Tod und Leidenschaft (German Edition)
kontrollieren! Hat er jetzt jemanden, der ihn beschützt?“
„Ja, es wurde ein Ire gefunden.“
„Iren sind gut. Sie können den Mund halten.“
„Ja. Sicher.“ Der Fremde klang niedergeschlagen. Offensichtlich hatte er sich eine andere Reaktion ihres Chefs erhofft.
„Hören sie … kann man keinen anderen finden, der zu ihm geht?“
„Schluss jetzt!“, herrschte Lewinsky den Verzagten an. „Reißen sie sich zusammen. Nur noch kurze Zeit! Dann ist alles bereit und seine Durchlaucht kann gefahrlos in die Heimat zurückkehren. Gehen sie jetzt! … Gehen sie! Und machen sie keinen Fehler!“
So schnell Elizabeth konnte, schnappte sie einen Lappen und wischte im nächsten Moment eifrig den Tresen.
Die Tür zum Atelier ging auf und der Fremde verschwand.
Elizabeth sah zu ihrem Chef hin.
„Politische Dinge, Miss Montgomery. Politische Dinge …“ Das war mehr, als sie als Erklärung erwartet hatte.
Sie war beinahe erleichtert.
Wenn ihr auch die Tätowierung nicht mehr aus dem Sinn ging …
X
Harris war eher besorgt, denn erleichtert, als er mit Hilfe des Nachschlüssels, der beim Portier lag, seine leere Wohnung betrat.
Er ging von Zimmer zu Zimmer, doch nirgends fand sich auch nur der Hauch einer Spur, dass Elizabeth da gewesen war. Alles lag noch genau so, wie er es verlassen hatte.
Mit jedem Schritt pochte sein Herz heftiger.
Die Post, die der Portier ihm zusammen mit seinem Schlüssel gegeben hatte, warf er achtlos auf einen kleinen Tisch.
Wo war sie jetzt? Wie ging es ihr?
Seine Seite schmerzte noch, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was er empfand, wenn er daran dachte, in welcher Gefahr Elizabeth noch immer schweben musste.
Nichts hielt ihn in der Wohnung.
Der Abend senkte sich bereits über die Stadt, als er seine Droschke vorfahren ließ und Anweisung gab, ihn zu ihrer Wohnung zu bringen.
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, denn ihr Fenster war dunkel. Sie war also nicht daheim.
Schnell schaute er auf seine Taschenuhr. Kurz vor neun … Sie musste eigentlich jeden Moment auftauchen.
Hätte er gewusst, welchen Weg sie nahm, er wäre ihr entgegen gegangen. Doch er hatte keine Ahnung.
Er hatte von so viel keine Ahnung, was sie betraf und dabei spürte er tief in sich den Wunsch, alles von ihr zu erfahren. Von ihrem Lieblingsgericht bis zu den Vorstellungen, die sie für ihre Zukunft hatte.
Es kostete ihn einen Moment der Konzentration, sich von diesen Überlegungen zu befreien, und an Adelaide zu denken. Sie war die Frau seines Lebens. Mit ihr war er verlobt und würde sie bald heiraten.
Er durfte an Elizabeth Montgomery nicht in der Art denken, wie er es tat. An ihre Lippen, ihre großen Augen. An die Rundung ihrer Brüste in dem eng geschnürten Mieder. Auch nicht an ihre Stimme, die so unendlich viel mehr Nuancen hatte, als die jeder anderen Frau. Auch nicht an ihr Gesicht als solches, in dem sich jeder Gedanke, jedes Gefühl widerspiegelte, das ihren Geist und ihr Herz erfüllte.
War sie nur unerschrocken, dass sie seine Wohnung nicht bezogen hatte, oder verrückt? Vielleicht auch naiv.
Aber auf jeden Fall spielte sie mit ihrem Leben.
Und das musste er beenden.
Er empfand tiefe Wut auf Abberline, dass dieser offensichtlich nicht sichergestellt hatte, dass Elizabeth auch wirklich in die Wohnung zog. Warum hatte er es dabei bewenden lassen, ihr lediglich den Schlüssel zu geben?
Als ihr Schemen um die Ecke bog, machte sein Herz einen Freudensprung. Sie war am Leben und wohlauf.
Harris wollte aus der Droschke springen und sie in seine Arme reißen vor Glück. Doch er beherrschte sich. Ließ sie bis an die Haustür kommen und stieg erst aus, als sie bereits geöffnet hatte.
„Miss Montgomery?“
Sie zuckte zusammen und flog förmlich mit schreckgeweiteten Augen herum.
„Verzeihen sie … ich wollte sie nicht erschrecken …“
„Ach sie sind es …“
Bemerkte er Freude in ihrer Stimme?
„Wie geht es ihnen?“ Sie bemühte sich offensichtlich, ihrer Stimme einen gelassenen Tonfall zu geben.
„Es geht. Ich war besorgt …“
„So?“
Sie zog ihr Tuch fester um die Schultern, als habe ein kalter Hauch sie gestreift. Das betrübte Harris.
„Aber das ist kein Thema für die Straße“, mahnte er.
Wortlos trat sie ein und ließ die Tür hinter sich offen. Er nahm es als Aufforderung und folgte ihr in das düstere , stickige Treppenhaus.
In ihrer Stube setzte er sich auf den einzigen Stuhl, während sie ihr Tuch ablegte und sich erschöpft auf das
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