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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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nach Pfefferminz und schlechtem Atem. »Im Vertrauen: Diese Salami können Sie gar nicht schlechtmachen. Die ist schon schlecht!«
    »Inwiefern?«
    »Ich war von Anfang an dagegen, diese Wurst ins Sortiment aufzunehmen. Leider konnte ich mich nicht durchsetzen.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Und was ist jetzt mit der Wurst?«
    »Zugegeben: Sie ist unser Renner, weil wir sie so billig verkaufen können. Einsneunundneunzig der ganze Ring!«
    »Wahnsinnsbillig!«
    »Ja, nicht wahr? Die Leute kaufen das Zeug wie verrückt. Aber hier im Laden begreifen sie nicht, dass mit jeder verkauften Salami unser Ruf weiter geschädigt wird. Letzte Woche gab es schon fünf Reklamationen, weil den Leuten schlecht geworden ist, nachdem sie die Salami gegessen haben …«
    »Und wieso ist kein Herstellerhinweis auf der Salami?«
    »Na, das können Sie sich doch denken, oder? Wer will für den billigen Mist denn seinen guten Namen hergeben? Außerdem produziert der Hersteller auch andere Wurstwaren, die viel qualitätvoller sind. Die sind dann nur teurer. Viel teurer.«
    »Und wie heißt der Hersteller?««Teuto Wurst.«
    Irgendwie war ich enttäuscht. Teuto Wurst sagte mir nichts. Aber was hatte ich erwartet?«
    »Und wer steckt dahinter?«, fragte ich.
    In diesem Moment tauchte offenbar ein Kollege auf, ebenfalls im Kittel. »Kommst du mal, Heinz?«, fragte er. Es klang wie ein Befehl.
    Die beiden verschwanden hinter einem der Regale. Dort hörte ich sie lautstark streiten.
    Der Lipper Hof war eines der renommiertesten Gasthäuser im Teutoburger Wald. Das lag daran, dass es mit Rolf Zackerl einen der innovativsten Köche Deutschlands aufzuweisen hatte. Zudem hatte er vor ein paar Wochen im Fernsehen vor einem Millionenpublikum gekocht. Seitdem war der Lipper Hof eine noch begehrtere Adresse.
    Als ich auf den Parkplatz fuhr, war ich das einzige Auto. Das Restaurant hatte noch geschlossen. Rolf saß auf der Mauer zum Eingang und wirkte wie ein Müßiggänger. Allerdings trug er seine lange Kochschürze, sodass der erste Eindruck sofort zerstreut wurde. Wahrscheinlich gönnte er sich gerade mal zwei Minuten Pause, bevor er wieder zu seinen Töpfen raste.
    Als er den Blumenstrauß erblickte, begrüßte er mich mit den Worten: »Wochenlang lässt du dich hier nicht blicken, und dann schenkst du mir Blumen. Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Die sind nicht für dich, du Blödmann. Die sind für Maria.«
    Maria Schwarzer hatte den Lipper Hof seit einem Jahr. Ursprünglich hatte sie ihn von ihren Eltern vererbt bekommen. Das war zwanzig Jahre her. Das Restaurant war heruntergekommen und verschuldet gewesen. Jeder war damals davon ausgegangen, dass das Gebäude unter den Hammer kommen würde.
    Maria hatte gerade das Abitur gemacht, als ihre Eltern bei einem Autounfall am Gardasee ums Leben kamen.
    Sie hatte zwar von klein auf im Hotel mitgeholfen, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie man ein Hotel führte. Also verpachtete sie den Lipper Hof, mit dem es in den folgenden Jahren unter verschiedenen Pächtern immer weiter bergab ging. Zum Schluss betrieb ein Türke das Restaurant, und der veranstaltete in den Räumen regelmäßig Bauchtanzabende für seine Landsleute. Die Zimmer wurden zumeist an Monteure und Bautrupps aus dem Ausland vermietet.
    Maria nutzte die Zeit. Sie machte eine Ausbildung als Hotelfachfrau und danach zur Hotelbetriebswirtin. Anschließend ging sie nach England, um in einer Londoner Hotelkette ihre Kenntnisse zu vertiefen. Ihre deutsche Gründlichkeit beeindruckte ihre Vorgesetzten von der Insel derart, dass sie ihr nach drei Jahren anboten, ein eigenes Hotel zu führen. Sie hatte inzwischen gelernt, was ergebnisorientierte Geschäftsführung, Budgetverantwortung und -erstellung, Forecasts, Marketing und Sales, Personalführung und betriebsinternes Controlling alles bedeuteten.
    Zwei Jahre lang saugte sie alles ein, was sie an Erfahrungen sammeln konnte. Statt zehn bis zwölf Stunden, wie bis dahin, arbeitete sie nun sechzehn bis zwanzig Stunden am Tag.
    Mit siebenundzwanzig kam sie zurück in den Teutoburger Wald, um ihr Erbe endlich anzutreten. Ihr eigenes Erspartes hätte vielleicht gerade mal für den Außenanstrich des Lipper Hofes gereicht, aber sie hatte mehr zu bieten: Mit ihrer Erfahrung, einigen Geldgebern im Rücken und mit einem fundierten Konzept überzeugte sie die örtliche Sparkasse, ihr zu vertrauen.
    Bis vor einem Jahr war sie offiziell nur Geschäftsführerin gewesen. Dann hatte sie

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