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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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mein Urgroßvater das genannt. In seinem Tagebuch.
    Aber ob das alles stimmt? Keine Ahnung. Vielleicht ist das gar kein Tagebuch, was der alte Lukas da aufgeschrieben hat. Sollte vielleicht ein Roman werden und wir tun dem Freiherrn von Minutoli ganz Unrecht.
    War in Wirklichkeit ein ganz und gar ehrenwerter Mann, der womöglich in seinem Grab rotiert. Aber damit muss man rechnen, wenn man die Gräber anderer Leute plündert.
    Andererseits, was wäre ohne solche Plünderer? Wären dann vielleicht alle Kostbarkeiten verloren gegangen? Umgeschmolzen, verhökert und zerdeppert? Ganz sicher war der General Minutoli rechtschaffener Plünderer und Raffer und mein Großvater, der alte Lukas, am Ende noch ein Lügner. Aber hat ein Strandräuber wie der alte Lukas Grund zu lügen? Und dann mit so viel Drumherum?
    So soll es sich zugetragen haben:
    Da macht sich besagter Freiherr Minutoli, preußischer General, Gelehrter und Kaufmann 1820 auf die Reise und rafft in Ägypten zusammen, was sich an kostbaren Altertümern zusammenraffen lässt. Ist ja klar, solche Geschichten beginnen immer mit dem Raffen. Und manchmal enden sie auch damit.
    Der Mann zahlt gut. Was sind Hunderte von Talern, wenn ich später in Berlin jeden Einzelnen verzehnfachen kann, wird er sich gesagt haben. Und so füllen die Ägypter eifrig seine Kisten. Sarkophage aus Holz und Granit, Kultfiguren, Wandreliefs, Götterstatuen, Amulette, Goldschmuck. Immer her damit.
    Und zack! Wieder eine Kiste voll. Klar, ein paar Brocken will er auch Friedrich Wilhelm Drei in die königliche Schatzkammer legen. Hat sich ja schließlich mit ein paar Talern an der Rafftour beteiligt. Und außerdem: Geschenke festigen die Freundschaft. Das gibt Einladungen zu königlichen Festen. Da kommen reiche Leute. Reiche Leute sind im Handumdrehen reiche Sammler und reichen Sammlern hat er schließlich was zu bieten. Das Ganze ist ein königliches Geschäft. Zwischen Wiener Walzer und zwei Billardpartien.
    Doch noch sind die Sachen nicht in Berlin. Noch schwitzt General Minutoli unter der heißen Sonne Ägyptens. Er mietet eine kleine Herde Kamele samt Kamelführern und schafft die Kisten von Gizeh nach Kairo.
    Aber es finden sich noch ein paar leere Behälter und er reist ins Heilige Land. Gut, das Leichentuch Christi ist vergeben, aber vielleicht bieten ihm die Beduinen ein paar andere alte Fundstücke? Altertümer aus dem heiligen Land sind das Doppelte wert. Da bietet die Kirche gleich mit.
    Doch dann sagt das Schicksal Schluss mit der Rafferei. Pest und Cholera brechen aus.
    Obendrein Krieg in Ägypten. Der General und sein Gefolge schaffen die Kisten in einen Speicher und warten. Alle Geduld hilft nichts, die Tour ins Heilige Land muss abgeblasen werden. Fluchtartig verlassen sie das Land. Bei Nacht und Nebel werden die Kisten nach Alexandria geschafft.
    Der Freiherr ist so frei und findet im Hafen ein Schiff und einen willigen Skipper. Wird mächtig mit seinen Generalsorden geklimpert haben. Jedenfalls nimmt sie der österreichische Segler »Cleopatra« mit nach Triest.
    Der Kahn stampft zunächst ganz brav durch das Meer. Das Schiff muss geahnt haben, was passiert. Wird sich doch ein Schiff mit Namen »Cleopatra« nicht dazu hergeben, all die Schätze aus dem Land am Nil wegzuschaffen.
    Plötzlich brist der Wind auf und wird zum Sturm; schließlich tauchen mitten in der Nacht und mitten auf dem Meer auch noch Seeräuber auf. Doch der General hat alles im Griff.
    Er zählt den Seeräubern einen Haufen Taler in die Seeräuberfäuste und die denken sich, machen wir uns eine feine Zeit. Ohne die anstrengende Seeräuberei. Halsabschneiden macht Arbeit.
     
     Am 24. August 1821 erreicht das Schiff den Hafen von Triest. Der Kahn wird unter Quarantäne gestellt, der General flucht zur Kaimauer rüber. Hilft aber nichts.
    Ein paar Wochen später kann er dann endlich seine Fracht umladen.
    Letzte Etappe. Denkt er. 23 Kisten treten die Reise nach Berlin auf dem Landweg an. Die größte Partie von 97 Kisten aber soll via Hamburg über den Seeweg in die Heimat geschafft werden.
    Freiherr Minutoli wandert zwischen den Kisten hin und her und studiert die Ladeliste: Ein schwerer Granitsarkophag, Gefäße aus Jade und Alabaster, in denen die Eingeweide der toten Ägypter aufbewahrt wurden, acht hölzerne Mumienkästen mit gut erhaltenen Mumien, große Reliefs aus verschiedenen ägyptischen Perioden, die Türeinfassung eines Katakombenzugangs mit sämtlichen Verzierungen, 100 Grab- und

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