Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Lächeln.
Nach dem Frühstück fuhr ich ins Krankenhaus.
Hölderlin ließ mich zwei Stunden warten, bestritt aber, als ich endlich in seinem Sprechzimmer saß, dass er dies nur aus Revanche getan habe, weil ich nicht pünktlich war. Angeblich hatte er einen Notfall zu behandeln gehabt.
Ich wurde geröntgt und als gesund eingestuft. Gott sei Dank hatte sich herausgestellt, dass es keine Schädelprellung war, und bei dem abschließenden Gespräch schärfte Hölderlin mir ein, ich solle die Finger von psychoaktiven Drogen lassen. Als ich einwandte, dass Drogen nicht in der Lage sind, einem einen Knüppel über den Schädel zu hauen, verwies er darauf, dass auch ein Waldboden ganz schön hart sein kann.
Als ich das Krankenhaus ohne Kopfverband verließ, war ich zwar froh, dass ich keine ernsthafte Verletzung davongetragen hatte, andererseits aber auch verärgert, dass Hölderlin mich als drogensüchtigen Trottel betrachtete.
Ich schaute auf die Uhr. Ein besonders unangenehmer Gang stand mir noch bevor. Die Gräfin hatte mich gebeten, an Ollies Stelle mit ihr gemeinsam den Termin bei Krautkrüger wahrzunehmen. Also fuhr ich kurz nach Hause, zog meinen besten und einzigen Anzug an, wählte eine dezente Krawatte aus den Dutzenden von Krawatten, die ich besaß, wienerte meine schwarzen Lederschuhe blank und holte die Gräfin ab.
Sie schaute mich an, als hätte sie mich noch nie zuvor im Anzug gesehen.
»Also, Sie sehen aus wie der Schröder!«, sagte sie anerkennend.
Damit meinte sie den Ex-Bundeskanzler. In seiner Jugend, von der er einen Teil in Bexten verbracht hatte, hatte sie ihn persönlich kennengelernt und wusste so manche Anekdote zu erzählen.
»Wie Herr Schröder? Eher wie ein Azubi am Einstellungstag!«, spöttelte Duffy. Allerdings war ihm der Neid anzusehen. Normalerweise war er der Mann, der mit perfekter Garderobe glänzte.
Auch die Gräfin hatte sich in Schale geschmissen. Sie trug ein eng anliegendes Seidenkostüm. In knalligem Lila. Und natürlich hatte die Gräfin trotz ihres Alters eine tadellose Figur. Mehr noch: Sie war asketisch schlank, und einzig ihr wogender Busen stach aus dem Gesamtbild sprichwörtlich etwas heraus.
Sie nahm in meinem Volvo Platz, und wir schafften es, nur eine Viertelstunde nach dem vereinbarten Termin aufzuschlagen.
»Herr Krautkrüger wartet bereits auf Sie«, empfing uns die blonde Dame am Empfang mit belehrender Stimme.
»Dann ist es ja nur gut, dass wir nicht noch später gekommen sind«, entgegnete ich. Es entlockte ihr noch nicht einmal die Spur eines Lächelns.
»Erster Stock, Zimmer eins«, sagte sie mit kalter Stimme.
»Danke, ich kenne den Weg!« Ich schob mich am Empfang vorbei und zog die Gräfin mit mir.
»Ich werde Sie ankündigen«, rief uns der Empfangsdrache hinterher.
Ehe wir Krautkrüger persönlich gegenübersaßen, mussten wir noch seine Sekretärin überwinden. Da diese gerade damit beschäftigt war, sich die Fingernägel über dem ansonsten blitzblanken Schreibtisch zu feilen, konnten wir natürlich nicht verlangen, dass wir sofort von ihr beachtet und weitergeleitet wurden.
Endlich jedoch saßen wir in der Höhle des Löwen.
Krautkrüger war bestens gelaunt, denn er hatte sich soeben, wie er uns begeistert erzählte, einen funkelnagelneuen Kaffeeautomaten gegönnt. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der sich über sein tolles Spielzeug freut.
Karl-Theodor Krautkrüger war einer jener Manager, die unter dem Siegel sportlich, jung, dynamisch in letzter Zeit die alte Garde bei der Sparkasse abgelöst hatten. Und dass er unorthodoxen Methoden nicht abgeneigt war, das hatte er im letzten Jahr bewiesen. Hätte er uns nicht spontan unter die Arme gegriffen, gäbe es das Rübezahl nicht.
»Espresso? Cappuccino? Latte?«, fragte er uns euphorisch.
Die Gräfin warf mir einen fragenden Blick zu.
»Ist sie nicht fantastisch!«, pries Krautkrüger sein neues Gerät an. »Ist gestern aus Italien gekommen. Eine Dalla Corte DC Pro! Vorführgerät, für achttausend bei ebay ersteigert. Das ist fast geschenkt!«
Während Krautkrüger weiter irgendetwas fabulierte über die einzigartige Multi-Boiler-Technologie und die stufenlos beheizbare Tassenablage, nahmen die Gräfin und ich schon einmal Platz.
»Bitte, könnte ich einen Kaffee bekommen?«, fragte die Gräfin unbeeindruckt.
»Einen Kaffee? Aber natürlich, meine Liebe! Bevorzugen Sie die deutlich koffeinreduzierte Arabicabohne oder die Robustabohne? Mit normaler Milch, fettreduzierter Milch,
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