Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Borstenvieh und machte damit dem Namen seines Restaurants alle Ehre.
Auch Junkerfeuerborn würdigte uns keines Blickes. Er trocknete gerade ein paar Biergläser. Dabei war ich mir sicher, dass er uns bemerkt hatte.
Vier, fünf Tische waren besetzt. Drei Männer saßen an der Theke. Hermine wies unauffällig zu einem der Tische. »Da drüben sitzen sie.«
Ich folgte ihrem Blick. Bei den beiden Männern, die an einem runden Tisch in der hinteren Ecke Trübsal bliesen, musste es sich um Ackergoldt und Schwekendiek handeln. Einer von ihnen schaute in unsere Richtung, stupste den anderen an.
Hermine winkte ihnen unbekümmert zu, zog mich aber an einen anderen Tisch, der weit entfernt von den beiden Herren stand.
»Wolltest du mich ihnen nicht vorstellen?«, fragte ich.
»Die stellen sich schon selbst vor.«
Sie sollte recht behalten. Kaum hatten wir Platz genommen und die Getränke bestellt, als einer der beiden an unseren Tisch trat.
Ich schätzte den Mann auf etwa fünfzig. Er hatte ein sanftes Babyface, in dem zwei stahlblaue Augen kalt wie Diamanten blitzten. Die schwarzen Haare hatte er mit Gel zurückgekämmt. Sie fielen ihm bis in den Nacken. Er trug einen hellen Nadelstreifenanzug, und an seinem rechten Mittelfinger steckte ein protziger Siegelring. Der Duft von Rosmarin und Zitrone wehte zu mir herab. Ich hatte so ein Aftershave noch nie gerochen.
»Tag, Hermine, schön, dich auch mal wieder zu sehen«, begrüßte er meine Begleiterin. Mich würdigte er keines Blickes, aber allmählich gewöhnte ich mich in diesem Lokal daran.
»Tag, Sascha«, erwiderte Hermine. Sie wirkte unbefangen.
»Wie geht’s Herbert? Man hört so einiges … Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?«
»Herbert geht’s, na ja, den Umständen entsprechend, wie die Ärzte sagen. Habt ihr versucht, mich anzurufen? Ich war meistens unterwegs. Ich muss viel erledigen für Herbert.«
»Wir wundern uns nur, dass er uns nicht Bescheid sagt.«
»Das kann er nicht, er liegt auf der Intensivstation. Niemand darf zu ihm.«
Sie spielte ihre Rolle gut, wie ich fand.
»So? In welchem Krankenhaus liegt er denn? Wir haben noch eine Menge zu bereden. Du weißt ja, die Messe …«
Jetzt wurde es brenzlig. Ich war gespannt, wie sie aus dieser Nummer herauskommen würde. Sie warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu. Doch ich zuckte die Achseln. Das alles blieb dem Fragesteller sicherlich nicht verborgen. Zum Glück kam in diesem Moment der Kellner wieder und brachte uns die Speisekarten. Umständlich klappte Hermine ihre auf und sagte: »Eigentlich will ich nur eine Kleinigkeit essen …«
»Ihr könnt euch gern zu uns setzen.«
»Ne, danke, lass mal, aber ich habe mit Herrn Morgenstern einiges zu bequatschen.«
»Wer ist Morgenstern?«
»Der Mann an meiner Seite. Sag mal, ist das ein Verhör oder so?«
Beschwichtigend hob er die Arme und streckte ihr die Handflächen entgegen. »Aber, Hermine, du kennst mich doch. Manchmal bin ich einfach ein bisschen neugierig. Nimm’s mir nicht übel.«
»Entschuldige«, sagte Hermine sanfter, »aber ich bin einfach nur etwas genervt wegen der Sache mit Herbert. Jeder fragt und will wissen, was mit ihm los ist …«
»Ja, und in welchem Krankenhaus er liegt. Keine Sorge, ich will ihn nicht besuchen, ich will nur einen Strauß Blumen mit einem Genesungskärtchen schicken. Sonst denkt er noch, seine alten Kumpels hätten ihn vergessen …«
Er lächelte. Es erinnerte mich an das Lächeln eines Haifisches. Konnten die überhaupt lächeln? Nein, entschied ich. Aber die Zähne blecken und zubeißen. So einer schien mir auch dieser Sascha zu sein.
»Ich würde kein Geheimnis daraus machen, wenn ich’s dem Chefarzt nicht versprochen hätte«, druckste Hermine herum. »Die haben da so eine Quarantänestation. Blumen und überhaupt was von draußen sind tabu.«
Sascha nickte. »Na gut. Wenn du trotzdem irgendwie kannst, bestell Herbert schöne Grüße. Wir brauchen ihn! Und wenn du hier durch bist und du uns vielleicht doch noch verraten willst, wo er liegt, komm einfach rüber an unseren Tisch.«
Er nickte ihr freundlich zu. Mich beachtete er immer noch nicht. Dann marschierte er wieder ab. Zurück blieb der eigenartige Duft.
Ich atmete einmal tief durch. »Wer war das? Ackergoldt oder Schwekendiek?«
»Sascha Schwekendiek. Der harmlosere von beiden.«
»Dann möchte ich Ackergoldt lieber gar nicht erst kennenlernen.«
»Wirst du aber. Es würde mich wundern, wenn die beiden
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