Tod und Leidenschaft (German Edition)
Verdammte Neugier!
Warum hatte sie sich überhaupt eingemischt?
Gut, ihr Leben war langweilig gewesen, eintönig. Aber was hatte sie denn dafür eingetauscht? Todesangst!
Die Türglocke gellte schrill in ihren Ohren. Ihr Herz krampfte sich zusammen und Schweiß brach aus ihrer Stirn, als sie sich blitzschnell umdrehte.
Der Mann, der vor ihr stand war gerade mal mittelgroß, hatte dunkle, kurz geschnittene Haare und ein bartloses Kinn. Seine Kleidung war von durchschnittlicher Qualität.
„Wie kann ich ihnen dienen, Sir?“
„Ich möchte zu Mr. Lewinsky.“
„Einen Moment, Sir. Ich sehe nach …“
Wenn das der Ripper war? Du siehst Gespenster !, schalt Elizabeth sich selbst. Warum sollte der Ripper am helllichten Tag hier im Laden erscheinen und nach Mr. Lewinsky fragen?
Dennoch pochte ihr Herz noch immer heftig in ihrer Brust, als sie den Fremden ankündigte.
„Einen Moment noch. Ich werde ihn gleich empfangen.“
Es schien Lewinsky nicht zu wundern, dass ihn ein Mann in seinem Atelier aufsuchte. Ruhig nähte er weiter ein üppiges Bukett an eine Haube.
Elizabeth versuchte, den Blicken des Mannes auszuweichen, als sie wieder im Laden war und stattdessen weiter Hüte einzuräumen.
„Er wird gleich bei ihnen sein, Sir.“
„Ich warte.“ Seine Stimme war tief und eigentlich recht angenehm. Er musste ein Landsmann von Lewinsky sein, denn er hatte den gleichen Akzent.
Elizabeth reckte sich nach oben, um eine Haube in ein Regal zu befördern, einfach weil sie zu faul war, den Tritt herbeizuschaffen.
Im nächsten Moment stand der Mann neben ihr, griff nach der Haube und platzierte sie.
„So?“
„Ja. Danke, Sir.“
Sein Ärmel war dabei herab gerutscht und gab den Blick auf eine merkwürdige Tätowierung frei, wie Elizabeth sie noch nie gesehen hatte.
Sie kannte die Tätowierungen von Matrosen, die halbnackt durchs Eastend wankten, wenn sie Landgang hatten. Nackte Frauen, Anker, Spruchbänder. Sogar Rosen hatte sie schon gesehen.
Aber diese hier … Sie sah aus wie eine Windrose, nur mit mehr Zacken. Und von diesen wiederum gingen wiederum Strahlen aus. Zwischen diesen Zacken nun fanden sich Symbole, Buchstaben ähnlich, die sie aber nicht kannte.
Fasziniert betrachtete sie das Werk.
Elizabeth war sich nicht sicher, ob er ihre Blicke bemerkt hatte, jedenfalls zog er schnell den Arm zurück, gerade so, als habe er sich verbrannt.
„Wie schön, sie zu sehen, mein Lieber!“
Lewinsky war in der Tür erschienen und strahlte über das ganze Gesicht.
„Kommen sie doch bitte … Miss Montgomery … sie wären wohl so nett, uns eine schöne Tasse Tee zu machen? Sladkii?“ Er fragte in Richtung seines Gastes.
„Sehr süß“, erwiderte dieser lächelnd.
Dann zogen die beiden Männer sich ins Atelier zurück.
Elizabeth bereitete den Tee zu und ging mit den beiden Tassen nach nebenan. Im gleichen Moment, da ihr Schatten auf die Männer fiel, versanken diese in Schweigen. Sie reichte jedem seinen Tee und begab sich dann in den Laden zurück.
Was auch immer sie vermutet hatte bezüglich des fremdländischen Gastes – es schien bestätigt zu werden, als Lewinsky sich erhob und die Tür zum Atelier hinten ihr zuzog. Eine Tür, die dabei in den Scharnieren quietschte, weil immer offen zu stehen pflegte.
Mochte es nun an ihrer ängstlichen Stimmung liegen, oder an den Sorgen die sie plagten, vielleicht auch an der merkwürdigen Tätowierung, aber Elizabeth tat nun zum ersten Mal etwas, das sie nie zuvor getan hatte: sie lauschte an der Tür!
Vorsichtig achtete sie darauf, das Türblatt nicht zu berühren und auch mit ihren Röcken kein Geräusch zu machen.
Die Ohrmuschel gegen das Holz gepresst, betete sie, die Männer mögen Englisch sprechen, auf dass sie sie zu verstehen vermochte.
„Nun?“ Es war Lewinskys Stimme.
Elizabeth atmete auf.
„Ich weiß nicht, wie lange ich ihn noch unter Kontrolle halten kann.“ Der Fremde schien besorgt.
„Seine Durchlaucht braucht noch ein paar Wochen“, mahnte ihr Chef.
„Ich weiß … aber …“
„Aber was?“
„Es wird immer schlimmer …“
„Wir wussten das von Anfang an!“
Von wem sprachen die beiden nur?
„Sie haben ihn nicht erlebt.“
„Seien sie keine Memme!“
Nie hatte sie Mr. Lewinsky so reden hören. Wo war sein ganzer großväterlicher Charme hin?
„Verzeihen sie … aber sie haben ihn nicht erlebt! Er ist … er macht mir Angst, wenn ich bei ihm bin. Er ist kaum noch zu kontrollieren.“
„Sie müssen ihn
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