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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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auf dem Festland.
     

Marias Himmelfahrt
     
    Lennart Veen blickte auf den Dunst über der Nordsee und versuchte, sich zu erinnern.
    Dreißig Jahre musste es her sein, dass er das letzte Mal die Insel Föhr betreten hatte. Vom Niederrhein an die raue Nordsee. Verschwommene Kindheitserinnerungen. Kühe, die in sein Zelt äugten und die Backsteinfassaden, hinter denen sich die Inselbewohner vor dem stürmischen Nord-West in Sicherheit brachten.
    Er griff zum »Inselboten«, den er sich am Dagebüller Anleger gekauft hatte. Auf Seite fünf entdeckte er den Artikel über die »Drogentote von Föhr«. Nach dem ersten Augenschein eines herbeigerufenen Arztes hatte sich die junge Frau eine Überdosis gespritzt. Die zum Fall befragten Wyker waren entsetzt. Drogen, das war immer ein Problem auf dem Festland gewesen. Drogen, davon las man allenfalls in der Zeitung oder sah etwas im Fernsehen.
    Das Opfer stammte aus einer alteingesessenen Wyker Familie. Nie vorher war diese Maria mit Drogen in Verbindung gebracht worden. Zur »genauen Todesursache« wollte sich die Polizei aus »ermittlungstaktischen Gründen« nicht äußern.
    Gleich neben dem Artikel wurde in einer kleinen Meldung auch sein Kommen angekündigt.
    »In den nächsten Monaten übernimmt der aus den Alpen stammende Pastor Lennart Veen die Arbeit des erkrankten Inselpastors Hinrichs.«
    Aus den Alpen! Er kannte das schon. Aber wenn interessierte es hier schon, dass er aus der Gemeinde Alpen stammte. Der Niederrhein? Für die Insulaner ein böhmisches Dorf.
    Draußen auf den Sandbänken räkelten sich Seehunde in der Sonne. In sicherem Abstand zu der mit Priggen markierten Fahrrinne.
    Rechts zog die Hallig Gröde vorbei. Der Erdhaufen gleich daneben musste Olland sein.
    24 Bewohner! Dieser friesische Menschenschlag würde für ihn immer ein Rätsel bleiben. 24 Menschen, wie ging das? Wahrscheinlich wurde geschwiegen. Was das anging, da konnte man am Niederrhein mithalten.
    Eine Böe erfasste den »Inselboten« und riss eine Seite heraus. Sie wirbelte in die Höhe.
    Ein etwa zehnjähriges Mädchen bewegte sich entschlossen auf ihn zu. Unmittelbar vor ihm blieb es stehen, und zupfte an seinem Kleidchen mit dem knallgelb leuchtenden Löwenzahn.
    »Die Seehunde können daran ersticken«, sagte sie.
    »Kommt bestimmt nicht wieder vor«, sagte Lennard.
    Auf ihrem Kopf bahnten sich drei Marienkäfer den Weg durch ihr Haargestrüpp. »Das ist aus Versehen passiert. Tut mir leid.«
    Das Mädchen nickte ernst. Dann deutete sie auf das silberne Kruzifix an seinem Revers.
    »Bist du Jesus?«
    »Ich bin, na ja also ... ich bin ein guter Freund von ihm.«
    »Ach so«, sagte das Mädchen enttäuscht. Dann drehte sie sich um und hopste vergnügt zu der Gruppe von Kindern, die sie aufmerksam beobachtet hatten. Sie steckten die Köpfe zusammen und kicherten.
    Der Schiffslautsprecher knackte.
    »Ich möchte Sie herzlich an Bord der >Uthlande< begrüßen. Zehn Halligen zählen wir bei uns in der Nordsee«, summte eine Frauenstimme. »Rechts sehen Sie Langeneß mit 120 Einwohnern und daneben Habel, die kleinste Hallig. Befestigt erst in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.«
    Das Mikrophon wurde kurz ausgeschaltet, dann erneut die Stimme: »Und hier eine Bitte an unseren Passagier Lennart Veen. Herr Veen, bitte melden Sie sich am Kiosk im Restaurantbereich auf dem Mitteldeck.«
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, woher sie wussten, dass er ausgerechnet mit dieser Fähre anreiste. Wie alle anderen Passagiere hatte er sich in Dagebüll ein Ticket gekauft und war an Bord gegangen. Schließlich war seine Tätigkeit als Aushilfspastor auf der Insel Föhr nichts Besonderes. Da war keine Blaskapelle an der Hafenmole zu erwarten. Schon gar nicht für einen, der aus Alpen kam und nicht mal in der Lage war, etwas über die Berge zu erzählen.
    Dennoch, keinen Moment hatte er gezögert, als ein ehemaliger Studienfreund, der jetzt einen Verwaltungsposten bei der Nordelbischen Kirche innehatte, bei ihm angefragt hatte, ob ihm nicht nach Seeluft sei.
    »Vom Rhein an das raue Meer ... vielleicht kannst du bei Flut die Taufe gleich in der Nordsee abhalten«, hatte Frederike gesagt. »Und dann die hübschen Touristinnen.«
    Beim Packen waren ihm Zweifel gekommen. Wer wusste, wie lange dieses Abenteuer dauern würde? Eigentlich fühlte er sich in Alpen wohl. Na ja, wenn man mal von Reihenhäusern absah, die jetzt überall aus dem Boden schossen. »Wohnen in ländlicher Idylle«, nannten das

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