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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Klassenfeindes.«
    »Aber nein«, sagte Widukind. »Die Revolution, hoch lebe die Revolution. Freies Sachsenland für freie Sachsen.«
    Ich hatte das unangenehme Gefühl, das er sich um Kopf und Kragen redete. Nein, es hätte mich jetzt auch nicht mehr gewundert, wenn eine Terroreinheit hereingestürmt wäre oder ein amerikanisches Geheimdienstkommando.
    Was, zum Teufel, passierte hier? Enger ist ein beschaulicher Ort! Nette kleine Häuser, eine Musikschule, Hotels, Kegelklubs, Grillabende im Sommer und am Wochenende Ausflug zum Anglersee. Und wenn Besuch kam, zeigte man den Leuten die beschauliche Apotheke am Barmeierplatz mit dem Widukindbrunnen oder einen Bauernhof in der Nähe.
    Hatte ich das Unheil heraufbeschworen, indem ich mich vor der Stiftskirche auf die Lauer gelegt hatte? Hatte ich Widukind aus seinem Grab getrieben?
    Die Revolutionsgarden stuften uns als »zum Scheitern verurteilter Schachzug eines verkommenen Klassenfeindes« ein, der es nicht schaffen würde, die revolutionären Kräfte des Volkes in eine Falle zu locken.
    Dann schmissen sie uns raus.
    Mir war inzwischen alles egal. Widukind hin und Widukind her. Also kaufte ich Brötchen und eine Zeitung und ignorierte die Blicke der Verkäuferin, die meinen Kumpel in seinem Mittelalteroutfit von oben bis unten taxierte.
    Fröhlich erwarte ich, dass irgendein Geheimdienst an die Tür klopfen würde. CIA, Mossad, NSA, BND … es war mir alles recht. Ich wollte erst einmal ein ganz normales Frühstück.
    Schweigend kaute Widukind seine Marmeladenbrötchen und löffelte ein Fünfminutenei aus der Schale. Den Nachmittag verbrachte er damit, sich Gerichtsshows im Fernsehen anzusehen. Merkwürdig war das schon.
    Irgendetwas konnte nicht stimmen an der Widukind-Story, doch ich bedrängte ihn nicht weiter. Er würde sein Geheimnis schon noch preisgeben.
    In der Nacht erwachte ich durch ein Geräusch an der Tür. Im Schlafanzug schlich ich mich ins Wohnzimmer. Die Couch war verwaist. Im Mantel verließ ich die Wohnung.
    Die Turmuhr zeigte halb drei. Ich brauchte fünf Minuten, bis ich ihn entdeckte. Er suchte tatsächlich das Gebüsch ab, in das er sein Schwert geworfen hatte.
    Was hast du vor?, dachte ich.
    Im fahlen Mondlicht sah ich ihn mit seinem Schwert zur Stiftskirche schleichen. Immer wieder blickte er sich um, doch auf dem Platz war niemand zu sehen. Die Enger Widukind-Enkel schliefen ihren Schlaf der Gerechten.
    Ich folgte ihm vorsichtig in die Kirche. Schon am Eingang hörte ich das schabende Geräusch. Metall scheuerte auf Stein.
    Dann sah ich, wie er versuchte, die Steinplatte auf dem Sarkophag beiseite zu hebeln. Immer wieder setzte er mit dem Schwert an und stemmte sich dagegen.
    Wollte Widukind zurück in sein Grab? Hatte ihm der Ausflug zu seinen Ururenkeln nicht gefallen?
    Plötzlich gab die Steinplatte nach und rutschte zur Seite. Widukind legte das Schwert weg, legte sich balancierend über die Kante und für einen Augenblick schien es, als würde er dort hineinkriechen. Und für immer verschwinden.
    Doch dann ruderten seine Beine und er zog den Oberkörper wieder aus dem Sarkophag. In der Hand hielt er zwei Plastikbeutel.
    Er griff hinein und … förderte eine Handvoll Geldscheine zutage. Im matten Licht der zwei am Altar leuchtenden Glühbirnen sah ich sein triumphierendes Lachen.
    Ich trat aus meiner Deckung. Jäh wich Widukind zurück und presste die beiden Plastiktüten an seine Brust.
    »Wir teilen«, sagte er. »Es ist genug da. Wir teilen, ja?«
    »Wie mit deinem Kumpel?«
    »Nein, nein, das verstehst du falsch. Er wollte alles. Ich bin ehrlich, du kannst dich …«
    »Ein ehrlicher Bankräuber?«, fragte ich.
    »Nein, nein. Es war ein Geldtransport, drüben in Holland.«
    »Dann ist deine Widukindnummer und dieses Glitzerkostüm nichts anderes als eine Verkleidung?«
    Er lächelte schief, erzählte, dass sie die Kostüme aus einem Karnevalsfundus hätten.
    »Das war doch eine gute Idee«, sagte er.
    Er muss mein versteinertes Gesicht bemerkt haben, denn plötzlich warf er mir eine der Plastiktüten zu.
    »Nimm, es ist deins.«
    Ich bückte mich. Und griff zum Schwert.
     
    *
     
    Das ist jetzt zwei Monate her.
    Abend für Abend und Nacht für Nacht sitze ich in meiner Wohnung und beobachte den Eingang der Stiftskirche. Diese grauen Menschen, die da herumlungern, können nicht lügen: Es wird etwas passieren. Das ist sicher. Ob es der echte Widukind ist, der kommen wird? Ich weiß es nicht. Mit einem Teil des Geldes habe ich mir

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