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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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paar Risse in der Tür sehe ich Fässer und eine große Wanne. Daneben Walzen und auf dem Boden herausgerupfte Teppichwolle.
    Ein scharfer Geruch sticht mir in die Nase.
     
    Maxima, Teppiche sind sauber. Sie sind teuer oder billig, alt, erlesen oder von schlechter Qualität, aber sie sind sauber und sie riechen nicht. Schlecht riechende Teppiche werden nicht gekauft. Nicht für tausend Euro und nicht für zehn.
    Teppiche sind wie neugeborene Babys. Selbst wenn sie die Windeln voll haben, mögen die Mamas sie riechen. Mit den Füßen massieren wir die Teppich-Rücken, und wenn sie es gut mit uns meinen, dann halten sie uns dafür warm und manchmal können sie auch fliegen. Aber das ist ein Geheimnis. Mohammed hat davon erzählt.
     
    Plötzlich höre ich das Auto es Zweiten Chefs.
    »Nicht fang an, mutig werden«, hat Mohammed gesagt.
    Ich springe unter ein Gebüsch und hoffe, dass mich nicht etwa eine brave Hausfrau aus ihrem Küchenfenster beobachtet. Ein indisch-deutscher Teppicharbeiter in Poppenbüttel – da schließen die Leute ihre Türen gleich zweimal ab. Und kontrollieren die Fenster. Selbst im zweiten Stock.
    Der Chef springt aus seinem BMW und verschwindet im Haus. Er hat es eilig. Wie immer.
    Ich will mich davonschleichen, da entdecke ich Teppichfasern vor meinen Turnschuhen. Sie sehen seltsam verschrumpelt aus. Keine Farbe mehr. Riechen nach Säure. Was macht der Zweite Chef mit den Teppichen?
    Ach Maxima, dabei habe ich immer gedacht, ich verstehe etwas von Teppichen. Aber Teppiche kann man eigentlich nicht verstehen. Sie sind unter Deinen Füßen und doch fliegen sie mit Dir durch das Weltall. Oder durch den Hamburger Hafen. Weißt Du, man kann die ganze Welt mit Teppichen auslegen, dann stören Dich keine spitzen Steine mehr. Aber es ist einfacher, Schuhe zu haben. Gutes Schuhwerk ist wichtig. Besonders im Hafen. Aber jetzt bin ich hier in Poppenbüttel. Und hinter mir werden die Zweige auseinandergeschoben.
    »Hey, was machst du da?«
     
    *
     
    Maxima, manchmal schlendere ich über den Holländischen Brook und denke an die Menschen, die hier vor über hundert Jahren lebten. 18.000 Menschen, stell Dir das vor!
    Eine eigene Stadt mit Geschäften und Händlern, mit Kindern, die zur Schule gehen und Menschen mit Sorgen um die Miete. So etwas verschwindet nicht einfach.
    Nein, ihre Seelen streichen hier um die Speicherhäuser und trippeln über die Bohlen der Speicherböden. Manchmal kann man sie hören. Drüben von der Katharinenkirche kommt ein dumpfer Glockenschlag und das Gold am Turm glitzert in der Abendsonne.
    Soll aus dem Störtebeker-Schatz stammen. Und gleich daneben das verzuckerte Rathaus der >Hamburger Freihafen Lagerhaus – Gesellschaft<. Das richtige Haus für eine holländische Prinzessin. Du würdest gut darin schlafen. In den kleinen Erkern und Türmchen Kaffee trinken und den Barkassen nachsehen.
     
    Maxima, manchmal müssen wir einfach nur warten.
    Ein kleiner Junge streckt mir eine Gießkanne entgegen, sagt »Nimm«, verschwindet und schon bin ich ein Gärtner. Dem lächelt man zu und niemand schließt die Türen zweimal ab. Nicht mal in Poppenbüttel.
    Am Samstag fährt der Zweite Chef nach Köln. Hat er jedenfalls gesagt. Die Papiere für einen Großauftrag unterschreiben. Ein guter Zeitpunkt für einen Gärtner.
     
    *
     
    Der Radscha stolpert also mit einer Gießkanne und in Mohammeds Kittel durch Poppenbüttel.
    Trotzdem, Maxima, jetzt wird es gefährlich und Du bist die Einzige, der ich vertrauen kann. Ich weiß, Du bekommst diesen Brief. Irgendwann. Und dann wirst Du an Deinen Verwandten Radscha denken.
    Entschuldige, dass ich immer nur von mir schreibe. Wie geht es Deiner Familie? Ist Beatrix immer noch so zickig und wie verstehst Du Dich mit König Harald und Königin Sonja? Weißt Du, wenn ich an einem Stand mit Orangen vorbei gehe oder ein orangefarbenes T-Shirt sehe, weiß ich, dass Du bei mir bist. Mir hilfst. Wie ein Engel. Oder so etwas Ähnliches.
     
    *
     
    Sicher ist sicher. Ich lege die Hand auf die Überwachungskamera und läute an der Wohnungstür. Nichts zu hören vom Zweiten Chef. Auch sein Parkplatz ist leer.
    Immer wieder rutscht die Haarnadel durchs Schloss, bis es endlich mit einem Knirschen nachgibt. Fünf Minuten dauert es, aber Gärtner dürfen so etwas.
    Ich drücke gegen die Tür und mir schlägt eine Wand aus scharfen Gerüchen gegen die Brust. Tränen schießen aus meinen Augen. Ich huste in meinen Kittel. Im Dämmerlicht steht eine Palette

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