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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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noch niemand in der Nacht zu mir gekommen, um mich in seine Geheimnisse und Wünsche einzuweihen.
    Und manchmal, wenn ich die Gitterstäbe ganz fest umkralle, frage ich mich, was wohl meine Rattenfamilie macht. Und ich sehe zum Oberlicht, ob da nicht vielleicht ihre Schatten vorbeihuschen.
    Ach Norbert, Nadja, Nina und Niclas! Kommt mich doch mal besuchen. Und wenn´s, nur für ein halbes Stündchen ist.
     

Der Tod steht in den Sternen
     
    Alle Dinge sind in Wahrheit leer.
    Steht in einem buddhistischen Sutra. Und es stimmt.
    Zehntausende von leeren Flaschen umgeben mich. Leer getrunken aus Liebe und Angst. Und vor Begeisterung. So viele Träume, die mit ihnen geträumt wurden.
    Die meisten habe ich untersucht, aber ausgerechnet diese Eine muss noch in den gestapelten Kisten hinter mir stecken. Ich weiß, sie entscheidet über Leben und Tod. Ja, in einem dieser aufragenden Türme verbirgt sie sich: Diese eine leere Flasche, auf deren Etikett IHR Name steht. Diese Frau wird mein Leben verändern.
     
    Tagsüber, wenn ich mich in meinem aus Kisten gebauten Gang vor den Lagerarbeitern verberge, denke ich daran, wie nah sie mir doch ist. Und damit mein neues Leben. Mein Leben mit IHR!
    Ja, es ist, als würden wir zwar bereits zusammenwohnen aber uns gerade kennenlernen. Diese spannenden Augenblicke, wenn man die kleinen Gesten des Anderen lächelnd wahrnimmt. Wie SIE die Zahnpastatube ausdrückt, ihr Griff zum Handtuch und die Handbewegung, mit der SIE sich die Haare aus der Stirn streicht.
    Ich spüre diese Frau, und manchmal glaube ich ein Wispern zu hören. Und ihr Lachen, das aus einer der Kisten aufsteigt. Ich rieche ihr Parfum, was eigentlich unmöglich ist. Schon wegen des Gestanks von abgestandenen, schimmelnden Bierresten, der mich einhüllt.
    Dennoch: SIE ist da. Ich spüre ihre Gegenwart. Es ist eine Prüfung. Und ich werde sie bestehen.
     
    *
     
    Ich kann nicht allein leben. Auf keinen Fall.
    Drei Horoskope habe ich in Auftrag gegeben und in allen Dreien steht es schwarz auf weiß: Die Richtige wartet auf mich. Im Sternbild Zwilling sei sie geboren, soviel sei sicher. Nur finden müsse ich sie. Und eins der Horoskope rät mir, mich finden zu lassen. Was immer das heißen soll.
    Zum Feiern bin ich also erst mal in den Silbersack in der Nähe der Reeperbahn eingekehrt. Junggesellenabschied. Und weil sich der allein so schlecht feiern lässt, tippe ich meinem Tresennachbarn auf die Schulter. Er brummt, dreht sich aber nicht um. Zweimal ist er schon nach vorn gesackt, als würde er gleich einschlafen. Als ich ihm ein Bier hinstelle, ist er hellwach.
    »Du biss ein Prinz«, sagt er und trinkt bedächtig einen Schluck.
    »Ich werde heiraten«, sage ich.
    Sein Gesicht verdüstert sich und er murmelt: »Glückwunsch.« Dann kippt er sich den Rest des Bieres Flasche in den Rachen und sagt: »Dass iss ein Grund zum Feiern.«
    Während Wirtin Erna zwei neue Flaschen aus dem Kühlschrank zieht, erzähle ich ihm von meinen Horoskopen.
    »Alles Betruch«, sagt er und zeigt mir ein inzwischen verblasstes Katzen-Tatoo auf seinem Unterarm.
    »Sternzeichen Löwe«, sagt er. »Das hat alles seine Zeit und dann iss die Farbe raus.«
    Er schüttelt den Kopf und hämmert mit seinen Fingerknöcheln auf den Tresen.
    Heiraten sei eine ernste Sache, und wenn ich sichergehen wolle, dann müsse ich unbedingt zu Haiti-Kalle gehen. Der wohne am Hamburger Berg gleich neben dem Goldenen Handschuh und könne die Zukunft lesen. Ein Guru sei das, sagt er, einer der >mit Mächten< in Verbindung stehe.
    »Mächte?«, frage ich.
    »Mächte«, flüstert er und deutet zur vergilbten Kneipendecke. »Das is was Reelles. Da kannst du dich auf verlassen. Schon wegen der … na?«
    »Mächte«, sage ich.
     
    Haiti-Kalle sieht aus, wie er heißt. Rundes Gesicht, dünnes Spitzbärtchen, bunte Glasperlenkette um den Hals, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, auf seiner linken Schläfe ist »Kalle« eintätowiert. Er hat in seinem Wohnzimmer die Pappverpackung einer Tiefkühltruhe aufgebaut und die Seitenwände mit Alufolie beklebt.
    »Kosmische Strahlung«, sagt er und nickt schwer. »Wenn du schlafen, dann really danger.« Ja, mit der Alufolie hätte er nun »Dreams like Baby«, wenn er da nachts liege. Bevor er mir noch etwas von Aliens erzählen kann, teile ich ihm mit, dass Horoskope mir eine Frau im Sternzeichen Zwilling versprochen hätten.
    »Hmh«, sagt er, zieht einen abgeschlagenen Kristallaschenbecher unter dem Tisch hervor,

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