Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Stücken heiraten. Der Bräutigam ist dreißig Jahre älter! Was fängt ein junges Mädchen mit so einem – in ihren Augen – so alten Bock an?«
»Woher weißt du denn das mit den dreißig Jahren Altersunterschied. Davon steht hier nichts …«
»Habe ich irgendwo gehört«, sagte ich.
»So? Abgesehen davon: In zehn Jahren sind wir auch alte Böcke«, erinnerte mich Norbert. »Auch in unserem Kulturkreis heiraten junge Frauen viel ältere Männer …«
»Ja, weil sie entweder einen Vaterkomplex haben oder weil sie scharf sind auf die Kohle. Jetzt komm mir bloß nicht mit deiner political correctness !«
»Du beziehst dein Wissen doch nur aus der Zeitung!«
»Die du mir gibst!«, erinnerte ich ihn.
Er stand auf, goss den Rest des Kaffees in eine traurig wirkende Topfpflanze und schaute aus dem Fenster. Dann wandte er sich wieder zu mir. »Du hast doch keine Ahnung!«, entschied er.
»Dann kann ich jetzt ja hoffentlich gehen …« Ich erhob mich halb.
»Nichts da.« Und ich sackte wieder zurück auf meinen Stuhl. »Noch mal zurück zu deinem Engagement in Sachen Heuwinkel. Oder beschränkt sich das Engagement auf Frau Heuwinkel?«
»Hermine?« Jetzt musste ich herzhaft lachen.
»Ich hatte sie zum Verhör hier, und ich finde sie, zugegeben, ganz attraktiv. Ich lass mir trotzdem von ihr nichts vormachen – so wie du! Und von wegen Beziehungen: Du solltest dich mal fragen, was dein Freund Ollie mit der Staatsanwältin angestellt hat!«
»Ollie?«
»Ich habe sie noch nie so viel lachen sehen. Sie bestellt Ollie fast jeden Tag in ihr Büro. Gestern sind die beiden zu Mittag gemeinsam zum Picknick gefahren …«
»Picknick?«
»Du brauchst nicht alles zu wiederholen wie ein Papagei.«
Ich konnte es trotzdem kaum fassen. Ollie und die spröde Rosenstolz – ich konnte es mir nicht vorstellen.
»Ja, jetzt staunst du Bauklötze!« Offensichtlich freute er sich, dass er mir etwas erzählen konnte, was ich noch nicht wusste.
»Mich würde eher interessieren, was jetzt mit Heuwinkel ist«, wechselte ich das Thema. »Gibt es schon Obduktionsergebnisse?«
»Die gibt es, aber die binde ich dir nicht auf die Nase.«
»Offensichtlich habt ihr aber nichts gefunden, was Hermine belasten würde«, folgerte ich.
»Die Sache gestaltet sich sehr schwierig. Zumal wir aus dem politischen Lager einigen Druck kriegen, gelinde gesagt. Heuwinkel war politisch kein Leichtgewicht. Außerdem war er einer der Hauptorganisatoren dieser Fleischerfachmesse. Die will man nicht aufs Spiel setzen. Was meinst du, was los ist, wenn die Presse vom Tod Heuwinkels erfährt? Vor allen Dingen von den Umständen, unter denen er krepiert ist? Die Messe als Werbeträger kannst du dann vergessen.«
»Lässt sich das denn geheim halten?«, fragte ich skeptisch.
Norbert zuckte mit den Schultern. Dann grinste er: »Ich bin dazu verdonnert worden. Aber du nicht …«
12.
Als ich auf dem Hof stand, wurde mir bewusst, dass sich die Rückkehr nach Hause schwierig gestalten würde. Wir waren von Krause ins Präsidium gefahren worden. Für unsere Rückfahrt schien niemand zuständig zu sein.
Ollie wurde noch immer verhört. Frau Dr. Rosenstolz hatte ihn sich persönlich zur Brust genommen – wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich schaute auf die Uhr. Es ging tatsächlich schon auf den Abend zu. Ich hatte Hunger. Seit dem Morgen hatte ich nichts gegessen. Ich griff zum Handy und wählte Hermine Heuwinkels Nummer.
Ich wollte schon wieder auflegen, als sie sich mit einem zaghaft fragenden »Hallo?« meldete.
»Ich bin’s: Moritz.«
»Oh, hallo, was gibt’s?«
»Hast du zu tun?«
Ich sah sie bildhaft vor mir, wie sie hoffnungslos durch die Weite ihres Wohnzimmers zeigte.
»Klar, ich drehe Däumchen, wandere auf und ab, zähle die Spinnweben an der Decke, habe das Radio angestellt und summe mit, damit ich die Stille besser ertrage, und ungefähr jede Stunde frage ich mich, ob ich nicht einfach davonlaufen sollte. Zum Glück bin ich nicht allein. Ich habe reizende Gesellschaft: Zwei Polizisten in Zivil parken vorm Haus, und wahrscheinlich weiß inzwischen die ganze Nachbarschaft Bescheid. Vielleicht sollte ich die beiden Herren einfach hereinbitten, dann ist uns allen nicht so langweilig …«
»Ich wollte dich eigentlich zum Essen einladen«, unterbrach ich sie.
Sie schwieg ein paar Sekunden, sodass ich schon befürchtete, sie würde mir einen Korb geben. Dann seufzte sie und sagte: »Von mir aus. Dann fällt mir wenigstens nicht
Weitere Kostenlose Bücher