Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
ist aber kein Pokerspiel«, sagte ich. »Ollies ganze Existenz hängt an dem ›Kasten‹, wie Sie das Anwesen zu nennen belieben. Er hat alles, was er geerbt hat, dafür verwendet, um die dringendsten Rechnungen zu bezahlen. Und Frau Maier …«, ich wies auf die Gräfin, »… hat ihr halbes Leben dort verbracht. Sie können sie nicht einfach umpflanzen wie einen Baum. Und Duffy würde seine Stelle verlieren. Keiner kann sich mehr einen Butler leisten.«
    Das stimmte nicht ganz. Keiner wird sich einen Butler wie ihn leisten. So ein Scheusal, wie er war.
    »Und was haben Sie davon, wenn die Sparkasse weiteres Geld in dieses Fass ohne Boden steckt?«
    »Ich habe im letzten Jahr zehntausend Euro investiert. Die will ich irgendwann wiedersehen. Mit Zins und Zinseszins!«
    »Und was ist jetzt mit der Hypothek?«, schaltete ich mich ein.
    Krautkrüger sah mich an wie einen Alien. »War denn noch was?«, fragte er verwirrt.
    »Aufschub heißt das Stichwort«, half ich ihm auf die Sprünge.
    »Also, meinetwegen. Wir haben da ein geheimes Depot, auf das wir in solchen Fällen zurückgreifen können. Aber ich brauche einen Businessplan von Ihnen. Bis morgen!«
    »Bis morgen?«
    »Na ja, eigentlich schon heute.« Er wirkte plötzlich sehr zerstreut. »Eigentlich wollte ich Sie heute über die Zwangsversteigerung in Kenntnis setzen. Das ist alles schon sehr weit – äh – gediehen. Gewisse Kräfte, Sie verstehen? Also besser, ich habe Ihren Businessplan gleich morgen früh vorliegen!«

10.
    »Was ist ein Businessplan?«, fragte die Gräfin. Sie betonte dieses Wort, als handele es sich um ein besonders ekliges Insekt.
    Wir saßen in ihrem Salon, wo wir es uns auf diversen Möbeln bequem gemacht hatten. Es war Afternoon Tea Time. Infolge der finanziellen Engpässe der letzten Tage hatte die Gräfin schweren Herzens den ersten Gang gestrichen. Auf Lachs-, Schinken- und Gurkensandwiches mussten wir also verzichten. Dafür hatte Duffy einen vorzüglichen Cream Tea aufgetischt, und wir labten uns an Scones, Clotted Cream und Erdbeer- und Orangenmarmelade.
    Fast fühlte man sich in die Zeit zurückversetzt, als der Major noch gelebt hatte. Es war gerade erst ein Jahr her, dass er ermordet worden war. Auch zu Zeiten des Majors, der zwar ein unverbesserlicher Traditionalist war, jedoch eher ein Asket, beschränkte sich der Afternoon Tea zumeist auf den Cream Tea. Erst seit seinem Tod hatte die nachmittägliche Teezeremonie immer üppigere Formen angenommen.
    Während Duffy mit stoischer Miene servierte und sich nur ab und zu einen Einwurf gestattete, brainstormten wir anderen nach Herzenslust. Ollie hatte vorgeschlagen, dass auch unsere beiden weiblichen Gäste daran teilnehmen sollten.
    »Ein Businessplan ist eine Papier gewordene Luftnummer, auf der Sie darlegen sollen, womit Sie in drei Jahren ihr Geld verdienen werden«, erklärte ich.
    »Aber woher soll ich das jetzt schon wissen?«, empörte sich die Gräfin.
    »Eben.«
    »Aber ist das nicht ziemlich unfair?«, fragte Ollie.
    »Es ist die einzige Chance für euch, an weiteres Geld zu kommen«, gab ich zu bedenken. »Ihr müsst beweisen, dass ihr das Geld, das ihr euch von Krautkrüger leihen wollt, eigentlich gar nicht braucht.«
    Ollie rieb sich das Kinn. »Das heißt, wir können irgendwelche Märchen erfinden? Und wie bei diesem Goldesel kommt dann hinten irgendwas raus?«
    »So ähnlich«, sagte ich. »Das Märchen muss aber logisch sein. Sonst wird Krautkrüger unser Papier zerreißen. Und basta!«
    »Basta heißt Zwangsversteigerung«, erklärte die Gräfin.
    Wahrscheinlich war sie froh, dass sie den anderen auch mal etwas erklären konnte. Sie schaute bedeutungsvoll in die Runde, die auch sofort eine Schweigeminute einlegte.
    »Was ist denn aus dieser Fernsehgeschichte geworden?«, fragte ich schließlich.
    »Sie haben noch nicht wieder geantwortet«, sagte die Gräfin. »Aber könnten wir nicht trotzdem Ihren Freund Rolf noch einmal bitten, uns kochtechnisch unter die Arme zu greifen?«
    Ich trank einen Schluck Tee. Er war noch etwas zu heiß, ließ sein vorzügliches Aroma aber erahnen. Ich brauchte diese Sekunden, um nicht gleich antworten zu müssen.
    Rolf zu fragen, war nicht das Problem. Aber seine Chefin war Maria, und Maria und ich, das war eine ganz andere Geschichte.
    »Mal eine Frage: Wem gehört dieser Kasten überhaupt genau?«, meldete sich Hermine zu Wort.
    »Mir«, sagte Ollie. »Mein Großonkel hat ihn mir vererbt. Ich war sein Lieblingsneffe

Weitere Kostenlose Bücher