Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
die Adresse vom Rübezahl . »Du kannst morgen früh anfangen. Vergiss Mutbrecht und die anderen.«
»Und auch den Supermarkt?«
»Na ja, den solltest du dir noch warmhalten, bis wir finanziell aus dem Gröbsten raus sind …«
Wir setzten sie schließlich in Detmold ab.
Ollie hatte die ganze Zeit geschwiegen. Dann sagte er: » By Jove , was für eine Frau. Schade, dass du sie dir geangelt hast.«
»Quatsch«, sagte ich. »Sie ist in Gefahr. Diesem Blankard traue ich alles zu.«
Als Nächstes griff ich zum Handy. Dabei fiel mir auf, dass ich immer noch das von Sare in der Jackentasche hatte. Wahrscheinlich war es sowieso besser, wenn sie gar nicht erst las, was ihre Familie ihr schrieb.
Mit meinem eigenen Handy wählte ich Norberts Nummer. Diesmal hatte ich ihn sofort am Apparat.
»Mein Gott, hast du aber heute Sehnsucht nach mir«, begrüßte er mich.
»War Hermine schon bei dir?«
»Ach, ich verstehe, du hast Sehnsucht nach ihr . Ja, war sie.«
»Und?«
»Was und? «
»Seid ihr jetzt schlauer als vorher?«
»Sie wird wohl kaum die Tür eingetreten haben. Deinen Freund Abby haben wir ebenfalls noch einmal in die Mangel genommen. Der tut tief betroffen …«
»Ist er auch.«
Dann erzählte ich ihm, was ich in der Kommune erlebt hatte.
»Da fällt mir nur ein Spruch zu ein: Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn. Gut, das ist nicht mein Ressort, aber ich gebe es an die Kollegen weiter. Sie sollen sich diesen Blankard mal ansehen.«
»Er muss noch mindestens einen Verbündeten haben«, sagte ich. »Im Wald waren sie zu zweit.«
»Wie lautet deine Theorie?«
»Blankard scheint ein radikaler Veganer zu sein. Er und mindestens ein weiterer Artgenosse terrorisieren seit Wochen die örtlichen Metzgereien, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen und gegen diese Fleischermesse zu protestieren. Außerdem sind sie verantwortlich für die Tierkadaver, die zur gleichen Zeit überall aufgehängt gefunden wurden. Sie schlachten die Tiere im Wald und lassen sie erst mal dort hängen. Dabei bin ich ihnen in die Quere gekommen.«
»Klingt alles ziemlich wirr. Deiner Logik nach hätten sie auch Hermine Heuwinkels Hündchen auf dem Gewissen.«
»Da bin ich mir noch nicht so sicher.«
18.
Am Nachmittag rief die Gräfin mich auf dem Handy an.
»Moritz, Sie haben den Cream Tea versäumt«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Entschuldigen Sie, Gnädigste, dass ich mich nicht abgemeldet habe. Ich war mit Luna im Wald. Auch die geduldigste Hündin wird renitent, wenn sie tagelang nicht auf ihre Kosten kommt …«
»Aber ich wollte doch den Fall mit Ihnen besprechen.«
»Welchen Fall?«
»Meine Freundin Lotte. Haben Sie das schon wieder vergessen?«
»Wie könnte ich das vergessen?«
»Sie ist doch seit drei Tagen aus dem Pflegeheim verschwunden. Allmählich mache ich mir ernsthafte Sorgen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.«
»Haben Sie heute Morgen die Zeitung gelesen?«
»Ja natürlich! Glauben Sie, ich gehe aus dem Haus, ohne mich darüber zu informieren, was sich in der Welt an Schrecklichem zusammenbraut?«
»Dann haben Sie doch sicher auch den Lokalteil gelesen und wissen, dass Ihre Freundin Lotte von drei Dutzend Polizeibeamten gesucht wird. Sie haben alle umliegenden Wälder nach ihr durchforstet. Seit gestern wird die Suche von einem Polizeihubschrauber unterstützt. Sämtliche Krankenhäuser, Bus- und Taxiunternehmen sind alarmiert. Mehrere Suchhunde sind abwechselnd im Einsatz. Alle Bewohner in den umliegenden Ortschaften sind befragt worden, ob sie Ihre Freundin Lotte gesehen haben. Sämtliche Einwohner von Ostwestfalen-Lippe und dem Teutoburger Wald sind durch Presse und Lokalnachrichten informiert. Was bitte, meine Liebe, kann da ich noch tun?«
»Sie können helfen«, antwortete sie mit brüchiger Stimme. Dann fing sie an zu schluchzen.
»Da auch der Rollator der alten Dame nicht in ihrem Zimmer gefunden wurde, nimmt man an, dass sie damit unterwegs ist. Sie kann damit nicht weit gekommen sein. Wahrscheinlich ist sie bei einer Freundin oder bei einem Liebhaber aus vergangenen Zeiten untergetaucht.«
»Das sähe Lotte ähnlich«, schluchzte die Gräfin, aber dann hörte es sich an, als würde sie lachen. »Dann kriegt sie von mir aber was zu hören! Uns so einen Schrecken einzujagen!«
Noch einmal bat sie mich, zu helfen, und ich versprach, mir das Pflegeheim demnächst einmal anzuschauen.
Das Versprechen gab ich nur halbherzig.
Als ich die Verbindung endlich unterbrach, hatte ich es
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