Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Greußener Salami EU-weit markenrechtlich geschützt. Seit über hundertvierzig Jahren wird sie auf die gleiche Weise hergestellt: über würzigen Buchenholzspänen geräuchert, um danach noch acht Wochen zu reifen …
Am Ende lagen noch zwei Würste vor uns auf dem Tisch. Die Steinhäger-Flasche war halb geleert. Das konnte man nicht sehen, aber schätzen. Jedenfalls war sie ziemlich leicht geworden.
Zwei Würste von vierzehn, das war bereits eine ziemliche Auslese.
»Eine von den beiden ist es«, sagte Thomas Backus bestimmt. Zur Sicherheit hatte ich noch einmal die zwei Galgen-Würstchen hervorgeholt, obwohl der Fleischer behauptete, dass er die nicht brauche. »Ich habe ein fotografisches Gedächtnis, was Geruch und Geschmack angeht.«
Er schnitt zwei weitere Scheiben ab. Meine schmeckte leicht salzig und nach Knoblauch, aber die war es nicht. Mittlerweile hatte auch ich mir schon echtes Expertenwissen angeeignet. Dank des Alkohols ließen sich die meisten Proben auch besser ertragen und herunterschlucken.
»Die isses!«, sagte Backus schließlich und wies mit dem Zeigefinger auf die verbliebene Salami. »Da kannst du einen Storch darauf wetten!« Mittlerweile waren wir beim Du. Ich sollte ihn »Gus« nennen.
Und es machte auch nichts, dass er die Redewendungen irgendwie durcheinanderwarf. Wie war das noch mit dem Storch?
»Brat mir einer ’nen Storch!«, rief ich begeistert. Ich war mir nicht sicher, ob meine Stimme noch wirklich textsicher klang.
Thomas schnitt die Wurst auf. Schon von außen hatte sie ausgesehen wie die, die wir suchten – klar, wie die anderen vierzehn auch irgendwie. Aber diese glich der Gesuchten wie ein Ei dem anderen. Und auch die Körnigkeit war genau wie bei der ersten. Jetzt kam es nur noch auf den Geschmackstest an.
Wir schoben uns beide gleichzeitig eine Scheibe in den Mund. Thomas schlürfte und schmatzte in gewohnter Manier, um die einzelnen Geschmacksnuancen herauszuschmecken. Ich schmatzte mit. Und eigentlich schmeckte ich nicht wirklich etwas. Doch dann hatte ich von einem Moment auf den anderen das Gefühl, ich hätte in eine Knoblauchknolle gebissen.
»Die hilft gegen Vampire«, stellte ich fest.
»Das ist sie!«, nickte Thomas befriedigt. »Jetzt müssen wir nur noch feststellen, woher sie stammt.
»Aus dem BEST-Markt.«
»Ja, aber wir müssen den Hersteller ausfindig machen. Oder siehst du irgendwo an der Wurst ein Schild oder einen Aufdruck?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Das übernehme ich. Ich kenne den Filialleiter ganz gut …« Er schaute auf die Uhr. »Heute wird das nichts mehr. Zu spät.« Er lallte bereits. Es klang wie: Schu schbät!
»Wir haben drüben Gästezimmer«, lallte ich zurück.
Als ich am nächsten Morgen ziemlich spät aufwachte und mit Luna über den Hof ging, stand Thomas Backus’ Wagen immer noch da, wo er ihn am Abend zuvor abgestellt hatte.
Ich klingelte bei Ollie, und da dort keiner reagierte, ging ich durch die Gaststätte ins Haus und traf sie alle in der Küche an. Backus war nicht zu sehen.
»Setzen Sie sich zu uns«, begrüßte mich die Gräfin.
»Hat jemand einen großen, kräftigen Metzger gesehen?«
»Hatte er eine Fleischerjacke an?«, fragte Ollie.
»Nein, er kam in Zivil.«
»Dann könnte er es gewesen sein«, seufzte Sare.
»Er hat seine gerechte Strafe bekommen«, ergänzte Duffy mit stoischer Miene.
»Also Moritz, ich muss jetzt wirklich einmal in Ruhe mit Ihnen über meine Freundin Lotte sprechen. Ich habe vorhin bei der Polizei angerufen …«
»Was habt ihr mit Backus gemacht?«, fragte ich fassungslos.
»Sie kennen diesen Verbrecher?«, fragte Duffy spitz.
»Sonst würde ich ja wohl kaum nach ihm suchen. Zweitens ist er kein Verbrecher! Also, raus mit der Sprache.«
»Frag Sare«, sagte Ollie.
Sare schaute trotzig drein. »Ich habe nicht gewusst, dass er dein Freund ist«, sagte sie. »So oder so war es ziemlich kacke von ihm, in mein Zimmer zu kommen und sich zu mir ins Bett zu legen. Außerdem hat er nach Alkohol gerochen. Als ich ihn aus dem Bett werfen wollte, hat er mich Olga genannt und versucht, mich zu umarmen …«
»Er hat dich für seine Frau gehalten«, erklärte ich.
»Ich bin aus dem Bett gesprungen und habe um Hilfe gerufen.«
»Jedenfalls habe ich den Unhold danach sofort in den Schwitzkasten genommen«, erklärte Duffy stolz. Er hat sich gewehrt wie verrückt …«
»Mit vereinten Kräften haben wir ihn in die Abstellkammer gesperrt. Dort hat er bis vorhin getobt.«
»Ich
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