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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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war kahlköpfig und wirkte durch und durch asketisch. Ich wusste, dass er mindestens Ende sechzig war, er wirkte allerdings viel agiler. Bekleidet war er ebenfalls mit einem sackähnlichen Gewand; darunter blitzte ein Stück Unterwäsche aus weißem Feinripp hervor.
    »Eine Mandelmilch?«, fragte er.
    Ollie sah mich an; ich nickte unauffällig. Es konnte sicherlich nicht schaden, sich auf seine Einladung einzulassen.
    Mutbrecht schnippte mit den Fingern, und ein junges Mädchen brachte uns das Getränk in zwei Holzbechern. Das Mädchen war jung und hübsch.
    Ich zwinkerte ihr zu. Es war Almuth. »Schön, dass Sie gekommen sind. Wir lieben Gäste …«
    »Schön, dass ihr euch kennt«, sagte Mutbrecht. Begeistert schien er nicht gerade zu sein. »Äh, ja, wir lieben Gäste«, fuhr er dann fort, »allerdings erwarten wir auch einen Obolus zum Abschied. Damit der Gast beim nächsten Mal umso willkommener ist.«
    Aha, darauf lief die Gastfreundschaft also hinaus. Ich stellte Ollie und mich vor, danach nannte der Alte noch fünf oder sechs andere Namen von Leuten, die sich allesamt in der großen Diele aufhielten und die mir erst jetzt auffielen. Auf dem Boden, meditierend oder schlafend, genau konnte ich das nicht feststellen.
    »Und warum seid ihr hier?«, fragte der Alte misstrauisch.
    »Wir haben gehört, Sie verkaufen hier Schinken.«
    »Nein, leider nicht. Würden wir unsere Schweine schlachten, wären wir reich. Aber wir verzichten darauf. Sie sind Kinder der Herrscherin genau wie wir. Da muss ich euch leider enttäuschen. Ich hoffte aber auf einen neuen Adepten. Frisches, junges Blut ist immer gut für Mutter Erde.« Insbesondere musterte er Ollie. »Der Jüngling sieht recht sportlich aus.«
    »Spricht er etwa von Blutopfern?«, flüsterte Ollie mir zu.
    Mutbrecht hatte es mitbekommen. »Wir sind keine Barbaren. Ich spreche von der Arbeits- und Manneskraft, die ihr für Mutter Erde einsetzen könntet.« Er beugte sich zu uns und sprach in vertraulichem Ton weiter: »Ich bin nicht mehr der Allerjüngste. Früher konnte ich fünf oder sechs Frauen an einem Tag befriedigen, aber auf die Dauer wird es mir zu viel. Wir haben hier Frauenüberschuss, und die paar Männer, die hier herumlaufen, sind Luschen. Habt ihr Waldfried gesehen?«
    »Den Zombie?«, fragte Ollie.
    »Zombie? Ja, der ist so gut wie scheintot, da gebe ich dir recht.«
    »Na ja, die Frau, die vor ihm rausgekommen ist, hat auch nicht viel gesünder ausgesehen«, wagte ich einzuwenden.
    »Weil sie nicht befriedigt ist. Ihr Ego verdurstet. Daher brauche ich starke, männliche Adepten, um hier wieder ein bisschen Schwung reinzubringen, versteht ihr?«
    »Ich bin bereits liiert«, sagte Ollie steif.
    Ich sah ihn überrascht an. Mit Steffi lief schon länger nichts mehr. Also konnte er nur die Staatsanwältin meinen. Oder es war eine Notlüge.
    »Aber das macht doch nichts«, mischte sich Almuth ein. Sie setzte sich neben ihn und schmiegte sich ganz selbstverständlich an ihn. »Wir nehmen das hier nicht so genau. Spießer gibt es bei uns nicht. Mutter Erde hat so unendlich viel zu geben, drum ist für alle genug da. Erst recht Liebe.«
    Ollie wurde rot. Er versuchte, ein Stück von ihr abzurücken, aber neben ihm saß ich. Er nippte an seiner Mandelmilch. Als er den Becher absetzte, hatte er einen Milchbart über der Oberlippe.
    »Oh, wie süß«, sagte Almuth. »Wie wär’s, wenn ich dich ein bisschen entführe und dir den Hof zeige?«
    Ollie sah mich Hilfe suchend an. Ich zuckte die Schultern.
    Almuth zog ihn hoch und schleppte ihn mit.
    Bevor sie die Tür hinter sich zuzog, wälzte sich etwas Dickes, Rosafarbenes herein. Es war eine trächtige Sau. Sie schnüffelte in den Ecken herum, ohne dass jemand Anstoß daran nahm. Schließlich ließ sie sich mit einem wohligen Seufzer auf einer Felldecke nieder. Einer der Jünger rückte bereitwillig zur Seite.
    In dem Moment blitzten seine Schuhe unter der Hose hervor, die er zu dem sackartigen Gewand trug.
    Sie sahen genauso aus wie die, die derjenige getragen hatte, der das Beil in den Metzgerladen geworfen hatte:
    Puma-Sneakers aus schwarzem Leder mit grauem Emblem und roter Zunge.
    Mutbrecht seufzte. »Ach, wie ich die Jugend beneide …« Dann wurde er ernst. »Was hat der Junge eigentlich vor?«
    »Wer?« Ich musste mich mit Gewalt von dem Anblick der Schuhe losreißen.
    »Ihr Begleiter.«
    »Ollie verwaltet seit einem Jahr das Erbe seines Großonkels. Soweit ich das einschätzen kann, wird er sich von dem

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