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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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erschaffen hatte, ertragen konnte. Die der Massenfabriken, der Tötungsfabriken, der Tierquälerei und der permanenten Verachtung jeglichen Lebens.
    »Ich glaube nicht mehr an die Zukunft«, sagte er. »Irgendwann in den nächsten Jahren geht der ganze Scheiß den Bach runter. Entweder, weil die Finanzhaie uns und sich selbst zerfleischt haben oder weil keiner mehr das Zeug fressen will, das aus unseren Fabriken kommt. Du hast schon recht: Irgendwann sind die Schweine, die wir züchten, wandelnde Giftfässer. Schon jetzt wird da an Skandalen mehr unter den Teppich gekehrt, als an die Öffentlichkeit gelangt. Wir stehen kurz davor, Kunstfleisch herzustellen. Weißt du, was das heißt? Wir brauchen keine Schweine mehr und den ganzen Abfall. Wir züchten nur noch, was wir brauchen: Grillwürstchen, Schinken, Schnitzel …«
    »Da vergeht mir der Appetit.«
    »Mir auch. Und trotzdem habe ich einen Teil von meinem Geld in so ein Forschungsinstitut gesteckt. In Holland … Hierzulande ist ja alles verpönt, was auch nur entfernt mit Gentechnik zusammenhängt. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ich diesen Umschwung noch erlebe. Eher glaube ich, dass unser marodes Wirtschaftssystem zusammenbricht.«
    Das musste ausgerechnet er sagen. Einer der Profiteure dieses Systems, das er gleichzeitig unterwanderte.
    »Daher die Schweine?«
    »Wenn alles zusammenbricht, ist das Natürliche wieder gefragt. Aber in erster Linie züchte ich die Bentheimer für mich. Mir gehört alles Land ringsum. Weißt du, wie viele Schweine hier Platz haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich auch nicht. Ich hab’s nie ausgerechnet. Aber wahrscheinlich mehr, als ich bis zum Ende meines Lebens je essen kann. Ich bin gut versorgt.«
    »Komisch«, sagte ich. »Früher haben sich die Leute Atombunker gebaut, weil sie hofften, sie könnten im Falle eines Nuklearkrieges darin überleben. Heute züchten sie Schweine.«
    »Bingo. Und nicht nur Schweine. Kartoffeln, Gemüse, Getreide. Mach dich mal schlau. Das ist mittlerweile eine ganze Bewegung. Ja, es geht hauptsächlich um das Überleben nach dem großen Crash. Aber auch darum, hier und heute autark zu wirtschaften.«
    Das alles hörte sich merkwürdig an aus seinem Mund.
    Eine Weile standen wir schweigend da und nahmen den Anblick der untergehenden Sonne in uns auf. Ackergoldt gönnte mir diese Zeit. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er so lange schweigen könnte. Schließlich fragte er: »Was willst du trinken? Whisky? Gin?«
    »Ein Bier.«
    »Detmolder?«
    Ich nickte. Er ging zu einem riesigen schwarzen Bauernschrank und öffnete ihn. Das Möbelstück erwies sich als riesige Bar mit integriertem Kühlschrank und Eisfach.
    »Habe ich selbst gebaut«, sagte er und wies auf seine riesigen Hände. »Manchmal weiß ich nicht, wohin damit. Dann muss ich was machen. Früher, als ich noch selbst geschlachtet habe, war ich glücklich. Da hatten die Hände eine Aufgabe, weißt du. Je höher ich gestiegen bin und je mehr Kohle ich gemacht habe, desto weniger hatten diese Hände zu tun. Wie Schlittenhunde, die plötzlich in einen Käfig gesperrt werden. Manchmal kribbeln meine Hände den ganzen Tag, wenn ich im Büro sitze oder in einem Meeting. Dann komme ich hierher und muss irgendetwas tun.«
    Ich fragte mich, ob er mit diesen Händen auch Heuwinkel und Schwekendiek umgebracht hatte. Vielleicht hatte er sie ja auch zuvor hierher gelockt, ihnen das Panoramafenster gezeigt und sie trunken gemacht mit dem Anblick und dem anschließenden Alkohol.
    Ich sah ihm genau auf die Finger. Sich selbst schenkte er einen Whisky ein. Mit viel Eis. Mir gab er eine Flasche Bier. Sie war eiskalt, mit Wasserperlen auf dem Glas wie auf einem Werbeplakat.
    Ich öffnete den Verschluss, der mit einem ploppenden Zischen aufsprang, und wir stießen an.
    »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte Ackergoldt.
    »Ich habe noch nicht zugesagt«, erinnerte ich ihn. »Das Geld auf meinem Konto …«
    »… ist nur eine Anzahlung. Ich habe genug davon. Aber ich habe nur dieses eine kleine Leben.«
    Er machte sich tatsächlich kleiner, als er war.
    Die Tür ging auf, und er zuckte zusammen. Eine Frau stand dort. Sie hatte eine Schürze an. »Ich hab’ euch schon tausendmal gesagt, ihr sollt anklopfen!«, herrschte Ackergoldt sie an. Die Frau duckte sich, dann fragte sie, ob sie das Essen noch länger warm halten sollte.
    »Hast du Hunger?«, fragte Ackergoldt.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du kannst verschwinden«, befahl er der Frau. Dann wandte er

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