Tod On The Rocks
anzog, verfolgte er jedes Wort zwischen Eben Bean und der alten Schachtel, die sie zu ihm ins Schlafzimmer gesteckt hatten. »Tja, jetzt hast du also doch noch eine Freundin gefunden, Eben«, sagte er kichernd.
Dann brach er mehrmals in lautes Lachen aus. Er hatte noch nie einen Job gehabt, der so lustig war. Willeen wirkte sehr nervös. Was reden die denn da? Regan Reilly ist also Privatdetektivin. Dann soll sie mal schön ermitteln.
Aber es ist eine der Grundregeln in diesem Geschäft, niemals jemanden zu unterschätzen, seien das nun die Bullen oder deine Konkurrenten. Judd und Willeen hatten den Job in Vail jedenfalls recht ordentlich gemacht. Sie konnten natürlich nicht wissen, dass er einen Maulwurf in ihren Ring eingeschleust hatte. In der Tat war der Diebstahl sehr gut geplant gewesen. Aber wie sie inzwischen erfahren hatten, k ö nnen selbst die am sorgf ä ltigsten geplanten Coups gelegentlich in die Hose gehen. Der Kojote lachte erneut. Sein Plan würde bestimmt nicht in die Hose gehen.
Er wartete, bis Willeen und Judd, nachdem sie Eben und Bessie angekettet hatten, das Haus wieder verlie ß en, um in die Stadt zur ü ckzufahren. Als er den Fernsehapparat ausstellte, winkte er ihnen einen Abschiedsgru ß zu. » Vielleicht werden wir uns gleich ganz zuf ä llig begegnen, Leute. «
19
Nachdem die unerwarteten Gäste gegangen waren, kehrte Geraldine in den Schuppen zurück, um noch für ein paar Stunden darin zu arbeiten. Sie hoffte, dass sie nicht den Fehler gemacht hatte, sich diesem komischen Louis gegen ü ber allzu weichherzig zu zeigen, aber sie hatte Regan Reilly ins Herz geschlossen. Die junge Frau schien sehr offen zu sein, und sie war intelligent, nicht wie einige dieser Hippies, die in den sechziger Jahren in Aspen eingefallen waren und nichts Besseres zu tun hatten, als ihre Gitarren zu zupfen und vom Frieden zu singen.
Es war fast fünf Uhr, und Geraldine wurde es allmählich kalt. Abgesehen von einer Essschüssel, die ausschaute, als wäre sie von Pop-Pop in seinen frühen Silbergräbertagen benutzt worden, war der Nachmittag nicht sehr ergiebig gewesen. Alles, was sie gefunden hatte, war Müll. Schlicht und einfach Müll.
Geraldine war schon im Begriff, ihre Suche für heute aufzugeben, da stellte sie sich noch mal auf die Zehenspitzen, um sicherzugehen, dass das Regal, mit dem sie sich w ä hrend der letzten Stunde besch ä ftigt hatte, v ö llig leerger ä umt war. Hatte sie vielleicht irgend etwas ü bersehen? Die Gl ü hbirne, die an einer Schnur von der Decke herabhing, vermochte nicht die dunklen Ecken zu erhellen, wo das Bord mit der Dachschräge zusammenstie ß . Sie ergriff die Taschenlampe, die an ihrem Arbeitsg ü rtel befestigt war. Diese trug sie bei sich, um m ö gliche Sch ä tze aufspüren zu können, die vielleicht unter Bergen von Schutt lagen. Der Strahl der Lampe fiel auf eine dicke Schwarte, die aussah wie das Hauptbuch eines Buchhalters oder wie ein Fotoalbum.
Geraldine zog sich einen Stuhl heran, stellte sich darauf und streckte den Arm aus. Das Regal war so tief, dass sie nur mit M ü he mit den Fingerspitzen eine Ecke des Bucheinbandes ergreifen konnte. Sie ruckelte vorsichtig daran, bis sie das Buch schlie ß lich hervorgezogen hatte. Dann richtete sie den Strahl der Taschenlampe auf den Einband, in der Hoffnung, in dem Album frühe Fotos von Pop-Pop und ihrer Familie zu finden. Hastig wischte sie den Staub fort und schrie dann erfreut auf. Pop-Pops Initialen, in erhabenen Buchstaben, glänzten auf dem kastanienbraunen Ledereinband: B. S.
Als sie die erste Seite aufschlug, füllten ihre Augen sich mit Tränen.
DIE GESCHICHTE MEINES LEBENS VON BURTON SPOONFELLOW
Sie drückte das Buch mit beiden Armen an sich. Dann löschte sie hastig das Licht und verschloss die T ü r des Schuppens. Zur ü ck im Haus, schenkte sie sich mit zitternden Händen ein Glas Wild Turkey ein, zündete das Kaminfeuer an, setzte sich in den Schaukelstuhl, der Pop-Pops Lieblingsplatz gewesen war, und schaute zu dem Porträt hinauf, das sie so sehr liebte. Da stand er in seinem besten Sonntagsanzug und strich sich durch seinen Spitzbart. Sie prostete ihm zu und brachte einen kleinen Trinkspruch aus.
»Wie du, verehrter Gro ß vater, sagen w ü rdest: >Auf ex! « < Geraldine st ü rzte den Bourbon in einem Zug hinunter und wischte sich den Mund ab. »Jetzt bin ich bereit, deine Geheimnisse zu erfahren.« Es gab da etwas, das sie ganz besonders gern wissen wollte und von dem sie hoffte,
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