Tod On The Rocks
lich ist die Er ö ffnung schon am 1. Januar. Sie haben versprochen, alles auszustellen, was einigerma ß en wertvoll ist, aber nat ü rlich m ü ssen sie dar ü ber verfugen k ö nnen, bevor am Sonntag die Pforten ge ö ffnet werden.
Nichts jedoch, so hatte Geraldine an jenem Morgen entschieden, nichts war wichtiger, als herauszufinden, ob Pop-Pop etwas darüber geschrieben hatte.
Sie beschloss, noch eine Seite zu lesen, bevor sie das Licht l ö schte. Inzwischen wusste sie, dass Pop-Pop sehr gern auf der R ü benfarm arbeitete. Aus dem, was er dar ü ber schrieb, war seine Begeisterung deutlich herauszuspüren. Sie las die Seite zu Ende und seufzte. Es war jetzt wirklich Zeit aufzuhören.
Sie blätterte um und schob das Lesezeichen zwischen die Seiten, als ihr Name ihr ins Auge fiel und sie den ersten Satz las. Plötzlich stie ß sie einen schrillen Schrei aus. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte.
Sie verga ß ihre Kopfschmerzen und die M ü digkeit ihrer Augen und ü berflog die Seite mit einer Hast, um die der Absolvent eines Schnell-Lesekurses sie beneidet h ä tte. Es war alles ganz genau verzeichnet, von dem Augenblick an, als es angefangen hatte, bis ... bis ... Geraldine blätterte um und geriet in Verzückung. Was sie las, bewirkte, dass ihr der Kopf schwirrte. » O mein Gott, o mein Gott! « rief sie. » Das habe ich nie gewusst! «
Als sie ihrer Sinne wieder einigerma ß en m ä chtig war, sprang sie aus dem Bett und lief mit nackten F ü ß en ü ber den kalten Boden in die K ü che, wo sie sich mit zitternden H ä nden ein Glas Wild Turkey einschenkte. Es ist inzwischen ein Uhr nachts Ostk ü stenzeit, dachte sie. Es hat keinen Sinn, den Detektiv vor morgen früh anzurufen.
»Aber ich möchte es gern!« schrie sie in die Dunkelheit hinein. »Ich möchte keine einzige weitere Minute verlieren!« Sie warf den Kopf in den Nacken und stürzte das Feuerwasser hinunter. »Aaah«, seufzte sie, »das könnte mich vielleicht beruhigen, aber ich glaube es nicht.« Sie wusste, dass dies die l ä ngste Nacht ihres Lebens werden w ü rde, die Stunden von jetzt an bis etwa acht Uhr morgens, wenn sie zum Telefonh ö rer greifen konnte.
Geraldine kehrte zum Bett zurück und schlug das Tagebuch wieder auf. Meine Müdigkeit ist wie weggeblasen, dachte sie. Ich werde die ganze Nacht kein Auge zutun. Kein Gedanke daran, Schafe zu zählen. Selbst in Australien gibt es nicht genug, um mich müde zu machen.
Plötzlich wurde ihr die Bedeutung dessen, was sie gelesen hatte, bewusst, und sie begann zu weinen. Dicke Tr ä nen rannen ihr die Wangen hinunter. » Bitte, lieber Gott, lass es nicht zu sp ä t sein « , schniefte sie. » Bitte hilf mir, die Sache jedenfalls teilweise wieder in Ordnung zu bringen. Pop-Pop, wenn du mich hörst - danke, dass du ein so guter Mann warst. Und danke, dass du diesen neugierigen Reporter vorbeigeschickt hast, der dein Bild hinter dem Wagenrad hervorzog. Sonst w ä re ich nie auf die Idee gekommen, im Schuppen herumzuwühlen, in dem sich so viel wertloser Müll befindet. Amen.«
Genau in diesem Augenblick flackerte das Licht von Geraldines Nachttischlampe. »Ich wusste, dass du mich h ö rst « , fl ü sterte sie. » Bitte, jetzt hilf mir noch einmal!«
32
Mittwoch, 28. Dezember
Bebend vor Ungeduld wartete Geraldine darauf, dass Marvin Winkle, der Detektiv, sie zur ü ckrief. Er pflegte sich selbst » der Privatdetektiv, der keine Ruhe hat, bis er Ihr Problem gel ö st hat « , zu nennen. » Und der auch keinen Grips im Kopf hat«, murmelte Geraldine und warf noch einmal einen Blick auf die Wanduhr. »Der ständig vergisst, seinen Anrufbeantworter abzuh ö ren. « Wenn es irgend etwas gab, was sie hasste, dann war es diese L ü ge, dass der Betreffende sie sofort zur ü ckrufen würde. Dummes Geschwätz. Es war jetzt drei Stunden her, als sie um sechs Uhr morgens Ortszeit bei ihm angerufen hatte.
Und wenn der Faulpelz sich über Weihnachten ein paar Tage frei genommen hatte? Das letzte Mal hatte sie vor sechs Wochen mit ihm gesprochen. Angeblich war er nicht weitergekommen, aber seine Rechnung war trotzdem pünktlich eingetroffen. Na ja, jetzt endlich könnte er damit anfangen, sich sein Geld durch wirkliche Arbeit zu verdienen.
Geraldine traute sich nicht, in den Schuppen zu gehen, da sie fürchtete, den Anruf zu verpassen. So blieb sie am Küchentisch sitzen und las weiter in dem Tagebuch. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie zu der Stelle kam, wo Angus Ludwig
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