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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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die gefährliche Art, die »Ich kann dich jeden Moment umbringen« zu sagen schien. Alles in seinem Gesicht hatte eine finstere Ausstrahlung. Seine Nase: gebläht vor Zorn. Sein Mund: fest zusammengepresst und ohne die Andeutung eines Lächelns. Seine Augen: die Art, die in den Zeitungen immer »pure, hasserfüllte Bösartigkeit« genannt wird.
GLASGOWER DROGENHÄNDLER ZU LEBENSLÄNGLICH VERURTEILT
    stand über dem Artikel, neben dem Foto:
Heath Jones wurde heute wegen Mordes an dem berüchtigten Glasgower Kriminellen Panda McTee zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Jones hatte McTee vor zwölf Monaten in einer Seitenstraße nahe des Glasgower Bahnhofs Queen Street niedergestochen. Lord Johnstone urteilte, dass Mr Jones »keine Reue über seine kaltblütige Brutalität« zeige. Psychiatrische Gutachten legten dar, dass Mr Jones unter einem Borderline-Syndrom litte und keinerlei Empathie für seine Opfer empfinde. Zu seinen früheren Vergehen zählen sieben Überfälle, von denen zwei sich gegen Frauen richteten.
    »Danke, Janet«, sagte ich. Ich ging nach Hause und organisierte sofort einen Besuchstermin. Heute Mittag um eins erwartete mich Heath Jones.
    Ich muss im Taxi eingeschlafen sein. Als ich aufwachte, rüttelte der Fahrer sanft an meiner Schulter.
    »Sind wir da?«, fragte ich. Ich schwitzte am ganzen Leib und schaffte es nicht, mich aufzurichten. Es fühlte sich an, als ob ich sterben müsste.
    »Nein«, sagte er. »Wir sind vor dem Krankenhaus. Sie haben komische Geräusche gemacht, und sie sehen schlecht aus. Sie müssen dringend zum Arzt.«
    Er hatte recht, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Also stieg ich aus dem Auto und schwankte in die Notaufnahme. Zwei Stunden später untersuchte mich ein Arzt.
    »Sie haben überhöhten Blutdruck«, sagte er. »Und es gibt ein paar andere Sachen, die uns Sorge machen. Wir möchten gern einige Untersuchungen durchführen.«

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Kapitel acht
    Und das ist die Stelle, an der Wills Teil der Geschichte beginnt. Nicht früher, denn dies ist keine Erzählung über frustrierte Künstler oder betrogene Liebhaber oder den Mann von heute oder die Nöte alleinerziehender Väter. In dieser Geschichte geht es um Nieren: zwei glitschigbraune Fleischklumpen, die in Wills Bewusstsein bislang als Beigabe zu Steak existiert hatten und von nun an untrennbar mit dem Leben – oder Sterben – seiner Tochter verbunden waren. Georgies Nieren hätten sich verabschiedet, sagte der Arzt, nachdem die Ergebnisse der Untersuchungen vorlagen. Sie befanden sich immer noch in Manchester, und die einzigen Worte, die Georgie an Will gerichtet hatte, lauteten: »Ich spüre sie auf, sobald es mir besser geht.« Als der Doktor in seinem trübseligen weißen Behandlungszimmer ausführlicher wurde, machte Georgie ein langes Gesicht, denn ihr wurde klar, dass diese Zeit vielleicht niemals kommen würde. Sie war nierenkrank. Ihrer Leber ging es nicht gut. So etwas kam bei Jugendlichen selten vor. Die Krankheit war bekannt, sie war chronisch, sie war unheilbar, und sie schritt rapide voran. Mit Medikamenten allein war Georgie nicht mehr zu helfen. Sie brauchte Maschinen, die ihr vorläufiges Überleben sicherten, und sie brauchte eine Organtransplantation, die ihr weiteres Überleben sicherte. Doch die Chancen standen schlecht, denn ihr Krankheitstyp war selten. Es handelte sich um eine genetische Erkrankung, die sich deshalb entwickelt hatte, weil Will und Cynthia nicht zusammenpassten (Gab es eigentlich irgendetwas, wo sie zusammenpassten?). Folglich wurde auch Kay in Glasgow untersucht, sobald die Diagnose ihrer Schwester vorlag.
    Bereitete es Will mehr Sorge, auf Kays Laborergebnisse zu warten? Schlief er weniger? Aß er weniger? Zitterte er mehr?
    War er wütender, als die Ergebnisse schließlich kamen? Oder war das nur eine natürliche Reaktion auf die Verdopplung seines Unglücks?
    Weinte er mehr, als man ihm sagte, dass Kay genauso lange warten müsse?
    Und als er der Tür seiner seit Jahren unrenovierten Küche einen Fausthieb verpasste, geschah das deshalb, weil beide unter einer besonders seltenen Form der Krankheit litten? Oder war das faustgroße Loch mit dem gezackten Rand allein Kay gewidmet?
    Stimmt es, dass aller üblen Dinge drei sind? Will jedenfalls hatte das Gefühl, vom Schicksal mit voller Wucht erwischt worden zu sein.
    Georgies Körper versagte den Dienst.
    Kays Körper versagte den Dienst.
    Und er war der einzige infrage kommende Organspender, der zur

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