Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
habe die ganze Nacht kein Auge mehr zugetan«, ergänzte die Gräfin anklagend. »Bitte sagen Sie Ihren Freunden demnächst, sie möchten etwas leiser sein.«
    Ich seufzte. »Ich gebe zu, es ist meine Schuld. Ich habe ihn hierher geschickt, weil er zu voll war, um mit seinem Wagen nach Hause zu fahren …«
    Ollie und Duffy führten mich zur Abstellkammer. Nachdem Duffy aufgeschlossen hatte, erwartete ich, dass ein tobender Thomas Backus mir entgegenstürzen würde.
    Doch dem war nicht so.
    Er saß auf dem Boden wie ein Häuflein Elend.
    Als das Licht auf ihn fiel, schaute er mich aus stumpfen Augen an, so als wollte er sagen: Das ist also der Dank!

19.
    Ich hatte noch etwas zu erledigen an diesem Morgen. Ich tat es nicht gern, weil es schmerzte. Aber es musste sein. Bei Blumen Böger kaufte ich einen Strauß Rosen. Keine roten; das wäre mir zu plump vorgekommen. Schon immer. Ich wählte rosafarbene Rosen. Fünfundzwanzig Stück, wie jedes Jahr.
    Frau Böger sah mich mit ihren stets traurigen Augen vorwurfsvoll an. »Ist es schon wieder so weit.«
    Ich nickte. »Ein Jahr ist um …«
    »Und seit wie vielen Jahren geht das jetzt schon so?«
    »Seit viel zu vielen.«
    »Sie sollten endlich zu Ihren Gefühlen stehen.«
    »Das tue ich, indem ich ihr jedes Jahr zum Geburtstag einen Strauß Rosen schicke.«
    »Ja, aber anonym. Ich finde, Sie sollten ihr den Strauß endlich mal selbst übergeben, nach all den Jahren …«
    »Sie haben ja recht«, sagte ich. »Ich bin zu feige.«
    »Überwinden Sie Ihre Feigheit. Glauben Sie, mein Mann und ich wären seit fünfzig Jahren verheiratet, wenn er zu feige gewesen wäre, mich damals auf der Stoppelkirmes in Pottenhausen zu einer Fahrt mit dem Autoscooter einzuladen? Allerdings hatte er da schon ein paar Bierchen gebechert. Wie er mir später gebeichtet hat. Sonst hätte er nie den Mut aufgebracht, mich anzusprechen.«
    Ich sah sie zum ersten Mal genauer an. Sie war mir bisher als Frau nie aufgefallen. Sie war alterslos. Schon immer habe ich bei ihr Blumen gekauft. Zu Beerdigungen. Zu Hochzeiten. Zu Geburtstagen …
    Jetzt sah sie mir fest in die Augen und sagte bestimmt: »Wenn Sie nicht den gleichen Mut aufbringen wie damals mein Mann, können Sie Ihre Blumen ab sofort woanders kaufen.«
    Ich seufzte. »Aber nur, wenn ich Sie demnächst auch mal zu einer Fahrt mit dem Autoscooter einladen darf.«
    »Mich? Das sagen Sie doch jetzt nur so …« Sie strahlte mich an.
    »Nein, ich meine es ernst!«
    Als ich den Blumenladen verließ, hatte ich das Gefühl, eine gute Tat vollbracht zu haben. Schon die zweite an diesem Tag, wenn ich die Befreiung von Backus dazuzählte. Die dritte stand mir nun noch bevor.
    Ich war froh, dass der BEST-Markt, in dem ich die Salami gekauft hatte, auf dem Weg lag. So konnte ich den Gang nach Canossa noch etwas hinauszögern.
    In der Wurstabteilung fragte ich die Verkäuferin hinter der Theke, ob sie mir weiterhelfen könne. Vielleicht konnte ich auch ohne Thomas Backus herausfinden, wer der Hersteller der Salami war.
    Sie konnte nicht. Für zugekaufte Dauerwürste war sie als Wurstfachverkäuferin nicht zuständig. Sie bot hinter ihrer Theke nur frische Ware an.
    Ich schaute mich um und entdeckte einen wichtig aussehenden Mann in Schlips und Kittel. Der Kittel spannte über dem Bauch. Majestätisch schritt er soeben ein Regal mit Broten ab. Dabei setzte er eine derart ernste Miene auf, als gälte es, eine Parade abzunehmen.
    Als ich ihn ansprach, guckte er mich an, als hätte ich mich der Majestätsbeleidigung schuldig gemacht.
    »Verzeihen Sie, aber ich … ich wüsste gern, von wem diese Salami stammt.«
    Er schaute mich an, als wäre ich verrückt geworden. »Na, von uns ja wohl«, sagte er.
    »Ich habe sie gestern hier gekauft«, bestätigte ich. »Ich wüsste gern den Namen des Herstellers.«
    Nun hatte ich endlich sein Interesse geweckt. »Ist das ein Quiz?«, fragte er. »Natürlich weiß ich, welche Salami von welchem Hersteller stammt – auch wenn kein Schild dranhängt.«
    »Hängt denn normalerweise ein Schild dran?«
    Er wand sich, als wäre ihm plötzlich unbehaglich zumute.
    »Sind Sie vom Ordnungsamt?«
    »Nein, ich bin Journalist.«
    »Verstehe. Ich sage nichts mehr. Ihr Schreiberlinge dreht einem ja sowieso das Wort im Munde um.«
    »Ich will Ihre Wurst nicht schlechtmachen, Herr …« Ich warf einen Blick auf das Schild an seinem Kittel, auf dem »Heinz Sauer« stand. »… Sauer.«
    Vertraulich beugte er sich zu mir herüber. Er roch

Weitere Kostenlose Bücher