldine Spoonfellow mit Privatdetektiven zu tun hatte.
14
Bessie war froh, die Stadt für ein paar Tage verlassen zu können. Genug ist genug, dachte sie. Ich habe in den letzten Tagen hart gearbeitet, auf der Party und bei den Weihnachtsvorbereitungen und in dem ganzen Durcheinander mit dem gestohlenen Gemälde. Ich bin kein Roboter und mit den Nerven völlig am Ende.
Verdammt, dachte sie. Dieser Kerl, der sich als Personifizierung des Vertrauens und des guten Willens ausgegeben und so getan hatte, als wäre er Santa Claus, machte sie furchtbar wütend. Wenn ich ihn nur genauer beobachtet hätte, aber als ich sah, dass seine Stiefel einigerma ß en sauber waren, habe ich mich nicht weiter um ihn gekümmert. Ich hatte andere Dinge im Kopf, wie beispielsweise dafür zu sorgen, dass diese lahmarschigen Kellner regelm ä ß ig ihre Runden mit den hei ß en Hors d ’ oeuvres machten.
Es war gegen drei Uhr nachmittags; Bessie hatte es sich in ihrem Zimmer bequem gemacht und wartete darauf, dass es Zeit w ü rde, hinunterzugehen und den Bus nach Vail zu nehmen. Im Fernsehen lief eine der ü blichen Seifenopern.
»Ich wei ß nicht, warum ich diese Serien so gern mag « , sagte sie zu sich selbst. »Indem ich für diese Familie hier arbeite, erlebe ich den ganzen Schlamassel doch täglich selbst.«
Bessie war jetzt seit sieben Jahren bei den Grants, seit Lester und Yvonne sich gegenseitig gelobt hatten, sich zu lieben, zu ehren und wertzuschätzen, bis dass der Tod sie scheide. Sie hatte der Beziehung ein, höchstens zwei Jahre gegeben und war überrascht und erfreut, dass die Ehe gehalten hatte und dadurch ihr Rentenkonto kontinuierlich wuchs. Abgesehen davon, dass Yvonne gelegentlich ein bisschen hochn ä sig sein konnte, war es nicht sonderlich schwer, für sie zu arbeiten. Es war nicht unangenehm, zwischen Hawaii, Aspen und New York hin und her zu pendeln, obwohl es Bessie ein wenig ärgerte, dass die Grants ihr nie ein Erster-Klasse-Ticket spendierten. Schlie ß lich bin ich diejenige, die es am dringendsten braucht, dachte sie jedesmal.
Als die wehmütige Erkennungsmelodie von To Love or Not to Love erklang, wurde in dem Abspann ein Paar gezeigt, das gerade wieder zusammengefunden hatte, nachdem er sieben Jahre lang im Regenwald herumgeirrt war. »Mit jemandem, der so blöd ist, würde ich wirklich nicht wieder Zusammenleben wollen«, murmelte Bessie und wischte sich zugleich verstohlen eine Träne von der Wange. Nachdem das engumschlungene Paar verschwunden war, erschien ein Bild von Eben Bean.
Bessie sprang auf und rannte zum Fernsehgerät, als könnte Eben dann besser hören, wie sie ihn beschimpfte. Der eifrige Nachrichtensprecher erzählte zum x-tenmal, dass Eben Bean am Tag des anderen gro ß en Gem ä ldediebstahls in Vail gewesen sei und man jetzt annehme, dass er mit einer Komplizin gemeinsame Sache mache.
Bessies Herz begann heftig zu klopfen. O mein Gott, o mein Gott, dachte sie, ich kann es nicht glauben, dass mir das schon wieder passiert. Ich muss sofort hier raus. Ich muss unbedingt in der kleinen Bar noch schnell einen Drink nehmen, bevor ich zum Bus gehe.
Während sie hektisch im Zimmer hin und her lief und ihre Sachen zusammensuchte, fiel ihr Blick auf ihr Bild im Spiegel. Sie war eine kräftige Frau mit braunen Augen und braunem Haar, und es war schwer zu sagen, ob sie nun Ende vierzig oder jenseits der sechzig war. Sie war sechsundfünfzig. Bessie hatte nie geheiratet, sondern war in den letzten fünfunddrei ß ig Jahren v ö llig in ihrer Arbeit f ü r vier verschiedene Familien aufgegangen. Ein eigenes Heim zu haben, war für sie fast unvorstellbar,
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