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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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gespart mit Pökelsalz.«
    »Verstehe, der Salzgeschmack übertüncht ebenfalls schlechtes Fleisch.«
    »In diesem Fall dürfte der Grund ein anderer sein. Normalerweise verwendet man drei Prozent Pökelsalz. Hier drin sind mehr. Und zwar eindeutig, damit der Räucherprozess beschleunigt wird. Und jetzt probieren Sie mal unsere Rohwurst!«
    Der Salzgeschmack in meinem Mund war derart penetrant, dass ich vorher um einen Schluck Wasser bat. Backus verschwand in der Küche und kredenzte mir ein Glas Sprudel. Dann schnitt er mir wie versprochen von der hauseigenen Wurst eine dünne Scheibe ab. »Je dünner, desto intensiver öffnen sich Ihre Geschmacksknospen.«
    Ich ließ die Wurstscheibe einen Moment lang auf der Zunge. In der Tat schmeckte ich nun die Gewürze besser heraus. Sie waren aber viel subtiler. Hauptsächlich schmeckte die Wurst – nach Wurst. Und sie war kaum salzig, sondern einfach nur würzig.
    Herr Backus sah meiner Miene an, dass ich verstanden hatte.
    »Noch eine Scheibe?«
    »Nein, die ganze Wurst«, verlangte ich. »Haben Sie eine Ahnung, woher die erste stammen könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie die ganzen Supermärkte und Discounter abklappern. Aber es bleibt schwierig. Von außen sehen die fast alle gleich aus. Da müssen Sie schon den Geschmackstest machen. Außerdem bezweifle ich, dass Ihnen der was nützt. Die Discounter kennen ihre Kunden nicht mit Namen, im Gegensatz zu mir.«
    Ich nickte. »Es ist trotzdem meine einzige Chance. Ich kaufe die Würste ein. Helfen Sie mir beim Geschmackstest?«
    Er gab mir die Hand, und ich schlug ein. »Abgemacht«, sagte er. »Aber nur, wenn Sie für reichlich Getränke sorgen.«
    »Versprochen!«, sagte ich. »Heute Abend um acht bei mir?«
    Mein erster Weg führte mich in den Marktkauf. Zuerst kaufte ich die Getränke ein. Ich wusste nicht, ob ich noch genügend Bier zu Hause hatte. Ein Bier war das Mindeste, was man einem Mann wie Backus bieten musste. Ich entschied mich für meine Hausmarke, ein gutes Detmolder. Es hatte den eindeutigen Vorteil, dass man, um an den Inhalt zu kommen, nicht nach dem Flaschenöffner suchen musste. Der lag sowieso meistens da, wo ich ihn überhaupt nicht vermutete. Die Flaschen hatten einen Bügelverschluss. Nicht alles Neue war auch besser. Auf den Kronkorken traf das eindeutig zu.
    Ich ging an den Regalreihen mit Spirituosen vorbei und überlegte, welcher hochprozentige Fusel am besten zu billiger Salami passte. Wahrscheinlich neunzigprozentiger polnischer Wodka. Eine Verkäuferin füllte soeben die Regale auf. Sie kam mir bekannt vor.
    Als sie sich umdrehte, erblickte ich eine junge Frau. Blonde lockige Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten. Sie trug Jeans und ein enges rosafarbenes Rüschenshirt.
    »Das Mädchen mit dem Bauchladen!«, begrüßte ich sie. Wir hatten uns vor einem Jahr vor Detmolds berühmtester Bratwurstbude kennengelernt. 5
    »Der Astronaut!«, sagte sie und lächelte breit. Offensichtlich war sie ebenso erfreut wie ich, dass wir uns wiederbegegneten.
    »Nicht mehr«, sagte ich. »Ich bin auf dem Boden angekommen.«
    »Und was sind Sie jetzt?«
    »Zuhörer«, erwiderte ich. »Ich höre den Leuten zu.«
    »Und kann man damit Geld verdienen?«
    Ich deutete auf den Bierkasten. »Dafür reicht’s. Und eine Flasche Schnaps brauche ich auch noch. Für die Verdauung.«
    »Nehmen Sie den Schinkenhäger. Den hat mein Opa schon immer getrunken, wenn er Bauchzwacken hatte. Und auch, wenn er kein Bauchzwacken hatte. ›Alle Tage Schinkenhäger, macht dich froher, macht dich reger.‹ Das hat er immer gesagt. Weiß ich noch wie heute …«
    Ich folgte ihrer Empfehlung und nahm einen der steinernen braunen Krüge aus dem Regal.
    »Und wie geht es Ihnen?«, fragte ich. Sie machte einen gesünderen Eindruck als damals. »Wie ich sehe, müssen Sie nicht mehr mit dem Bauchladen durch die Gegend spazieren …«
    »Das hat aber eindeutig mehr Spaß gemacht. Immerhin habe ich da interessante Leute getroffen – so wie Sie. Aber hier verdien’ ich mehr. Mutbrecht versteht da null Spaß, wenn die Einnahmen nicht stimmen …«
    »Mutbrecht?« Irgendwo hatte ich den Namen schon einmal gehört.
    »Unser Oberhaupt.«
    »Oberhaupt? Sind Sie in einer Art Roma-Sippe gelandet?«
    »Mutbrecht ist der Gründer und das Oberhaupt unserer Kommune. Die Heilige Thusnelda ist unsere Matrone. Sagen Sie nicht, Sie haben noch nie von uns gehört.«
    »Doch«, sagte ich. Jetzt fiel es mir wieder ein. »Der Major hat

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