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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Hebel, der eine Lüftungsklappe öffnet.
    Aus einer Vitrine habe ich mir vor meinem Aufstieg noch ein paar Rohdiamanten gegriffen. Sind zwar nur aus Glas, aber das wird reichen. Das Leopardenfell allerdings ist echt.
     
    *
     
    Die neue Freundin vom Zweiten Chef bekommt leuchtende Augen. Ich strecke ihr das Fell und die Diamanten entgegen. Erstaunt blickt sie mich an, schüttelt abwehrend den Kopf. Ich stopfe das Fell in einen Jutesack.
    »Ein Geschenk«, sage ich. »Muss der Zweite Chef nicht wissen.«
    »Klar«, sagt sie und greift in die Tasche. »Was kann ich für dich tun?«, fragt sie und nestelt an meiner Hose. Dann lächelt sie mich an und knöpft ihre Bluse auf.
    »Nicht jetzt.«
    »Wann immer du willst«, sagt sie. »Ich hab `ne Menge Schulden bei dir. Zahle ich ganz langsam ab. Versprochen.«
    Ach Maxima, ich verstehe nicht, was Leon von dieser Frau wollte.
     
    *
     
    An der Zollgrenze werden nur selten Autos untersucht und Pässe verlangt. Baumelt allerdings unter der Motorhaube ein Leopardenschwanz heraus, können die Leute Ehrgeiz entwickeln. Ganz zufällig lungere ich in der Nähe herum.
    Der Zweite Chef steigt aus dem Auto und sieht sich die Bescherung an. Er befühlt den Leopardenschwanz und schüttelt den Kopf. Durch die Windschutzscheibe stiert er auf seine Freundin. Die klappt die Sonnenblende herunter und zieht sich die Lippen nach. Ein anderer Beamter öffnet den Kofferraum. Ich weiß genau, dass sie den Jutesack mit dem Fell unter den Sitz geschoben hat. Die Glasdiamanten stecken wahrscheinlich in ihrem BH oder ihrem Höschen.
    Zwei Minuten später taucht Olsen auf. Er blitzt den Zweiten Chef böse an. Der deutet stumm auf die Freundin im Auto. Olsen setzt ein strenges Gesicht auf, schließlich muss er jetzt den sauberen Beamten mimen. Er hält den Leopardenschwanz hoch und fixiert den Zweiten Chef. Ich bin jetzt so dicht am Tor, dass ich sie hören kann.
    »Sie wollen uns doch nicht weismachen, dass sie nichts von diesem Fell wissen?«
    Der Zweite Chef schüttelt den Kopf.
    »Glauben Sie wirklich, wir lassen uns verarschen? Soll das hier >Vorsicht Kamera< werden oder was?«
    Sie stehen immer noch vor dem Auto. Der Zweite Chef wirft die Arme in die Luft und zeigt auf seine Freundin im Auto.
    »Ich hab nur eine Erklärung.«
    Sie klappt den Spiegel wieder in die Höhe und sieht um sich. Ich kann erkennen, dass sie es langsam mit der Angst bekommt. Und sie umklammert ihre Handtasche.
    Hat sie die Diamanten also doch nicht in den BH gesteckt? Hätte sie für cleverer gehalten.
    Olsen zischt dem Zweiten Chef etwas ins Ohr.
    »Bist du vollkommen bescheuert, Mann. Willst du mich in den Knast bringen?«
    Olsen winkt einem Uniformierten zu. Der geht zur Fahrertür, öffnet sie, greift zur Tasche.
    »Das geht sie nichts an«, sagt die Freundin vom Zweiten Chef.
    Der Beamte hält die Tasche fest.
    »Sie befinden sich im Freihafengebiet.«
    »Das ist mein Eigentum.«
    »Ihre Schminke und die Haarbürste dürfen sie gern auch behalten. Ich möchte trotzdem einen Blick in die Handtasche werfen.«
    Sie reißt die Tasche zurück. Der Beamte will sie am Arm festhalten, doch sie rutscht auf den Fahrersitz. Olsen und der Zweite Chef tuscheln miteinander und nicken in ihre Richtung. Haben sich wohl geeinigt, wie die Geschichte weitergehen soll. Der Zweite Chef grinst.
    Der Beamte neben der Fahrertür zieht seine Pistole, da heult der Motor auch schon auf. Olsen und der Zweite Chef stehen immer noch vor dem Wagen, sehen sich verdutzt an, da lässt sie auch schon die Kupplung los und der BMW rast auf die Absperrung zu. Olsen und der Zweite Chef klappen auf die Motorhaube. Sie rutschen herunter vor den Kühler. Die Beine unterhalb der Knie sind seltsam verrenkt.
    Der Motor heult abermals auf, als der stählerne Zaun den Wagen auffängt. Olsen und der Zweite Chef rutschen an herunter und ihren Gesichtern ist auch im Tod noch die Überraschung anzusehen. Blut pumpt in einer Fontäne gegen einen Metallpfeiler.
    Ach Maxima, kein schöner Anblick.
     
    *
     
    Ja, Maxima, das Leben ist Leiden und das Leiden entsteht durch Gier, Hass und Verblendung. Sagt der Buddha von Bamyian. Zuerst kam eine Ambulanz, später zwei Leichenwagen. Und als die Freundin in den Polizeiwagen steigt, da will sie ihre Tasche noch immer nicht loslassen. Bis ihr ein Beamter Handschellen anlegt. Handschellen kannst Du wieder aufschließen, Maxima. Aber eine Handtasche mit vermeintlichen Diamanten loslassen, das ist schon schwieriger.
     
    Abends

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