Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Sieht eine Spur zu unscheinbar aus.
    Olsen steckt vier verschiedene Schlüssel in die Tür. Bevor die Tür zufallen kann, bin ich hinterher. Im Türrahmen blinkten grüne Lämpchen. Zunächst sind ihre Stimmen noch weit entfernt, doch dann höre ich sie dicht neben mir.
    Der Zweite Chef fuchtelt mit einer Taschenlampe herum. Er klopft Olsen auf die Schulter.
    »Na, wer sagt's denn?«
    Er befühlt die Teppiche auf der Palette.
    »Ist ja alles noch vorhanden. Auf euch Jungs vom Zoll kann man sich verlassen. Da geht alles korrekt zu. Wie heißt das hier? Zollverschlusslager?«
    Er lacht dröhnend.
    »Nee, da kommt nichts weg.«
    Olsens Stimme ist schneidend.
    »Da gibt es nichts zu lachen, das hier ist so etwas wie Hochsicherheitsgebiet. Regelmäßige Überwachungen, Bestandskontrollen.«
    »Aber du bist hier doch der Chef.«
    »Es hat einen Toten gegeben.«
    »Aber du wolltest doch, dass wir das Schwein stoppen. Wo er doch dahinter gekommen ist, dass auch der Chef noch einen Chef hat und dass es eine Menge offene Hände und leere Taschen gibt, die wir durchfüttern müssen.«
    »Von Mord habe ich nie gesprochen.«
    »Kollateralschaden«, sagt der Zweite Chef und lässt den Strahl seiner Taschenlampe durch das Lager gleiten. Er pfeift durch die Zähne.
    »Meine Güte, nur vom Feinsten.«
    Ich hocke hinter den Kartons und rühre mich keinen Zentimeter von der Stelle.
    »Wir müssen hier raus«, sagt der Polizist.
    Ich schiele an zwei Kartons vorbei, da blitzen mich zwei Augen an. Irgendetwas lauert da hinten in den Regalen. Die Augen sind starr. Was immer es ist, es wartet. Scheint die beiden Männer da vor mir zu beobachten. Ich muss nur schnell zur Tür. Aber was ist, wenn sie verriegelt ist? Die Alarmanlage aufheult?
    Wir sind hier mitten im Freihafen, und doch ist es plötzlich wie im Urwald. Die Augen glühen und rühren sich nicht. Weiten sich die Pupillen?
    Jetzt muss es springen, denke ich, doch was immer da im Regal hockt, es hat keinen Appetit auf die Beiden. Vielleicht wartet es einfach ab. Oder es ist ein Liebhaber indischer Leckerbissen.
    Der Zweite Chef ist immer noch ganz begeistert.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, was hier alles herumliegt?«
    »Alles registriert«, sagt Olsen und drückt die Taschenlampe des Zweiten Chefs herunter.
    »Lass uns verschwinden.«
    »Das ist das Paradies, Mann, da verschwindet man nicht so einfach. Registriert! Scheiß auf >Registriert<.«
    »Die Lage des Verschlusslagers ist nur intern bekannt.«
    »Olsen, sieh dir die Felle an. Ich habe einen Abnehmer für Felle. Der zahlt uns dafür jeden Preis. Zumindest bei dieser Qualität.«
    »Das sind geschützte Arten. Nur die Teppiche, mehr nicht.«
    »Ein Jammer.«
    Sie schieben einen Hubwagen unter die Palette mit den Teppichen und ziehen ihn Richtung Ausgang.
    Ich schleiche hinter ihnen her, denn in diesem Augenblick weiß ich wirklich nicht, wovor ich mehr Angst haben soll: Vor den Beiden, die mich sicher lieber heute als morgen zum Schweigen bringen würden oder diesem seltsamen Wesen, das da im Regal hockt.
    Plötzlich trete ich auf etwas Weiches und kann gerade noch einen Schrei unterdrücken. Ich lande in einem Berg aus Turnschuhen. Neben den Ausdünstungen des Gummis liegt der Duft nach Öl und Tabak in der Luft.
    Einige Meter entfernt fällt die Tür ins Schloss. Es wird sorgfältig abgeschlossen.
    Na wunderbar, denke ich und ziehe mein Feuerzeug aus der Tasche. Reize ich damit dieses Wesen noch mehr? Andererseits weiß es genau, dass ich hier bin.
    Vielleicht hat es Angst vor Feuer?
    Ich verbrenne mir den Daumen und taste mich ein paar Meter an den Regalen entlang, berühre Flaschen und Ballen mit Kleidung, Gläser, Porzellan und dann etwas sehr, sehr Weiches. Ich reiße mein Feuerzeug an und direkt vor mir flammen sie auf. Die Augen, die mich die ganze Zeit schon beobachten.
    Ich weiche zurück, erwarte den Sprung. Krallen, die sich in meinen Brustkorb graben. Doch nichts passiert. Erneut entzünde ich das Feuerzeug. Im flackernden Licht erkenne ich den Kopf und das Fell eines Leoparden. Nur Glasaugen. Gottseidank, nur Glasaugen.
    Ich taste nach einem Lichtschalter. Die Gefahr, von draußen bemerkt zu werden, ist gering. Schließlich sind die Luken mit Metallplatten verbarrikadiert. Unter meinen Handballen spüre ich den Schalter.
    Das Neonlicht flackert auf und mit einem »Ping« stehe ich inmitten der hochgeheimen und hell erleuchteten Asservatenkammer des Hamburger Zolls. Ein geheimnisvoller Ort, an der sich die

Weitere Kostenlose Bücher