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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Familienmitgliedern kennengelernt. Ich glaube nicht, dass die Respekt haben vor Frauenhäusern …«
    »Du solltest dir deine Freunde genauer aussuchen.«
    »Abendroth ist kein Freund.«
    »Eben.«
    Bevor unser Gespräch weiter auf diese sarkastische Ebene abdriften konnte, kam Rolf herein. Er hatte zu Ende geraucht und machte ein glückliches Gesicht.
    »Ist das der Vorher-nachher-Effekt bei einem Nikotinabhängigen?«, fragte ich ihn.
    »Nein, das ist der Holla-ich-hab-ihn-Effekt bei einem Koch, dem gerade der Name für sein neuestes Werk eingefallen ist.« Er wandte sich an Maria. »Wie klingt das: Wenn ein Teutoburger Wiesenlamm eine Reise nach England macht …«
    » Nicht sehr aussagekräftig«, wandte ich ein. »Was will es denn dort?«
    »Spielverderber«, schimpfte Rolf. Dann sagte er: »Was es dort will? Na, es will Stilton kennenlernen. Und dann reist es weiter. Es lässt sich zum Beispiel einwickeln. Von leckerem Coppa-Schinken.«
    »Was ist Coppa-Schinken?«
    »Du Banause! Coppa ist ein italienischer Rohschinken, für den Feinschmecker tief in die Tasche greifen. Das ist Schweinenacken und Schweinefilet, die in Därme gefüllt und mit Netzen umwickelt und gepökelt und dann ein halbes Jahr luftgetrocknet werden. Da leckst du dir die Finger danach, nur wenn du ihn riechst.« Er geriet geradezu in Schwärmen.
    »Siehst du«, sagte ich. »diese Begeisterung musst du auch in der Bezeichnung deines Gerichts rüberbringen. Zum Beispiel: Teutoburger Wiesenlamm lässt sich von Coppa verzaubern .«
    »Und der Stilton? Der spielt auch eine Rolle!«
    » Teutoburger Wiesenlamm schnuppert am Stilton und lässt sich von Coppa einwickeln .«
    »Das ist zu lang!«, entschied Maria. »Denk dran. Wir schreiben eine Speisekarte, keine Kolumne.«
    »Apropos einwickeln : Könnt ihr euch vorstellen, warum sich jemand mit Schinken einwickelt?«
    »Du meinst den Toten?«, fragte Maria. Wir klärten Rolf in knappen Worten darüber auf, was passiert war.
    Beide dachten angestrengt nach. Dann sagte Maria: »Schinken ist in der Regel gepökelt, also sehr salzhaltig.«
    »Ja und?«
    »Kennst du das Sprichwort, Salz in die Wunde streuen?«
    Ich dachte noch darüber nach, als ich schon längst wieder auf der Rückfahrt war. War das die Erklärung für den Schinken, den Heuwinkel in einer Schicht aus dünnen Scheiben unter dem Taucheranzug getragen hatte?
    Auf der Fahrt zurück nach Hause versuchte ich zunächst Abendroth und dann Norbert zu erreichen. Bei Letzterem hatte ich endlich Glück. Er war ebenfalls im Auto unterwegs.
    »Du störst«, sagte er.
    »Wobei? Du fährst, also schläfst du nicht.«
    »Ich denke. Beim Autofahren kann ich am besten deduzieren …«
    »Wie Sherlock Holmes also …«
    »Allerdings brauche ich dafür weder Pfeife noch Koks.«
    »Ich weiß, du bist ständig auf Speed. Ich rufe an, weil ich jetzt weiß, wo die Wurst her ist.«
    »Was für eine Wurst?«
    »Die Wurst, die bei mir vor der Tür hing«, sagte ich mit gefährlich leiser Stimme: »Das ist ja wunderbar, dass du wenigstens diese Sache aufgeklärt hast. Der gesamte Polizeiapparat kann somit stillgelegt werden.«
    Da ich wusste, was jetzt kommen würde, war ich nicht allzu beeindruckt, als er mit lautem Organ lostönte: »Seit Anfang des Jahres müssen wir fast jede Woche eine neue Mordkommission bilden. Man könnte annehmen, im Teutoburger Wald ist der Teufel los. Ich fahre den ganzen Tag von einem Ort zum anderen, bin morgens in Spenge, mittags in Halle und abends in Detmold. Wann, glaubst du, bin ich mal zu Hause? Es gibt so viele Irre, dass ich kotzen könnte!«
    »Kotz dich ruhig aus«, sagte ich. »Das tut dir gut.«
    Nach einer Weile fuhr er mit ruhigerer Stimme fort. »Weißt du, wohin ich gerade unterwegs bin: In Bielefeld hat ein Verrückter seine zweiundneunzigjährige Uroma erstochen. Er hat sich dafür extra eine Scream-Maske gekauft. Der Mann ist Altenpfleger und ist nicht vorbestraft. Ich habe Fotos von dem Opfer gesehen, und da habe ich mir gewünscht, wir hätten noch die Todesstrafe. Was geht in so einem Menschen vor, frage ich dich?«
    »Wir sind keine Henker«, sagte ich.
    »Trotzdem, es ist so verdammt, verdammt frustrierend.« Ich sah es regelrecht vor mir, wie er die Fäuste ballte. Wieder folgte eine längere Funkstille. Dann sagte er: »Entschuldigung wegen gerade eben.«
    »Ist schon okay.«
    »Vielleicht ist das ja wichtig«, fuhr er fort. »Soweit ich weiß, haben Heuwinkel und sein toter Partner auch so eine Galgenwurst

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