Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Pilze gewesen! Fliegenpilze! Die Burschen mussten noch einmal zurückgekommen sein. Aber warum hatten sie mich dann nicht gleich kaltgemacht? Wahrscheinlich waren sie doch nicht so abgebrüht. Aber sie hatten sich eine andere Methode ausgedacht, um mich für eine weitere Weile aus dem Verkehr zu ziehen. Und die war so perfide, dass mir jetzt niemand glaubte.
Ich erzählte, was mir eingefallen war, und blickte in skeptische Gesichter.
»Warum sollte jemand so etwas tun?«, fasste Hölderlin die gesammelten Fragezeichen zusammen, die in den Gesichtern standen.
Ich zuckte mit den Schultern. Mir fiel nur eine Antwort ein, aber die war ziemlich kläglich: »Um die Schweinehälfte wegzuschaffen und meine Erzählung als unglaubwürdig erscheinen zu lassen.«
»Aber was hatte es mit dieser Schweinehälfte auf sich?«, fragte Sare.
Plötzlich fiel mir noch etwas ein. »Ich habe eine Made in meine Streichholzschachtel gepackt. Als Beweis!«
»Und wo steckt die?«
»In meiner Hosentasche!«
»Moment, ich gucke nach«, sagte Hermine.
Die Hose lag zusammen mit den anderen Kleidungsstücken über dem Stuhl.
Hermine wühlte in den Taschen, dann zuckte sie die Schultern.
»Da ist nichts.«
Ich konnte es nicht glauben. Hatte ich mir das alles nur eingebildet?
9.
Am nächsten Morgen erwachte ich von dem fantastischen Geruch gebratenen Specks. Ich stand auf und wartete einen Augenblick. Aber die befürchtete erneute Karussellfahrt setzte nicht ein.
Ich machte mich frisch, zog mir einen Bademantel über und stapfte in die Küche. Sare und Hermine saßen am Tisch und löffelten Müsli. Luna lag auf dem Teppich und kaute an einem Knochen. Ollie hatte sich eine ziemlich alberne Schürze mit Rüschen umgebunden und bereitete seine geliebten Ham and Eggs zu. Dass er dazu meine Küche benutzte, lag wahrscheinlich an der Anwesenheit der beiden Frauen.
Was Ham and Eggs betraf, war er sehr eigen. Es musste natürlich englischer Schinken sein, es mussten Eier eines englischen Huhns sein und englische gesalzene Butter. Selbst der Toast stammte von einem Detmolder Bäcker, dessen Vater in der britischen Armee gedient hatte.
Normalerweise hätte ich ihn aufgezogen wegen seines Spleens, aber das Ergebnis sprach jedes Mal für Ollie. Ich setzte mich, gab auf Nachfrage kurz bekannt, dass ich mich fantastisch fühlte und Bäume ausreißen könnte – was Hermine mit der spöttischen Bemerkung quittierte: »Aber bitte nicht wieder im Wald!« –, und wartete ansonsten geduldig und mit knurrendem Magen, dass Ollie seine herrlichen Ham and Eggs servierte. Die Damen rümpften die Nase.
Sare hielt einen Vortrag über unreine Schweine, und Hermine versprach, mir am nächsten Morgen mal Ham and Eggs auf ihre Art zu servieren – die raffinierte Variante, nicht nach Holzfällerart.
Ansonsten besprachen wir, wie wir jeweils den Tag zu verbringen gedachten.
Ollie schaute aufgeregt auf seine Uhr und erklärte, dass Frau Doktor Rosenstolz ihn erneut eingeladen hatte. Auf meine Frage, wie das Gespräch am gestrigen Morgen verlaufen sei und was sie überhaupt von ihm habe wissen wollen, antwortete er recht einsilbig. Jedenfalls hatte er es plötzlich sehr eilig.
Sare wollte der Gräfin in der Küche helfen, und kurz nach dem Frühstück zogen beide von dannen.
Hermine und ich blieben allein zurück.
»Bist du in der Lage, Auto zu fahren?«, fragte sie.
Ich nickte. »Hast du etwa Lust auf einen Ausflug?«, fragte ich.
Sie dämpfte meinen Eifer, indem sie mich an den Termin mit Hölderlin erinnerte; der hatte mich eigentlich um acht im Krankenhaus sehen wollen.
Es war natürlich schon viel später geworden. Ich hatte ihn verschlafen.
»Zur Untersuchung musst du aber auf jeden Fall!«, beharrte Hermine. Sie bat mich, mein Telefon benutzen zu dürfen. Ich habe einiges zu regeln, wie du dir vorstellen kannst …«
Ich nickte.
Wir saßen uns noch immer am Frühstückstisch gegenüber. Während sie trank, sah sie mich über den Tassenrand nachdenklich an.
»Ich werde nicht schlau aus dir«, sagte sie. »Ich will wissen, wer du wirklich bist.«
Irgendwie kam mir dieser Satz bekannt vor.
»Warum müsst ihr Frauen eigentlich allen Dingen immer auf den Grund gehen?«, sagte ich verärgert.
»Weil wir nicht nur nach Äußerlichkeiten gehen wie ihr Männer. Glaubst du, ich würde sonst mit dir an diesem Tisch sitzen. Schau mal in den Spiegel, wie du aussiehst!«
Zumindest milderte sie die Schärfe ihrer Worte mit einem schelmischen
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