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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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mir gezeigt hast, hat mir gereicht.«
    »Außerdem solltest du für mich rausfinden, wer meine Freunde auf dem Gewissen hat.«
    »Ich hab’ dir doch gesagt, dass ich da der falsche Ansprechpartner bin.«
    »Ich weiß auch, warum: Du hast Schiss.«
    »Warum sollte ich Schiss haben?«
    »Denk mal nach.«
    Ich dachte nach. Und ich kam zu dem Schluss, dass er recht hatte. Ich wusste nur nicht, ob wir über den gleichen Grund diskutierten.
    »Wohin soll’s diesmal gehen?«, fragte ich.
    »Lass dich überraschen. Ich bin auf dem Weg zu dir. In zehn Minuten bin ich da.«
    Ich hatte nach seinem protzigen Hummer Ausschau gehalten, aber er fuhr in einem schwarzen Fiat 500 vor. Der winzige Wagen wirkte mit ihm hinter dem Steuer wie ein Autoscooter. Ich quetschte mich auf den Nebensitz, und wir fuhren los.
    »Eine tolle Karre«, schwärmte Ackergoldt. »Erinnert mich an früher, als wir Jungs mit unseren Seifenkisten oben vom Hermann bis runter nach Heidenoldendorf gerollt sind.«
    Er klappte das Verdeck zurück. Es war ein herrlich milder Abend. Der Geruch des nahen Waldes vermischte sich mit dem Duft der blühenden Holunderbüsche im Hof.
    Ackergoldt gab Gas, und bald fanden wir uns auf der B 237 wieder.
    »Wohin geht’s diesmal?«, fragte ich. »Bitte erspar mir heute deine diversen Gespielinnen.«
    »Ich dachte mir, wenn du für mich arbeiten willst, musst du auch etwas über Schweinezucht wissen. Für dich kommt das Schnitzel doch direkt vom Metzger, oder?«
    »Klar, wie der Strom aus der Steckdose.«
    »Siehst du, und das ist eben der Irrtum.«
    Unter dem Fahren griff er in sein Jackett, holte ein schmales silbernes Etui aus der Innentasche und zog eine Zigarre heraus. Umständlich zündete er sie sich an. »Auch eine? Was ganz Feines: eine handgerollte Cohiba.«
    Da sagte ich nicht Nein, obwohl die Bezeichnung handgerollt in diesem Fall ein weißer Schimmel war.
    Der Fahrtwind blies mir die ersten Streichhölzer aus. Ackergoldt reichte mir seine Zigarre, damit ich meine Cohiba daran anzünden konnte.
    Die nächste Viertelstunde bestand aus reinem Genuss, während die Landschaft und einzelne Häuser an uns vorbeiglitten. Wir fuhren durch Hillentrup und Schwelentrup.
    Allmählich wurde es kühler, aber es wäre eine Schande gewesen, das Verdeck zu schließen.
    »Hast du schon mal ein Tier erlegt?«, fragte Ackergoldt unvermittelt.
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Zum Beispiel, weil du es essen willst.«
    »Ich kaufe mein Fleisch beim Metzger.«
    Er lachte und zeigte mit der Zigarre in meine Richtung. »Genau die Antwort habe ich erwartet. Aber es gibt nun mal Menschen, die die Drecksarbeit machen müssen; einer von denen bin ich …«
    »Mir kommen die Tränen. – Manchmal frage ich mich echt, warum ich überhaupt noch Fleisch esse.«
    »Weil es natürlich ist. Wir sind doch keine Körnerfresser.«
    »Nein, aber auch keine Aasfresser, wenn ich an Gammelfleisch denke und so …«
    Ackergoldt saugte an seiner Cohiba. »Das ist doch alles Unsinn. Glaubst du, früher, ich sag’ mal, vor dreißig, vierzig Jahren, ging’s den Schweinen besser? Bloß weil das heute alles rationalisierter und industrieller abläuft, ist das noch lange kein Abfall, was bei uns in der Pfanne landet.«
    »Neunzehnhundertsiebzig lag der Schweinefleischverbrauch pro Kopf in Deutschland bei neunundzwanzig Kilo. Heute ist er fast doppelt so hoch …« Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht.
    Er warf mir einen misstrauischen Seitenblick zu. »Hey, woher weißt du das?«
    Ich hatte mir Informationen besorgt. Informationen, die nicht in jeder Zeitung standen, aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden. Ohne seine Frage zu beantworten, sagte ich:
    »Das Problem der armen Schweine ist, dass im Gegensatz zu früher vor allem die edlen Teile gefragt sind: Schinken, Lachs und Bauch. Der Rest ist meistens Abfall, landet im Hundefutter oder in unserer Leberwurst. Inzwischen gibt es viele Bauern, die sortieren ihre Schweine mit der Schinkenschablone. Die Schablone wird über das Hinterteil des Schweins gezogen, und dann wird ausgerechnet, wie viel Luft noch zwischen Schwein und Schinken ist. Das optimale Schinkengewicht von sechzehn bis neunzehn Kilo ist bei einem Schlachtschwein erreicht, wenn es sechsundneunzig Kilo wiegt. Jedes zusätzliche Kilo bedeutet einen Verlust für den Mäster wegen der höheren Futterkosten.«
    »Was hast du dagegen einzuwenden? Die Erbsenzähler haben inzwischen überall das Sagen.«
    »Die sechzig Millionen Schweine, die

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