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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Deutscher?«
    Ich nickte.
    »Mein Vater hat mich in einem Ashram gezeugt. Tantra, Sie verstehen?«
    Er versteht den Scherz nicht. Er untersucht weiter den Pass.
    »Das tut nichts zur Sache, solange es nicht deutsche Gesetze betrifft.«
    Sein Gesicht hat scharfe Kanten. Wie ein Stempel.
    »Haben Sie etwas von diesen Rauschgiftgeschäften gewusst?«
    »Ich bin hier Lagerarbeiter.«
    »Da kriegt man einiges mit.«
    Er mustert mein verschwitztes Hemd und wartet.
    »Ich kümmere mich um die Teppiche. Abladen, lagern, wieder einladen, Papiere kontrollieren.«
    »Und da ist Ihnen nichts aufgefallen? Irgendetwas Ungewöhnliches? Geheime Treffen, seltsame Besucher, Geschäfte in der Nacht. Waffen? Bargeld, das den Besitzer gewechselt hat?«
    Ich schüttle den Kopf.
    Er verscheucht mich mit einer Handbewegung, als wäre ich ein lästiges Insekt.
    Ich bin dann rüber und gieße die Blumen, die ich für Leon vor der Herrentoilette gepflanzt habe. Ach Maxima, mehr konnte ich doch nicht tun. Oder?
     
    *
     
    Ich verstehe das nicht. Heute Morgen kommt der Zweite Chef ins Büro. Flötet vor sich hin, als wäre nichts passiert. Er grüßt mich freundlich. Noch in der Nacht müssen sie ihn freigelassen haben.
     
    Ich habe in meiner Kammer eine Bohle von unten ausgehöhlt und Leons Papiere hineingeschoben. Ein geheimer Schacht. Wie in der Cheopspyramide. Eigentlich wollte ich die Papiere im Wachhäuschen abgeben, aber jetzt ist der Zweite Chef wieder da und das verändert alles.
    Er ruft mich ins Büro und sagt: »Da kommt nächste Woche eine Partie Hongkong-Kelims und ich möchte, dass das Zeug schnell von der Straße kommt. Muss ja nicht jeder die China-Etiketten sehen.«
    »Okay Chef, wie viele Ballen?«
    Er schlitzt die Augen, als hätte er einen Spion bei der Arbeit erwischt. Er schiebt einen Stapel Papiere, verschiedene Stempel und das Telefon zur Seite.
    »Radscha, geht Dich das was an?«
    »Ich muss wissen, wie viel Platz wir brauchen.«
    »Zwanzig Paletten«, sagt er und beugt sich wieder über seine Lieferpapiere.
     
    Maxima, ich habe beim Zweiten Chef die Angst gerochen. Wie eine scharfe Chemikalie. Und wenn du bei einem Menschen die Angst riechen kannst, dann musst du gut aufpassen.
     
    *
     
    Maxima, gestern sehe ich mir das Video mit Deiner Hochzeit noch einmal an. All die Menschen mit den orangefarbenen Fahnen. Und den lustigen Hüten. Du trittst gerade mit Willem-Alexander auf den Balkon, da höre ich polternde Geräusche aus dem Büro des Zweiten Chefs.
    Ich zieh meine Schuhe aus und schleiche durch das dunkle Lager. Drüben im Büro steht doch tatsächlich der Zweite Chef mit dem Beamten im grauen Anzug.
    Der Zweite Chef schlägt die Hand auf einen Stapel Papiere und sagt: »Olsen, was heißt hier verschmerzen?«
    »Achmed, das steht in den Papieren, ist eingelagert. Es gibt Zeugenaussagen und Laborberichte.«
    »Da haben wir doch schon ganz andere Sachen ausgelagert. Du bist doch der Oberfuzzi bei diesem Verein.«
    »Aber das ist Beweismaterial in einem laufenden Verfahren. Ganz unmöglich.«
    Achmed singt: »Nichts ist unmöglich. Teppich für Teppich, Olsen. Wir tauschen den Kram einfach aus. Das merkt keiner, schließlich sind sie schon untersucht. Und dieser Scheiß-Journalist kommt uns auch nicht mehr in die Quere.«
     Kein Wunder, dass Leon keine Chance hatte. Was hätte er auch gegen einen Teppichhändler und einen ranghohen Polizisten ausrichten können? Ja, Leon ist mächtigen Leuten auf die Füße getreten.
    Wenn Leon es nicht geschafft hat, was soll da ein Deutsch-Inder ausrichten? Meine Verwandtschaft kann ich schlecht um Hilfe bitten. Und außerdem rieche ich wieder die Angst. Jetzt kriecht sie unter meinem Hemd hervor. Als ich zurück in meine Kammer will, kippe ich ein Tablett von einem Hocker.
    Plötzlich steht der Zweite Chef vor mir.
    »Was schleichst du hier herum wie eine Ratte. Hast du nichts zu tun, Radscha, oder bist du dir zu fein zum Arbeiten.«
     
    *
     
    Maxima, der Zweite Chef blitzt mich schon morgens böse an.
    »Radscha, mach den Keller sauber. Radscha, feg die Bohlen, Radscha, putz das Scheißhaus.«
    Die ganze Zeit beobachtet er mich. Ich weiß, er hat etwas vor. Gestern greife ich beinahe in zwei blanke Stromkabel, die auf einem Teppich lagen.
     
    *
     
    Maxima, gestern Nacht holt dieser Olsen den Zweiten Chef ab. Mit einem Hubwagen sind sie mit einer Palette Teppiche über den Sandtorkai, vorbei an den neuen Wohnhäusern, rüber zu einem Speicher. Liegt neben einem Kornsilo.

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